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Nils, 32, Journalist NDR
Wie sieht Ihr Berufsalltag aus?
Mein Berufsalltag lässt sich in drei Bereiche einteilen: erstens, Themensuche. Als Medienjournalist bedeutet das vor allem, andere Medien zu beobachten, Debatten im Netz früh zu erkennen und mir darüber Gedanken zu machen, welche Themen relevant sind und meine Zuschauer:innen (und meine Redaktion) interessieren könnten. Zweitens, Organisatorisches. Ich nehme regelmäßig an Redaktionskonferenzen teil, in denen ich meine Themen vorschlage, treffe Absprachen mit meinen Kolleg:innen, bilde mich so oft es geht auch weiter. Drittens, Produktion. Sobald ich einen Auftrag habe, gehe ich in die Recherche, führe Hintergrundgespräche und Interviews, fahre mit Kameraleuten auf Drehs. Mit einem Storyboard gehe ich schließlich in den Schnittraum, wo ich mithilfe von Kolleg:innen einen Beitrag produziere, den ich meistens auch mit meiner Stimme aus dem Off vertone.
Warum haben Sie sich seinerzeit für ein Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft entschieden?
Aus Interesse an der Schnittmenge von Medien und Politik. In modernen, demokratischen Gesellschaften funktioniert politische Meinungs- und Willensbildung nunmal nicht ohne redaktionelle und soziale Medien. Im Nebenfach habe ich mich dementsprechend für Politikwissenschaft am OSI entschieden, was vor allem hinsichtlich der politischen Theorie eine große Bereicherung für mich war.
Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierender, erfüllt?
Journalismus hat mich schon seit der Schule interessiert, war aber angesichts der bescheidenen Verdienstaussichten nur der Plan B. Als einzige Option erschien mir der Berufseinstieg durch ein Volontariat im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, wo journalistische Arbeit inklusive der Ausbildung vergleichsweise fair bezahlt wird. Das Problem: Um sich dort erfolgreich zu bewerben, musste man auf den ersten Blick schon zahlreiche schlecht- oder unbezahlte journalistische Vorerfahrung vorweisen. Ich habe mich schließlich auf gut Glück, ohne eine lange Liste an namhaften Praktika, beim NDR beworben - und wurde angenommen. Die Entscheidung für meinen jetzigen Beruf war damit gefallen. Meine Erwartungen daran wurden bislang erfüllt.
Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, was Sie während des Studiums gelernt haben?
Der kritische Rationalismus als Grundprinzip: die Einsicht, dass man einfachen Erklärungen - allen voran den eigenen - misstrauen sollte. Dass man sich die Argumente der Gegenseite gut anhören sollte. Dass man seine eigene Position durch Erkenntnis auch verändern kann. Und schließlich, dass eine starke Theorie auch starke Methoden braucht, um sie empirisch zu prüfen.
Was hat Ihnen das Publizistik-Studium für Ihren späteren Beruf gebracht? Was hat Ihnen gefehlt?
Ziemlich viel! Tatsächlich hat mein jetziger Beruf als Medienjournalist inhaltlich große Schnittmengen mit meinem Studium. Beispiel: Im Modul zum Mediensystem der BRD habe ich mich damals mit den Grundlagen, Aufgaben und Funktion des öffentlich-rechtlichen Rundfunks befasst. Ein Thema, das mir geholfen hat, viele Probleme in meinem Job einzuordnen - und leider auch eines, über das in der Öffentlichkeit viele Missverständnisse kursieren.
Gefehlt haben mir damals, Anfang der Zehnerjahre, hilfreiche Erklärungen für eine Öffentlichkeit unter Bedingungen digitaler Kommunikation. Ich vermute aber, dahingehend haben sich Forschung und Lehre inzwischen stark verändert.
Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Berufszweig nützlich oder essentiell sind?
Arbeit mit der Kamera und einem Schnittprogramm. Im Bewegtbildjournalismus sind – auch aufgrund der Sparzwänge im öffentlich-rechtlichen Rundfunk – Videojournalist:innen, die ihre Beiträge selbst produzieren können, immer gefragter. Für Studierende, die sich für Datenjournalismus interessieren, empfehle ich das Erlernen einer oder gar mehrerer Programmiersprachen, z.B. Python. Ich wage mal die Prognose: Die Nachfrage nach fähigen Datenjournalist:innen wird in Zukunft zunehmen.
Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Da gibt es viel Besonderes: zahlreiche Begegnungen mit tollen Kommiliton:innen und Dozent:innen. Spannende Diskussionen im Seminar ebenso wie quälend langweilige Vorlesungen. Heiße Sommertage in der OSI-Bibliothek, die mit einem Sprung in die Krumme Lanke endeten. Ich denke gern an die Zeit in Dahlem zurück.
Haben Sie nach Ihrem BA-Abschluss noch ein Master-Studium absolviert oder planen Sie dieses?
Ja, ich habe einen Master in Sozialwissenschaften an der HU absolviert.
Welchen Rat würden Sie Studienanfängerinnen und -anfängern geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?
Bloß nicht einschüchtern lassen von den großen, renommierten Zeitungen und Sendern. Die brauchen junge Leute – mehr als andersherum!