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Frédéric Jaeger, Freier Filmkritiker, Chefredakteur critic.de, Künstlerischer Leiter "Woche der Kritik"
Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor: Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?
Als Filmkritiker schreibe ich über einzelne Filme, Filmfestivals, -politik und -wirtschaft. In Absprache mit RedakteurInnen von Tageszeitungen, Onlineportalen, Wochenzeitungen etc. verfasse ich Berichte, Kolumnen, Kritiken. Der Arbeitsalltag ist bei mir, weil ich nicht so viel über aktuelle Kinostarts schreibe, recht abwechslungsreich. Ich reise auf Filmfestivals, sichte Filme bei Pressevorführungen und verbringe viel Zeit vor dem Computer, zum Organisieren, Schreiben, Recherchieren. Neben meiner Tätigkeit als freier Kritiker gebe ich das Online-Filmmagazin critic.de heraus, das über die letzten zwölf Jahre mit viel ehrenamtlichem Engagement gewachsen ist. Gemeinsam mit einigen anderen ehemaligen Filmwissenschaftsstudenten (und zu wenig -studentinnen) planen wir die redaktionellen Entscheidungen, das passiert dezentral: Alle Redakteure arbeiten von unterschiedlichen Orten aus (Zuhause oder wie bei mir in einem eigenen Büro). Keine meiner Tätigkeiten würde alleine für den Lebensunterhalt ausreichen, zumindest nicht, so wie ich sie betreibe, sehr selektiv. Deswegen kommen unterschiedliche Dinge zusammen: Workshop-Organisation, Buchbeiträge, kuratorische Arbeit, Vorträge, Moderationen.
Warum haben Sie sich seinerzeit für dieses Studium der Filmwissenschaft entschieden?
Ich habe Filmwissenschaft neben meinem anderen Hauptfach Philosophie auf Magister studiert. Gewählt habe ich die Fächer ganz einfach auf Grundlage meiner Interessen.
Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierender erfüllt?
Das was ich tue, würde ich nicht als Beruf bezeichnen. Es ist eine selbstständige Tätigkeit, die verschiedene Kompetenzen bündelt. Dabei finden sich immer wieder unterschiedliche Wege, dies beruflich zu artikulieren. Begonnen habe ich mit der Filmkritik, genauso wie mit der Organisation von Filmkritik-Workshops und dem Kuratieren mitten während des Studiums. Die Tätigkeiten haben sich dann nach und nach weiterentwickelt. Erwartungen daran hatte ich keine, denn es war schon damals klar, dass Filmkritik mit wenigen Ausnahmen kein Beruf ist und nur in Kombination mit anderen Tätigkeiten Sinn macht. Die filmpublizistische und -kuratorische Praxis geht heute in einer für mich sehr schönen Weise ineinander, so dass es viel Abwechslung gibt. Das stimmt für mich nicht nur finanziell, sondern auch inhaltlich: Ausschließlich eine dieser Tätigkeiten zu verfolgen, würde mir nicht genügen, da sich zu viele Routinen einschleichen, die es immer wieder aufzubrechen gilt.
Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?
Ganz klar: Narrative in Frage zu stellen. Der Poststrukturalismus war während meines Studiums groß im Kommen (oder auch schon im Gehen). Beim Studium der Filmgeschichte wurde deshalb der Blick auf das Historiografische gelenkt, also die Geschichtsschreibung selbst und die dafür produzierten oder privilegierten Erzählmuster in den Blick genommen. Das hat mich nachhaltig beeinflusst. Die Perspektive immer wieder zu wenden und Gegenstände durch den gewechselten Blickwinkel neu zu erfassen, besser zu verstehen und die eigene Subjektivität als produktiven Faktor zu begreifen, das ist noch heute für mich entscheidend.
Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?
Genauso wichtig oder sogar wichtiger als das Studium war für mich die konkrete Praxis, das heißt vor allem die Erfahrung zu schreiben und mich in viel Projektarbeit zu engagieren. Journalistisches Schreiben hat mit dem Studium tatsächlich sehr wenig zu tun, so dass nichts anderes hilft, als hier direkt Erfahrungen zu sammeln. Am besten im Austausch mit anderen, die einem helfen, den eigenen Stil weiterzuentwickeln und den Blick zu schärfen. Das kann mittels eines eigenen Blogs sein, durch das Anschließen an bestehende Projekte, durch Praktika und Volontariate.
Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Dass Stille erst durch den Tonfilm erfunden wurde.
Welchen Rat würden Sie StudienanfängerInnen geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?
Sie sollten sich überlegen, wie viele schlechte Filme sie in der Woche aushalten. Und Spaß daran entwickeln, die feinen Unterschiede zu analysieren, auch dann, wenn die Lupe nötig ist. Konkreter: Spezialisierungen sind für Journalisten immer sehr hilfreich. In meinem Fall sind das Filmpolitik, französische und deutsche Filme. Das können aber natürlich noch viel mehr und andere Bereiche sein, am besten welche, für die man sich selbst interessiert und bei denen es auch ab und an Anlässe zum Berichten gibt.