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Filmwissenschaft (B.A.)

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Beatrice Behn, Filmkritikerin, Filmjournalistin, Kuratorin und Lektorin

Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor: Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?

Den EINEN Beruf gibt es bei mir nicht. Ich arbeite als Filmkritikerin, Filmjournalistin, Kuratorin und Lektorin. Mein Berufsalltag ist im Grunde zweiteilig. Einen Teil des Tages arbeite ich als Chefredakteurin für kino-zeit.de, einem Onlinemagazin für Filmkritik. Hier organisiere ich hauptsächlich die Textvergabe, da wir alle Filme, die einen Kinostart haben, mit einer Filmkritik versehen. Mit KollegInnen erarbeite ich dann das Tagesprogramm, die Social-Media-Inhalte und mit AutorInnen interessante Thementexte. Mein Hauptschwerpunkt sind Filmfestivals, von denen ich regelmäßig vor Ort berichte (Berlinale, Cannes, Locarno, Venedig etc.). Ich schreibe Filmkritiken und mache mit KollegInnen Videologs, in denen wir die Festivalfilme besprechen (oder: über die Festivalfilme sprechen). Diese schneide und bearbeite ich selbst. Ich schreibe auch für andere Publikationen online, im Print und mache ab und an Radiobeiträge. All diese Aufträge biete ich an oder werden mir angeboten. Hier ist es vor allem wichtig, seine Zeit gut einzuteilen und zu organisieren, denn man braucht auch viel Zeit z.B. für das Besuchen von Pressevorführungen, die jeden Tag stattfinden. Im Wintersemester unterrichte ich gelegentlich an der FU Berlin im ABV-Bereich einen praktischen Kurs in film- und kulturkritischem Schreiben. In den vorigen Jahren habe ich auch viel bei Filmfestivals mitgearbeitet bzw. auch ein eigenes aufgebaut. Aufgrund fehlender Zeit habe ich das aber im Augenblick eingestellt. Ganz klar definierte Arbeitszeiten habe ich nicht. Ich arbeite eher projektbasiert. Je nachdem, wann meine Deadlines sind, arbeite ich zwischen sieben und fünfzehn Stunden.

Warum haben Sie sich seinerzeit für dieses Studium der entschieden?

Ich habe mein Abitur im zweiten Bildungsweg gemacht und vorher in sehr vielen verschiedenen Jobs gearbeitet. Keiner dieser Jobs hat mich je glücklich gemacht. Film und Kino machen mich glücklich, hier habe ich mich immer zu Hause gefühlt. Ich habe Filmwissenschaft studiert, weil mich der Umgang mit dieser Kunstform langfristig interessiert und immer wieder herausfordert. Genau was ich brauche, damit mir nicht langweilig wird.

Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierende erfüllt?

Das war keine bewusste Entscheidung. Ich wollte während des Studiums alles ausprobieren was die Branche hergibt, außer PR. Also habe ich ein Praktikum bei einem Verleih gemacht, eines bei dem ich Biografien von Regisseuren verfassen durfte und so kam ich aufs Schreiben. Ich liebe Filmfestivals, also habe ich mich auch hier ausprobiert. Der Rest kam von allein. Relativ breit aufgestellt bin ich zum einen, weil es mir so mehr Spaß macht, zum anderen aus monetären Gründen. Die Branche ist hart, es ist besser ein Tausendsassa zu sein.

Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?

Grundlegendes filmhistorisches Wissen war wohl das Wichtigste. Danach das Erlernen von Filmanalyse. Das sind meiner Meinung nach die wichtigsten Voraussetzungen für einen kritischen Umgang. Alle anderen Kurse waren interessante Wege, sich in spezifische Themen tiefer einzuarbeiten. Für meinen Beruf an sich waren aber vor allem die Praktika entscheidend.

Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?

Praktische Erfahrungen sind das Wichtigste. Ich habe lange gebraucht, bis ich meinen Abschluss gemacht habe, weil ich sehr viel nebenbei gearbeitet habe. Das Studium ist ein gutes Fundament, aber ohne praktische Erfahrungen ist es extrem schwer Fuß zu fassen.

Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Meine erste Hausarbeit war eine Filmanalyse und ich bekam das Feedback, dass die Analyse schrecklich ist, aber der Text hervorragend geschrieben. Da wusste ich, dass ich schreiben will. Sobald ich die Analyse wirklich kann.

Außerdem ist mir ein Kurs bei dem wunderbaren Jun.-Prof. Thomas Morsch zu Komödie, Horror und Ekel sehr in Erinnerung geblieben, der in einen kleinen Exkurs zu John Waters mündete. Hier habe ich gelernt, dass es schwer, aber wichtig ist, offen zu sein und zu bleiben für alles, was sich in dieser Kunstform tummelt. Seien es Mainstreamfilme von Michael Bay oder eben kleine, schrubbelig-verrückte Filme von Menschen aus Baltimore, die sich dabei filmen, wie sie Verkehr mit einem Huhn haben. Es sind unendliche Weiten und sie haben alle ihren Mehrwert.

Welchen Rat würden Sie StudienanfängerInnen geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?

Mutig sein. Selbst wenn ihr keine Leute kennt, schreibt sie an. Fragt nach Praktika, nach Möglichkeiten euch auszuprobieren. Probiert alles aus, macht jeden Quatsch mal mit (verlangt aber Geld dafür, selbst wenn es nur symbolisch ist) und guckt, was wirklich eure Leidenschaft weckt. Genau dort forscht dann weiter und probiert weiter. Die Branche ist klein, Aufträge zu bekommen ist schwer, vor allem am Anfang, aber es ist nicht unmöglich. Und lasst eure Texte redigieren!