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Dr. Max Rotter, Psychologischer Psychotherapeut & Wissenschaftler
Stellen Sie bitte kurz Ihren Beruf kurz vor. Wie sieht Ihr Berufsalltag aus?
Dr. phil. Max Rotter, Diplom-Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut (VT) an der Hochschulambulanz der Freien Universität Berlin und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitsbereich klinische Psychologie
Meine Aufgabe an der Hochschulambulanz der FU besteht in der psychotherapeutischen Behandlung von Menschen die unter verschiedenen psychischen Störungen leiden. Ich behandele bis zu 15 Patienten, die ich in der Regel einmal in der Woche in 50-minutigen Sitzungen in den Behandlungsräumen der Hochschulambulanz sehe. Bei Expositionsbehandlungen im Rahmen von Angsttherapien kommt es auch vor, dass ich mit Patienten außerhalb der Therapieräume arbeite.
Durch die enge Zusammenarbeit mit dem Arbeitsbereich Klinische Psychologie werden in der Hochschulambulanz viele wissenschaftliche Projekte durchgeführt. Dadurch ergeben sich für mich viele Möglichkeiten, neue Entwicklungen in der Psychotherapie kennenzulernen und an ihrer Erforschung mitzuwirken. Zur Zeit arbeite ich in einem Forschungsprojekt zur Behandlung von traumatisierten Jugendlichen mit.
Neben meiner therapeutischen Tätigkeit arbeite ich noch halbtags als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem Forschungsprojekt mit, indem die psychische Gesundheit von Polizeibeamten untersucht wird.
Warum haben Sie sich für ein Studium der Psychologie entschieden? Was hat Sie damals fasziniert und was heute?
Ursprünglich habe ich Philosophie und Geschichte studiert. Nach vier Semestern habe ich mich dann für einen Studiengangswechsel zur Psychologie entschieden. Ausschlaggebend für die Entscheidung waren damals vor allem die besseren Berufsaussichten, die ein Abschluss in Psychologie bot.
Faszinierend an der Psychologie fand ich den Versuch, menschliches Verhalten und Erleben zu erklären und Einflussmöglichkeiten zu entwickeln. In meinem Beruf fasziniert mich die Auseinandersetzung mit anderen Menschen. Der Versuch eine andere Perspektive zu verstehen und nachzuvollziehen.
Die Möglichkeit anderen zu helfen, ihre Probleme zu lösen und ihre Ziele zu erreichen empfinde ich als sehr bereichernd.
Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierende erfüllt?
Das Psychologiestudium habe ich mit dem Ziel begonnen, später einmal therapeutisch tätig zu sein.
Die Arbeit als Therapeut stellte sich dann in der Praxis anders dar, als ich es mir im Studium vorgestellt hatte. In der Theorie wirkte immer alles klar und logisch. Jede Störung war klar definiert und fast immer war eine “wirksame” Behandlungsmethode vorhanden, die man nur “richtig” anzuwenden hatte um dem Patienten zu helfen. In der Praxis sah dann alles (zum Glück!) ganz anders aus. Jeder Patient war unterschiedlich, brachte seine eigene Geschichte und seine eigenen Bedürfnisse mit. Dies führte bei mir zunächst zu einer großen Verunsicherung. Mittlerweile weiß ich es aber zu schätzen, dass jede Therapie anders ist und ich immer wieder überrascht werde. So wird der Job nie langweilig.
Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben? Hat das Studium Sie gut vorbereitet?
Viele Inhalte des Psychologiestudiums erweisen sich heute als hilfreich in meiner praktischen Tätigkeit. Am wichtigsten sind natürlich die Inhalte aus der Klinischen Psychologie. Aber auch Themen aus der Entwicklungs-, Sozial-, und Allgemeinen Psychologie helfen mir bei meiner Tätigkeit.
Theoretisch hat mich das Studium gut vorbereitet. Allerdings hätte ich mir einen stärkeren Praxisbezug gewünscht. Dieser kam im Rahmen meines Studiums zu kurz.
Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?
Jemand, der überlegt später therapeutisch tätig zu werden, sollte aus meiner Sicht versuchen, einen Einblick in die praktische Tätigkeit zu bekommen (z.B. durch Praktika). Auf diesem Weg kann man ein Gefühl dafür entwickeln, ob einem die therapeutische Arbeit liegt.
In meinem Studium wurde ein Kurs zu „Basiskompetenzen psychotherapeutischer Gesprächsführung“ angeboten. Dieser war sehr hilfreich um sich Techniken der Gesprächsführung anzueignen und erste praktische Erfahrungen zu sammeln.
Außerdem sollte man prüfen, ob man offen dafür ist, sich auf eine „therapeutische Beziehung“ einzulassen und sich dabei auch mit eigenen Ängsten, Unsicherheiten und Schwierigkeiten auseinander zu setzen.
Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Wenn ich an mein Studium zurück denke, erinnere ich mich vor allem an die Veranstaltungen, die mir die Möglichkeit gaben über den Tellerrand der Psychologie zu schauen.
Besonders spannend fand ich es, Veranstaltungen in anderen Fachbereichen zu besuchen.
Gerne erinnere ich mich auch an die netten Menschen, die ich kennenlernen durfte und mit denen ich sehr viel Spaß hatte und habe.
Welchen Rat würden Sie StudienanfängerInnen geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?
Ich finde es wichtig, sich mit therapeutischen Verfahren jenseits der Verhaltenstherapie auseinanderzusetzen. Dies erweitert die eigenen Perspektiven und ermöglicht eine kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Standpunkt.
Außerdem sollte man das Studium genießen und die Freiheiten, die das studentische Leben bietet.