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Dr. Stephanie Leupold, Generaldirektion Handel/Europäische Kommission
Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor? Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?
Ich arbeite als europäische Beamtin bei der Europäischen Kommission in Brüssel. Derzeit bin ich in der Rechtsabteilung der Generaldirektion (Außen-)Handelsrecht beschäftigt. Die Abteilung ist zuständig für Streitbeilegungsverfahren in der WTO (z.B. Klage Norwegens und Kanadas gegen die EU wegen Importverbot von Robbenprodukten, Klage der EU gegen China wegen Exportbeschränkungen von Rohstoffen), für die Verhandlung der Streitbeilegegungskapitel in Freihandelsabkommen sowie für allgemeine Rechtsfragen im Zusammenhang mit Freihandelsabkommen, Gesetzgebungsvorhaben im Bereich Außenhandel oder allgemeinen Gutachten zu rechtlichen Fragestellungen im Bereich des Völker-und Europarechts und des Handelsrechts (WTO-Recht) im Speziellen.
Warum haben Sie sich seinerzeit für ein Studium der Rechtswissenschaft entschieden?
Ehrlich gesagt war es eine Mischung aus „Mangel an Alternativen“ und „Schaffung von Optionen“ – ich habe mich für Sprachen interessiert, aber mehr als Mittel zum Zweck als zum Selbstzweck; Geschichte, Philosophie,….aber nicht nur, zudem war ich mir unsicher, welche Berufschancen sich damit später bieten würden. Also schien Jura eine gute Möglichkeit, verschiedene Interessen zu verbinden und mir für später eine breite Basis zu schaffen, die mir viele Möglichkeiten eröffnet.
Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierende erfüllt?
Obwohl mein jetziger Beruf mir auch schon zu Studienzeiten spannend erschien, habe ich ihn nie angestrebt, vielleicht weil ich nicht geplant habe, aus Deutschland wegzugehen und im Ausland zu arbeiten. Ich habe daher zunächst in der deutschen (Bundes-)Verwaltung angefangen zu arbeiten (im Bundesministerium für Finanzen und später für Wirtschaft und Technologie) und bin dann zunächst auf ein Jahr zeitlich befristet für die Zeit der deutschen EU-Präsidentschaft in die Ständige Vertretung gegangen. Von dort aus bin ich für vier Jahre als nationale Expertin in die Kommission, Generaldirektion Handel, gegangen, das heißt als entsandte Beamtin des Wirtschaftsministeriums. Aufgrund einer Mischung von persönlichen und beruflichen Umständen habe ich mich dann entschieden, einen Concours für eine dauerhafte Beamtenstellung in der Kommission zu machen. Das Glück war mit mir und seitdem bin ich als Beamtin dort fest angestellt.
Ich habe mir zuvor keine konkreten Vorstellungen von einer Tätigkeit in der Kommission gemacht, aber die wenigen, allgemeinen Erwartungen, die ich hatte, haben sich im Wesentlichen erfüllt. Das Zusammenarbeiten mit Kollegen aus 27 Mitgliedstaaten ist Herausforderung und Bereicherung zugleich, wobei die positiven Aspekte überwiegen. Das Arbeitsumfeld ist extrem professionell und anregend, die Bedingungen und Arbeitsatmosphäre sehr gut und die Tätigkeiten sehr interessant und vielseitig mit jeder Menge Möglichkeiten zur ständigen Weiterbildung.
Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?
Sicherlich nutze ich heute auch noch die juristischen Inhalte (insbesondere Völker-und Europarecht), aber am wichtigsten war sicherlich die Ausprägung analytischen Denkenvermögens und die Fähigkeit, die Ergebnisse strukturiert, verständlich und überzeugend zu präsentieren.
Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?
Der Erwerb von Fremdsprachen (ich habe ein Jahr in Paris studiert und in Berlin fachspezifische Fremdsprachenkurse besucht) sowie Grundlagen im Völker-und Europarecht sind sicherlich nützlich.
Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Der Täter hinter dem Täter……;-)
Welchen Rat würden Sie StudienanfängerInnen geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?
Frühzeitiges Interesse an Europa und Fremdsprachen, aber ansonsten einfach eine gute Grundausbildung, Weltoffenheit und vielleicht mal ein Praktikum in Brüssel…..