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Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (B.A.)

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Matthias, 36, Senior Account Manager

Wie sieht Ihr Berufsalltag aus?

Die Tätigkeitsschwerpunkte meines Jobs als Berater in einer PR-Agentur erstrecken sich über die tägliche Pressearbeit inklusive dem Verfassen von PR-Texten und dem Kontakt zu Medienvertretern über die strategische PR-Beratung der Kunden bis zur Planung und Umsetzung größerer Kampagnen oder Veranstaltungen. Inhaltlich ist es größtenteils Produkt- und Corporate PR für Kunden aus der IT-Branche. Die Arbeitsprozesse laufen zu einem großen Teil digital ab, neben der E-Mail und dem Telefon als immer noch wichtigste Kommunikationstools nutzen wir aber auch Kommunikations- und Video-Chat-Plattformen wie Skype for Business oder Facebook at Work (in diesem Fall für die interne Kommunikation). Meine Arbeitszeiten darf ich sehr flexibel handhaben, was einerseits an einem entsprechenden Agenturangebot für die eigenverantwortliche Zeiteinteilung liegt, andererseits an meiner privaten Situation – an zwei oder drei Wochentagen betreue ich meine Tochter nach der Kita und arbeite daher vom Homeoffice aus und nicht im starren Nine to Five-Block.

Warum haben Sie sich seinerzeit für ein Publizistik-Studium entschieden?

Der Abschluss bot mir die Möglichkeit, in die PR-Branche einzusteigen. Mein Berufswunsch PR-Berater stand somit bereits vor Beginn des Studiums fest.

Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierender, erfüllt?

Nach dem Abschluss meiner Lehre zum Bürokaufmann fing ich an zu grübeln, ob es das jetzt sein soll für den Rest meines Lebens oder ob es nicht etwas gibt, was meiner „Berufung“ eher entspricht. Ich jonglierte mit meinen persönlichen Interessen und den Dingen, die ich auf privater Basis bereits machte, u.a. Führung eines Jugendclubs inklusive regelmäßigen Austauschs mit diversen Institutionen vom Ortschaftsrat bis hin zum Jugendamt. Viele Elemente meines jetzigen Berufs – ob Sprachrohr nach außen, interne Kommunikation, Texten und Ideenentwicklung, Organisation von Veranstaltungen usw. – steckten da bereits drin, wenn auch auf wesentlich niedrigerem Niveau. Aus diesen Überlegungen formte sich mein Berufswunsch, sodass ich mich auf die Suche nach passenden Studiengängen machte.

Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, was Sie während des Studiums gelernt haben?

Neben fachlichen Aspekten wie dem guten Einblick in die Medienbranche bzw. in die Arbeitsweisen von Medien und PR-Verantwortlichen waren es vor allem die Selbstorganisation und das konsequente Hinarbeiten auf ein Ziel mit allen zugehörigen Zwischenschritten sowie dem richtigen Timing.

Was hat Ihnen das Publizistik-Studium für Ihren späteren Beruf gebracht? Was hat Ihnen gefehlt?

Das Studium brachte mir größtenteils wichtige theoretische Grundlagen in Sachen Kommunikation, Medien- und PR-Branche sowie erste praktische Erfahrungen. Da mein Studienziel frühzeitig feststand, habe ich zudem gezielt ergänzende Nebenfächer ausgewählt und Veranstaltungen in Politikwissenschaft, Soziologie und Psychologie belegt. Das erhöhte nicht nur das Allgemeinwissen, es half vor allem gewisse Sachverhalte in der Praxis unter verschiedenen Gesichtspunkten zu betrachten.

Ob mir etwas gefehlt hat? Als erste Bachelor-Kohorte am Institut überhaupt kann man an dieser Stelle sicherlich viele Punkte aufzählen, da die Struktur und die Inhalte des Bachelor-Studiengangs bei seiner Einführung im Jahr 2003 auch für das Institut ein Novum waren. Hier hat sich schon bald in Sachen Organisation, Prozesse, Abläufe und angebotene Inhalte vieles verändert und sicherlich ist die Situation damals mit der von heute nicht mehr vergleichbar.

Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Berufszweig nützlich oder essentiell sind?

Immer wichtig ist eine organisierte und strukturierte Arbeitsweise, unser Arbeitsalltag wäre sonst reinstes Chaos. Und Kommunikations- und Präsentationsfertigkeiten zu trainieren ist ebenfalls empfehlenswert. Klar weiß ich noch, wie es einem vor den ersten Referaten – ob alleine oder in der Gruppe – erging, da war sicherlich keiner ein großer Fan von (außer man ist bereits direkt als „Rampensau“ geboren). Doch genau das erwartet einen im Beruf so oder so, seien es Gespräche mit oder Vorträge vor Kunden, Partnern oder Kollegen. Es gilt hier im wahrsten Sinne des Wortes: Übung macht den Meister (und bringt später automatisch mehr Sicherheit, auch in schwierigen Situationen). Daher gerne während des Studiums damit anfangen. Zu inhaltlichen Aspekten, die man aus dem Studium ziehen sollte, lässt sich an dieser Stelle weniger sagen – das hängt ganz davon ab, ob der spätere Beruf schon feststeht oder nicht. In meinem Fall waren es die Nebenfächer u.a. in Organisations- und Kommunikationspsychologie, Soziologie und Politik. Das bringt mir auch heute noch einigen guten Background. Wer daher schon weiß, wo die Reise später hingeht: Fragt doch in den ersten Tagen die Professoren oder Dozenten, was sie ergänzend zum Studiengang empfehlen. So habe ich es beispielsweise getan. Wer zudem noch Einblick in den Arbeitsalltag einer Agentur bekommen möchte, sollte ein Praktikum anstreben. Es existieren immer noch sehr viele Mythen, und die meisten Praktikanten, die zu uns stoßen, zeichnen teils recht abstruse Bilder und Vorstellungen vom Berufsalltag in einer Agentur – etwa, dass hier ein Mix aus dauertelefonierenden Anzugträgern und „in Kreativität versunkenen“ Hipstern von frühmorgens bis in die Nacht an Image-Kampagnen schustert und sich dann jeden Freitag an der Bar selbst zum Abschuss freigibt, um erst am Wochenende die Familien wiederzusehen.

Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Als erste Bachelor-Kohorte am Institut waren wir zu sehr viel Selbstorganisation gezwungen und mussten frühzeitig die richtigen Entscheidungen treffen lernen, wenn wir das Studium in der Regelstudienzeit abschließen wollten. Ein anderer Aspekt, der sicherlich in Erinnerung bleiben wird, sind die langen Vorlesungen in Empirischer Kommunikationsforschung und die dauernde Frage, ob man den Stoff jemals wieder braucht.

Haben Sie nach Ihrem BA-Abschluss noch ein Master-Studium absolviert oder planen Sie dieses?

Nach meinem Bachelor-Studium habe ich kein Master-Studium absolviert bzw. plante dies nicht mit der einfachen Begründung, dass in meinem Beruf praktische Erfahrungen durch kein weiteres Studium zu ersetzen und karrieretechnisch oftmals mehr wert sind. Und ehrlich: Als erste Bachelor-Kohorte musste man schließlich mit keinen Master-Absolventen um den Einstieg in den Beruf ringen. Mein Werdegang in den ersten Jahren nach dem Studium sowie meine Erfahrungen im Bewerbungsprozess bestätigten mich in dieser Meinung. Dem zweijährigen Master-Studium zog ich somit zwei Jahre in der Praxis vor, was mich in keiner Weise für spätere Bewerbungen benachteiligte.

Nach einigen Jahren in der Branche und etwas mehr Abstand zum Studium kann ich diesen Schluss ruhigen Gewissens für mich selbst immer noch ziehen, da durch meine Berufserfahrung bei mir heutzutage kaum noch auf den Abschluss geschaut werden würde, sondern eher auf Erfahrungen, Tätigkeitsschwerpunkte und Qualifikationen. Allerdings hat sich die Situation für Absolventen zwischenzeitlich gewandelt – wir merken das an den Bewerbungen, die regelmäßig bei uns eintrudeln. Die Konkurrenzsituation scheint aktuell stark auf den Master geprägt zu sein, sodass meine eigene Überlegung von damals – immerhin schon über zehn Jahre her – womöglich nicht mehr ziehen würde.

Welchen Rat würden Sie Studienanfängern geben, die später ebenfalls in die Öffentlichkeitsarbeit bzw. in den Journalismus bzw. in die Meinungsforschung gehen wollen?

Sich frühzeitig auf das Studienziel festzulegen, da man so effektiver studieren kann. Im Studium selbst sind das Berufsfeld ergänzende Nebenfächer hilfreich, allerdings ist ein hoher Praxisanteil bereits während des Studiums das Wichtigste überhaupt. Dies betrifft die Fähigkeiten zu präsentieren, sich anderen gegenüber mitzuteilen, eine eigene Schreibe zu entwickeln und natürlich die praktischen Grundlagen der Öffentlichkeitsarbeit zu lernen – sofern angeboten. Und sich immer vor Augen führen, dass dies nur die Grundlagen sind – die Praxis mit all ihren prägenden Erfahrungen kann dadurch nicht ersetzt werden.