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Filmwissenschaft (B.A.)

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Point-of-View (Filmanalyse)

Lesen Sie bitte den Einführungstext und sehen Sie sich anschließend den Filmausschnitt an. Beantworten Sie dann die unten stehenden Analysefragen.

In seinem Aufsatz „Die Point-of-View-Struktur“ beschreibt Edward Branigan (*1945) die filmischen Kompositionselemente, die es dem Zuschauer ermöglichen, bestimmte Kameraeinstellungen als subjektive Einstellungen einer Filmfigur zu identifizieren. Diese Konstruktion nennt sich „Point-of-View-Struktur“. Durch üblicherweise zwei Einstellungen, die durch eine Kombination von verschiedenen Merkmalen definiert werden, wird bildlich erzählt, dass eine Einstellung dem Blickwinkel (Point-of-View / POV) einer bestimmten Figur entspricht.

Aufbau der Point-of-View (POV) -Struktur

Einstellung A: Etablierung eines bestimmten Punktes im Raum, von dem aus die Figur blickt.

Einstellung A zeigt die Figur im Raum, die etwas außerhalb des Bildes (= im Off) erblickt.

Einstellung B: Die Kamera positioniert sich am zuvor etablierten Blick-Punkt und zeigt aus dieser Perspektive das anvisierte Objekt. Einstellung B wird Point-of-View-Einstellung genannt.

Literatur: Edward Branigan: Die Point-of-View-Struktur. In: Montage AV. Figur und Perspektive (2). 2007 [O: 1984], S.45-70

JAWS (DER WEISSE HAI, USA, 1975, R: Steven Spielberg)

Zusammenfassung der bisherigen Handlung:

In einem Ferienort an der US-Küste fand in der Nähe des Strandes ein Haiangriff statt, bei dem eine junge Frau getötet wurde. Brody, der Polizist des Ortes, möchte daraufhin den Strand für Badegäste sperren lassen. Aus Sorge, dass die Touristen wegbleiben, stellt sich ihm der Bürgermeister entgegen, woraufhin die Strände weiterhin geöffnet bleiben. In der anschließenden Szene beobachtet Brody besorgt die Strandsituation.

Diese Szene soll im Folgenden analysiert werden (TC: 00:13:02 - 00:17:27). Bitte sehen Sie sich den Filmausschnitt (4:25 Min.) an und achten Sie dabei auf die szenische Inszenierung. Was fällt Ihnen in Bezug auf die zuvor erläuterte Point-of-View-Struktur auf?

Ausschnitt aus "Jaws" ("Der Weisse Hai"). 30th Anniversary Edition (DVD). Universal Studios. Universal Pictures Germany GmbH. 2005

Welche Perspektive nimmt die Kamera in der Point-of-View-Einstellung ein?

Die Point-of-View-Einstellung (POV) zeigt dem Zuschauer das, was die Figur sieht. Dabei nimmt die Kamera den Blickpunkt bzw. die subjektive Perspektive der Figur ein.

Damit eine Kameraeinstellung als Point-of-View-Einstellung identifiziert werden kann, bedarf es einer weiteren Einstellung, die zeigt, dass die Figur etwas erblickt.

Erst die Kombination dieser beiden Einstellungen etabliert eine Point-of-View-Struktur.

Ist die erste Einstellung der Szene eine Point-of-View-Einstellung?

Es ist eine gängige filmische Konvention, durch die Wahl einer hohen Brennweite (Teleobjektiv) und eine leichte Kamerabewegung den Eindruck zu erwecken, dass es sich um ein subjektiv beobachtetes Geschehen handelt. Dennoch ist die erste Einstellung keine Point-of-View-Einstellung. Anstelle von zwei klar getrennten Einstellungen – dem Blick der Figur und dem erblickten Objekt – haben wir eine Kamerafahrt, die das Strandgeschehen und den Blick der Figur Brody vereint. Entscheidend sind jedoch zwei Faktoren, die einen POV hier ausschließen:

  • der Standpunkt der Kamera, welche sich vom Wasser zur Figur Brody bewegt
  • der abschließende Blick Brodys in die Ferne, der nicht auf das zuvor gezeigte Strandgeschehen gerichtet ist

Bei welchen Figuren lässt sich eine eindeutige Point-of-View-Struktur im Sinne Branigans erkennen?

Um eine Point-of-View-Struktur festzustellen, müssen wir uns fragen, ob in der Inszenierung eine bestimmte Einstellung eindeutig dem Blick einer bestimmten Figur zugeordnet werden kann. Wir müssen uns fragen, ob ein Blick bewusst konstruiert wurde.

In unserer Szene gibt es bestimmte Blickachsen; so schauen beispielsweise alle Figuren, die am Strand liegen, tendenziell zum Wasser. Dies muss aber nicht heißen, dass eine Figur, die als „zum Wasser schauend“ gezeigt wird, auch genau das sieht, was in der darauffolgenden Einstellung geschieht.

Die eindeutige Inszenierung einer Point-of-View-Struktur ist in unserem Beispiel nur bei Brody der Fall.

In JAWS und auch in dieser Szene gibt es eine Besonderheit, und zwar wird auch die Präsenz des Hais durch seinen POV markiert. Dabei wird jedoch die Point-of-View-Struktur im Sinne Branigans nicht eingehalten, weil wir nur den Blick des Hais sehen, nie aber, wie er blickt. Stattdessen hören wir eine markante nicht-diegetische Musik, die den Hai ankündigt und die mit seinem POV zusammen einsetzt.

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