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Winfried Ellerbrock, Justitiar Stiftung Warentest
Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor? Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?
Für Überraschungen ist täglich häufig gesorgt. Als Justiziar eines Verlages, dem regelmaessig Fragen aus einer Vielzahl von Rechtsgebieten vorgelegt werden, bin ich selbstverständlich in erster Linie mit Fragen des Medienrechts befasst. Die Stiftung Warentest ist ja keine öffentliche, sondern eine in privater Rechtsform geschaffene juristische Person, die allerdings ganz wesentlich öffentlich wahrgenommen wird. Der gesamte Bereich des Wirtschaftsrechts ist zu bearbeiten und ich kann sagen, dass zwischen Arbeitsrecht und Zivilprozessrecht fast alles kommen kann. Ganz wesentlich ist die Auseinandersetzung mit Unternehmen, die ihre getesteten Produkte (Waren und Dienstleistungen) in den Zeitschriften test und Finanztest sowie in www.test.de falsch beurteilt sehen. Dann geht es fast immer um einstweilige Verfügungsverfahren. Es bleibt haeufig wenig Zeit und es kann auch gut vorkommen, das Wochenenden und Nächte durchgearbeitet werden müssen. Aber die Inhalte sind immer spannend und dazuzulernen hat noch nie geschadet. Die Erfolgsquote liegt bei über 90 Prozent, im letzten Jahr (ausnahmsweise) sogar bei 100 Prozent. Die Arbeitszeit ist realistisch mit regelmaessig 9 Stunden aufwärts anzusetzen.
Warum haben Sie sich seinerzeit für ein Studium der Rechtswissenschaft entschieden?
Ich will ganz ehrlich sein: Für ein Kunst- oder Musikstudium hat es bei weitem nicht gereicht. Und: Das Thema Recht und vor allem Gerechtigkeit war mir schon immer sehr wichtig. Idealismus war also auch im Spiel.
Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierende/r erfüllt?
Justitiar bei der Stiftung Warentest bin ich jetzt seit fast 17 Jahren. Und es macht immer noch jeden Tag Freude, auf der richtigen Seite zu stehen. Dazu kommt ganz wesentlich die Zusammenarbeit mit hochqualifizierten Kollegen sehr unterschiedlicher Fachgebiete, insbesondere wissenschaftliche Mitarbeiter und Journalisten. Während meines Studiums hätte ich mit einer solchen Tätigkeit in ihrer inhaltlichen Breite und Tiefe nicht gerechnet.
Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?
Ich bleibe auch hier ehrlich: das wesentliche habe ich in der Referendarzeit und mehr noch in der beruflichen Praxis gelernt. Es gilt generell: 90 Prozent des Erfolges ist Vorbereitung (Zitat nach Käser Training) - Du musst mögen, was du jeden Tag machst - ziehe nie andere über den Tisch - höre immer aufmerksam und mit Respekt vor dem anderen, auch dem Gegner, zu - beteilige Dich nie am Stühle sägen innerhalb der Firma.
Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?
Sprachen und immer wieder Sprachen - mein Manko. Und das Ausland kennenlernen, unbedingt.
Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Das Schreiben der Examenshausarbeit im rechtsgeschichtlichen Institut der FU. Und das Seminar zur forensischen Psychiatrie mit Fallbeispielen.
Welchen Rat würden Sie StudienanfängerInnen geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?
Zielstrebig und immer menschlich seinen Weg gehen, auch noch mit jetzt 55 Jahren neugierig sein auf unbekannte Rechtsgebiete und versuchen, das Ganze in den Blick zu nehmen, schliesslich immer fair gegenüber anderen zu handeln. Und noch eines: es gibt immer jemanden, der besser ist.