Fu-logo-text-2x
Drucken

Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (B.A.)

Diese Seiten können nicht richtig dargestellt werden, da Sie Ihren Internet Explorer mit aktivierter Kompatibiltätsansicht verwenden. Wir empfehlen 'fu-berlin.de' aus der Liste der Websites mit aktivierter Kompatibilitätsansicht zu entfernen:

  1. Blenden Sie bitte in Ihrem Internet Explorer die Menüleiste ein, indem Sie entweder 'Alt' drücken oder in der Adressleiste mit der rechten Maustaste klicken und dann 'Menüleiste' auswählen.
  2. Klicken Sie auf 'Extras' und wählen das Menü 'Einstellungen der Kompatibilitätsansicht' aus.
  3. Wählen Sie unter 'Zur Kompatibilitätsansicht hinzugefügte Websites' 'fu-berlin.de' aus.
  4. Klicken Sie auf 'Entfernen'.

Alexander, 31, Gründer und Chefredakteur Kater Demos

Stellen Sie bitte kurz Ihren Beruf vor. Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten, usw.)?

Seit 2015 bin ich Chefredakteur und Gründer des utopischen Politikmagazins Kater Demos, welches ich mit meiner damaligen Mitstudentin Franziska Teubert in die Welt gesetzt habe. Kater Demos ist ein Printmagazin: politisch, zukunftsorientiert, konstruktiv, humanistisch – und mit ein bisschen »Cat-Content«, weil wir glauben, dass Politik auch Spaß machen darf. Neben den klassischen redaktionellen Tätigkeiten (Artikel schreiben, Redaktion koordinieren) verlangt der Job als Gründer allerdings eine ganze Menge anderer Fähigkeiten: Strategieentwicklung, Businesspläne schreiben, doppelte Buchführung, Onlinestore bauen, Marketing, Eventkonzeption, Öffentlichkeitsarbeit, Netzwerken – und vieles mehr! Meinen Arbeitsalltag stelle ich mir gerade selbst zusammen und entscheide, wann und wie ich Lust habe zu arbeiten. Das ist gerade ein großer Luxus und viel Spaß, auch wenn wir das als 50köpfiges Team gerade noch ehrenamtlich tun (aber auch daran arbeiten wir). Kurz vor Redaktionsschluss und Release der Ausgaben sitzt man aber zuweilen auch schon mal noch ein ganzes Wochenende dran.

Warum haben Sie sich seinerzeit für ein Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft entschieden?

Schon seit der Schulzeit habe ich mich für »was mit Medien« interessiert. In der fünften Klasse habe ich eine eigene Zeitung gemalt, später viele Jahre das Schulradio gemacht. Da lief es irgendwie zwangsläufig auf Publizistik- und Kommunikationswissenschaft als einzigen »semi-journalistischen« Studiengang an einer Berliner Universität hinaus. Und in Berlin kam beides zusammen: Eine großartige Stadt und ein Studium, das mich interessierte. Allerdings war es damals im Jahr 2005, als ich mit dem Studium anfing, noch ein wenig chaotisch. Dank Bologna war der Bachelor noch relativ neu und in Erprobung: Es gab zum Beispiel keine Nebenfachstudienordnungen, sodass man studieren konnte, was man wollte – Prinzip »Blümchenwiese« hieß das damals. Das Institut war anno 2005 noch auf dem Campus in Lankwitz und stark unterbesetzt; dadurch war aber der Zusammenhalt der Studierenden umso höher. Und es hatte noch ein Gutes: So hatte ich sogar die Möglichkeit, meinen Zweitwunsch im Nebenfach zu studieren: Psychologie. Auf der anderen Seite stand auch immer das Interesse an Politik, das konnte ich dann perfekt mit dem Master »Medien und politische Kommunikation« am gleichen Institut fortsetzen.

Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierende/r, erfüllt?

Die Entscheidung kam dann wiederum tatsächlich erst recht spät. Ich bin nach dem Studium erst einmal als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni geblieben, da ich eigentlich vorhatte zu promovieren. Das hat aber leider nicht so geklappt, wie ich mir das vorgestellt hatte, darum habe ich abgebrochen. Danach kam ein kleiner Ausflug in die PR: In einer Berliner Agentur habe ich u.a. zwei Wahlkämpfe (Bundestags- und Europawahl) mitgemacht. Aber mir war schnell klar, dass das Agenturleben auch so gar nicht meins ist. Dann ging es erst einmal nach Kanada zum »Selbstfindungstrip« und danach stand für mich fest: Du musst jetzt dein eigenes Ding machen – anders funktioniert das für dich nicht! Und so entstand Kater Demos. Seminare an der Uni gebe ich aber dennoch bisweilen, der Spaß an der Lehre hat sich auf jeden Fall festgefressen.

Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, was Sie während des Studiums gelernt haben?

Vor allem sich selbst zu organisieren. Auf Menschen zuzugehen, um dann tolle neue Freundschaften zu knüpfen, weil man sonst heillos im Berliner Großstadt-Universitätstrubel untergangen wäre. So sind es dann letztlich fast eher die ganzen »soft skills«, die man wahrscheinlich nirgends so gut lernt wie an einer Massenuniversität. Zu Studienbeginn gab es sogar noch Seminare mit 150 Teilnehmern und Referatsgruppen, die aus 20 Studierenden bestanden. Später wurden die Zustände am Institut viel besser, und man hat auch viel mehr aus den Veranstaltungen für sich mitnehmen können.

Und inhaltlich ist ausdrücklich eines hängengeblieben: das kritische Denken! Hierfür war vor allem Prof. Hans-Jürgen Weiß maßgeblich, der das Institut damals fast im Alleingang geschmissen hat und zugleich versucht hat, den Studierenden dennoch ein gutes Gefühl zu geben. In seinen Methodenvorlesungen lernte man die Welt kritisch zu hinterfragen. Wie entstehen eigentlich Forschungsergebnisse? Was ist eigentlich das dahinterliegende Forschungsinteresse? Wie lese ich Statistiken? Das Institut hat hier, trotz theoretischem Fokus des Studiums, letztlich viel praktisches Wissen geliefert, welches man auch in seiner Arbeit als Journalist im Grunde jeden Tag einsetzen kann. Manchmal purzeln noch so Sätze wie »Das korreliert doch nicht!« oder »Ich bin doch Systemtheoretiker!« aus einem heraus.

Was hat Ihnen das Publizistik-Studium für Ihren späteren Beruf gebracht? Was hat Ihnen gefehlt?

Zu verstehen, wie »Öffentlichkeit« funktioniert, ist essenziell für die Arbeit als Journalist. Dieses Wissen fehlt vielen aus den Journalistenschulen, die dafür wiederum mehr Technik gelernt haben und somit besser praktisch ausgebildet sind. Die journalistische Praxis kam demnach im Studium etwas zu kurz, das wurde den Studierenden aber fairerweise auch gleich am ersten Tag gesagt: »Wir sind keine Journalistenausbildung!«. Bei den ganzen Fragen, die sich heute für mich als Geschäftsführer stellen – Medienrecht, Medienökonomie, Verlagswesen, Fundraising, Vertrieb etc. – , hätte ich mir mehr theoretisches Wissen auch aus diesen Bereichen gewünscht. Die ökonomische Grundbildung kommt im Studium auf jeden Fall zu kurz, allerdings war während meines BA-Studiums auch die Professur für Medienökonomie größtenteils nicht besetzt. Was den schnellen Wandel der Medienwelt mit ihrer Transformation ins Digitale betrifft, ist Wissenschaft per se natürlich immer ein Stück zu langsam, dennoch hätte ich mir auch hier mehr Lehre mit aktuellem Bezug gewünscht.

Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Berufszweig nützlich oder essentiell sind?

In Bezug auf das oben Kritisierte wird man ja ein bisschen im fächerübergreifenden Studienbereich Allgemeine Berufsvorbereitung (ABV) des Bachelors fündig. Da sind aber die Veranstaltungen oft nicht auf die spezifischen Fragen der einzelnen Studiengänge zugeschnitten, sodass auch dort nicht immer so viel hängenbleibt. Also hier wäre mein Tipp, sich vielleicht selber noch Weiterbildungsmöglichkeiten zu suchen – oder mal zu schauen, was das Lehrangebot der anderen Universitäten hergibt: Als Berliner Student darf man sich ja meist fast überall mitreinsetzen, wenn man nett fragt. Praktika helfen natürlich, um in verschiedene Berufszweige reinzuschnuppern, man sollte es aber auch nicht übertreiben. Lieber ein richtig gutes und längeres Praktikum, als fünf zweiwöchige Schnupperpraktika. Neben dem Studium hatte ich das große Glück, fast vier Jahre als HiWi am Institut arbeiten zu dürfen. Das hat nicht nur das Studium mitfinanziert, sondern auch noch einmal einen ganz anderen Einblick in die Funktionsweisen der Wissenschaft gegeben, dafür bin ich sehr dankbar. Was ich irgendwie verschnarcht habe, war ein Auslandssemester zu machen: Das ist das Einzige, was ich im Bezug aufs Studium wirklich bereue.

Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Im Grunde letztlich das ganze Studium. Auch wenn Vieles sehr chaotisch war, war es extrem lustig und schön. Noch heute ist der Großteil meiner Freunde aus der Studienzeit, und ich habe einen ganzen Fundus an lustigen Anekdoten zu erzählen. So endete eine Vorlesung zum Semesterende beispielsweise mit der Verabschiedung durch die Professorin: »Ich würde Ihnen gerne noch etwas wünschen, aber mir fällt nichts ein. Darum gehe ich jetzt!«

Haben Sie nach Ihrem BA-Abschluss noch ein Master-Studium absolviert oder planen Sie dieses?

Wie oben erwähnt, hatte ich den institutseigenen Master »Medien und politische Kommunikation« direkt hintendran gehängt. Ich wollte in Berlin bleiben und auch meinen HiWi-Job weitermachen, insofern war der Master die richtige Wahl. Auch hier war alles ein wenig chaotisch, da wir 2008 der allererste Masterjahrgang waren. Aber das Chaos gehört wohl am Ende dazu – und so ergaben sich auch Gestaltungsspielräume, und wir konnten dem Institut viel Feedback geben, wovon spätere Masterjahrgänge auf jeden Fall profitiert haben.

Welchen Rat würden Sie Studienanfängerinnen und -anfängern geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?

Für alle, die auch darüber nachdenken, in den Journalismus zu gehen: Der Journalismus steckt in einer schwierigen Zeit. Niedrige Löhne, gerade für Berufsanfänger, kaum feste Arbeitsverträge, geschweige denn unbefristete. Man muss es schon wirklich wollen, um hier nicht entnervt aufzugeben. Ich kenne viele begabte Schreiberlinge, die stattdessen letztlich doch in der PR gelandet sind. Ich sage nur: Nicht aufgeben und dranbleiben! Mein 10jähriges Klassentreffen nach dem Abi hat mich beruhigt und aufgemuntert: Fast alle Lebenswege waren bunt und chaotisch und bestimmt vom Wandel und Ausprobieren. Nach dem Studium 40 Jahre beim gleichen Arbeitgeber zu bleiben, existiert heute praktisch nicht mehr – und das hat ja wiederum auch etwas Positives. Und die Welt da draußen braucht kritische, denkende Geister und zwar an den richtigen Stellen der Öffentlichkeit.