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Klinische Psychologie & Gesundheitspsychologie
Die Klinische Psychologie beschäftigt sich mit den vielfältigen Ursachen und Entstehungsprozessen psychischer Störungen sowie den Auswirkungen dieser Störungen und anderer Krankheiten auf menschliches Erleben und Verhalten. Die Gesundheitspsychologie beschäftigt sich mit der Herstellung und Aufrechterhaltung von Gesundheit. Im Fokus stehen also der Aufbau und der Erhalt von Gesundheit sowie alle Verhaltensweisen und psychologischen Prozesse, die diesem Ziel dienlich sind.
Aufgabe 1: Biopsychosoziales Modell
Es gibt verschiedene Modelle zur Beschreibung und Erklärung von Störung bzw. Krankheit und Gesundheit. Die Klinische Psychologie bedient sich einer Vielzahl grundlegender Modelle, mit deren Hilfe sich die Entstehung von verschiedenen Störungen (Ätiopathogenese) unterschiedlich gut erklären lässt. Dem aktuellen Verständnis von psychischen Störungen und Krankheiten in der Klinischen Psychologie liegt dabei grundsätzlich ein biopsychosoziales Modell zugrunde. In der Textklappe unterhalb der Aufgabenstellung finden Sie weitere Hintergrundinformationen zu diesem Modell.
Aufgabe: In der Tabelle unterhalb dieses Textes befinden sich 12 Beispiele für verschiedene positive und negative Faktoren, die das Krankheits-Gesundheits-Kontinuum beeinflussen können. Ordnen Sie diese Beispiele dem jeweiligen Funktionsbereich des biopsychosozialen Modells zu.
Das älteste Konzept zum Unterschied zwischen Krankheit und Gesundheit entstammt dem Verständnis der klassischen Medizin. Die Entstehung von psychischen Störungen basiert (wie auch von allen anderen körperlichen Krankheiten) auf den folgenden Annahmen:
- Die Beschwerden sind auf eine primäre Funktionsstörung zurückzuführen.
- Der Defekt ist in der Person gelegen und bildet die eigentliche Krankheit.
- Die Störung ist auf eine eindeutige Ursache (kausal) zurückzuführen.
- Der Defekt (nicht unbedingt die Ursache) ist körperlicher Art (pathogenetisches Modell).
In diesem medizinischen Krankheitsmodell wird Gesundheit als Zustand genereller Symptomfreiheit definiert. Von Krankheit wiederum spricht man, wenn die jeweiligen spezifischen Kriterien für eine Diagnose erfüllt sind. Das medizinische Krankheitsmodell berücksichtigt dabei weder soziale noch psychologische Einflüsse bei der Entstehung und Aufrechterhaltung einer Störung.
Das biopsychosoziale Modell kann als eine Erweiterung des medizinischen Krankheitsmodells angesehen werden. Neben den körperlichen (biologischen oder somatischen) Faktoren werden ganz ausdrücklich auch psychische und soziale Wirkfaktoren angenommen. In allen drei Dimensionen können sowohl Schutz- als auch Risikofaktoren sowie generelle Widerstandressourcen vorkommen. Diese bestimmen letztlich die Entstehung, Aufrechterhaltung, den Schweregrad und auch die Behandlungsmöglichkeiten der Störung. Gesundheit und Krankheit werden nicht als sich gegenseitig ausschließende und klar abgrenzbare Zustände verstanden. Stattdessen geht man von einem Kontinuum von Gesundheit und Krankheit aus. Gesundheit ist dabei ein positiver funktioneller Gesamtzustand, in dem körperliches und psychisches Befinden sowie soziale Faktoren zueinander in Balance stehen und der immer wieder hergestellt werden oder erhalten bleiben muss.
Bio
Psycho
Sozial
Neurotransmitter-Ungleichgewicht
Bewältigungsstrategien
Beziehung zur Familie
Informationsverarbeitung
Genetische Prädispositionen
Schädigung des Gehirns (Läsion)
Kultureller Hintergrund
Soziale Unterstützung
Umweltfaktoren
Verhalten
Körperliche Krankheit
Wahrnehmung & Erleben
Geschafft! Ob Sie die Beispiele richtig zugeordnet haben, zeigt Ihnen das farbliche Feedback neben den einzelnen Feldern. Sollten Sie einige Zuordnungen noch nicht ganz korrekt gefunden haben, können Sie es über "Zurücksetzten" noch einmal probieren.
Mit einem Klick auf "Weiter" gelangen Sie zum zweiten Teil dieser Aufgabe.
Aufgabe 2: Kognitiv-Transaktionaler Ansatz
Stress ist ein Begriff, der uns im alltäglichen Leben überall begegnet - Studierende sind gestresst vom Alltag in der Uni, ProfessorInnen sind gestresst von ihren Studierenden, Eltern sind gestresst, weil deren Kinder Stress empfinden.
Sowohl die Klinische Psychologie als auch die Gesundheitspsychologie befassen sich ausgiebig mit den Charakteristika, den Folgen und den Möglichkeiten zur Bewältigung von Stress. Verschiedene Theorien und Modelle existieren, die Stressempfinden und dessen Folgen mit verschiedenen Umwelt- und Personenvariablen in Verbindung bringen. Dabei lassen sich drei Klassen herausstellen:
Einerseits gibt es Konzepte, die Stress als reinen Input auffassen. Verschiedene Faktoren im Alltagsleben (körperliche Krankheit, Streit, Arbeitslosigkeit, Geldprobleme) lösen negative Empfindungen aus und erschweren den Menschen so das Leben. Andererseits kann Stress als Reaktion des Organismus auf diese Umweltfaktoren und somit als Output verstanden werden. Dem zeitgenössischen Verständnis von Stress, dessen Wirkung und den dadurch entstehenden Reaktionen unterliegt eine Verbindung (eine Transaktion) dieser beiden Grundkonzepte.
Aufgabe: Unterhalb dieses Textes finden Sie mehrere Aussagen, die sich auf den kognitiv-transaktionalen Ansatz von Lazarus und Folkman (1987) beziehen. Entscheiden Sie mit Hilfe der Informationen in der Textklappe und der Abbildung des Modells rechts, ob diese Aussagen richtig oder falsch sind.
Die Interaktion besteht aus einer kontinuierlichen Wechselwirkung der individuellen Eigenschaften einer denkenden, fühlenden und aktiv handelnden Person und den sich ständig ändernden Bedingungen der Umwelt mit ihren verschiedenen situativen Einflüssen. Eine primäre Bedeutung erhalten die dabei ablaufenden kognitiven Prozesse, genauer gesagt den situationsbezogenen Einschätzungen der Person: gegebene Charakteristika eines Ereignisses (Primäre Einschätzung = Informationen aus der Umwelt: Welche Gefahren bestehen? Was kann passieren?) werden mit den der Person zur Verfügung stehenden Ressourcen und Fähigkeiten (Sekundäre Einschätzung = Merkmale der Person: Was kann unternommen werden? Besitze ich die notwendigen Fähigkeiten?) abgeglichen. Die beiden Einschätzungen laufen etwa gleichzeitig ab und resultieren in den Gesamturteilen herausfordernd, bedrohlich oder schädigend. Erst vom Moment dieser Einschätzung an ist ein psychologischer Stresszustand gegeben. Obwohl beiden Einschätzungen objektivierbare Bedingungen zugrunde liegen, entscheidet die subjektive Interpretation der Person über die Entstehung von Stressempfinden. Nicht die tatsächlichen Gefahren der Umwelt und nicht die tatsächlichen Eigenschaften einer Person machen die Stresserfahrung aus, sondern die vielleicht durch Vorerfahrung oder negative Denkstile verzerrte persönliche Sichtweise. Durch den Mangel an verfügbaren Bewältigungsstrategien entsteht Verwundbarkeit (Vulnerabilität). Sich verwundbar fühlende Personen lösen Probleme weniger konstruktiv und effektiv, sind weniger hartnäckig und empfinden letztlich mehr Stress.
Das durch die Interaktion der Einschätzungen entstandene Stressempfinden löst Bewältigungsformen (Coping) aus, die mehr oder weniger gezielt Stresszustände reduzieren und korrigieren sollen. Lazarus und Folkman unterscheiden dabei grob problemorientierte (also primär der Lösung einer Aufgabe dienliche) und emotionsorientierte (primär der Verbesserung des subjektiven Wohlbefindens dienliche) Formen von Coping. Beide Formen können in verschiedenen Situationen unterschiedlich sinnvoll und angemessen sein. Unternommenes Coping zeigt sowohl sofortige als auch langfristige Wirkungen auf subjektives Wohlbefinden und psychophysische Gesundheit.
Der Ansatz von Lazarus und Folkman (1987) ist damit nicht nur eine Stresstheorie, sondern auch eine philosophisch-psychologische Sichtweise des Lebens an sich, da komplexere Voraussetzungen und Konsequenzen des Handeln mit einbezogen werden. Obwohl das Modell mit seiner Komplexität und Dynamik einen umfassenden Ansatz zur Beschreibung von Erleben und Verhalten liefert und heute wohl auch zumindest implizit dem Denken der meisten PsychologInnen entspricht, wurden gerade diese Punkte in der Vergangenheit häufig diskutiert und kritisiert. Je umfangreicher ein Modell ist, umso schwieriger lässt es sich experimentell operationalisieren und empirisch überprüfen.
Lazarus, R. S., & Folkman, S. (1987). Transactional theory and research on emotions and coping. European Journal of Personality, 1, 141-170.
Kognitive Einschätzungen sind für die Entstehung von Stressempfinden von großer Bedeutung.
Ja, die kognitive Einschätzung von Situation und zur Verfügung stehenden Ressourcen ist der Kern dieses Modells: "stress is a postappraisal state".
Objektivierbar negative Umweltfaktoren (z. B. Zeitmangel, Verspätung der U-Bahn etc.) lösen immer Stress aus.
Nein, nicht jede negative Umweltsituation löst automatisch Stressempfinden aus. Erst die Interaktion aus negativem Faktor und individueller Bewertung führt zu einem negativen Ergebnis (Stress).
Es gibt zwei mögliche Einschätzungen der Person-Umwelt-Interaktion: 1. bedrohlich und 2. schädigend
Nein, auch eine dritte, eher positive Einschätzung (herausfordernd) ist möglich.
Das Ergebnis des Bewertungsprozesses können mehrere Kognitionen gleichzeitig sein.
Ja, eine Situation und die zur Verfügung stehenden Ressourcen können auch mehrere simultane Einschätzungen evozieren. Beispielswiese kann eine bevorstehende Prüfungssituation aufgrund zweier möglicher Ausgänge sowohl als bedrohlich als auch als herausfordernd eingeschätzt werden.
Beispiele für sekundäre Einschätzungen (Bezug auf Personenvariablen) sind z. B. Kompetenzen, Wertvorstellungen, Ziele und Überzeugungen.
Ja, sekundäre Einschätzungen können sich aber auch auf die Bewertung der Verfügbarkeit von Umweltmerkmalen beziehen (z. B. soziale Unterstützung).
Verhaltensweisen des problemorientierten Copings beziehen sich auf die Linderung der Belastungssymptome. Verhaltensweisen des emotionsorientierten Copings beziehen sich auf die Lösung des Problems.
Nein, die Zusammenhänge sind genau umgekehrt.
Copingstrategien haben ausschließlich eine sofortige Wirkung auf subjektives Wohlbefinden, Gesundheit & Sozialverhalten.
Nein, erfolgreiche bzw. erfolglose Copingstrategien können ebenfalls sehr negative (psychisches oder physisches Missbefinden) als auch sehr positive (dauerhaft hohe Resistenz und Wohlbefinden trotz einer Vielzahl an Stressoren) Langzeitfolgen auslösen.
Personenvariablen und Umweltvariablen haben einen direkten Einfluss auf subjektives Wohlbefinden und Gesundheit.
Nein, die beiden Variablentypen haben keinen direkten Einfluss. Erst die Interaktion der Variablen und die daraus entstehenden Kognitionen beeinflussen Gesundheitsverhalten und subjektives Wohlbefinden.
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