Schlüsselqualifikationen

Die theoretischen und methodischen Grundlagen der Psychologie sind sehr umfangreich und vielfältig. Besonders während der ersten Semester müssen sich Studierende deshalb auf eine intensive Auseinandersetzung mit diesem Wissen einstellen. Ein wöchentlicher Zeitaufwand von etwa 5-10 Stunden für das Lesen einschlägiger Fachliteratur bzw. das Lernen der wichtigsten Begriffe, Theorien und Methoden ist dabei nicht selten und kann zur Prüfungszeit auch noch weiter ansteigen.

Die zeitgenössische Psychologie verfolgt in ihrer Beschreibung von Erleben und Verhalten des Menschen einen interdisziplinären, biopsychosozialen Ansatz. Es bestehen daher starke Verflechtungen zu Nachbardisziplinen aus den Naturwissenschaften, wie z. B. der Medizin, Pharmazie, Biologie, Physik und Chemie.

Psychologie zu studieren bedeutet zwar nicht, dass man die Inhalte der jeweiligen Fächer in dem Umfang behandelt, wie in reinen Studiengängen aus diesen Bereichen. Im Laufe des Studiums wird man aber dennoch häufig mit gemeinsamen Problemen der Disziplinen und einzelnen Fragestellungen konfrontiert. Grundwissen aus den jeweiligen Gebieten wird also für ein Psychologiestudium vorausgesetzt. 

Egal, ob in Forschung, Therapie, Wirtschaft oder einer anderen Form praktischer Arbeit - PsychologInnen versuchen Gründe für Erleben und Verhalten sowie die Entwicklung von Eigenschaften oder Einstellungen von Menschen zu finden. Man kann diese Grundhaltung als eine Art Berufsneugier bezeichnen.

Offenheit und Neugier sind Eigenschaften, die wohl jede/r ProfessorIn von ihren Studierenden erwartet, egal, welches Fach diese studieren. In der Psychologie ist es allerdings besonders wichtig, offen für neue Erkenntnisse zu sein, nicht zu sehr in Kategorien zu denken und kreativ nach neuen Ansätzen und Lösungen zu suchen.

Nahezu alle der für PsychologInnen charakteristischen Tätigkeiten setzen eine Interaktion und Verständigung mit anderen Menschen voraus. Studierende der Psychologie sollten daher gute Fähigkeiten in Kommunikation und Interaktion besitzen oder zumindest die Bereitschaft zum Erlernen entsprechender Kompetenzen aufweisen.

Soziale und psychologische Fertigkeiten, die im Laufe des Studiums erworben werden können, sind allerdings kaum dazu geeignet, sich selbst aus tiefgehenden, persönlichen Problemen herauszuhelfen. BewerberInnen, die das Psychologiestudium als Ersatz für eine eigentlich notwendige Therapie betrachten, werden daher sicherlich enttäuscht.

Der größte Teil der psychologischen Fachliteratur, insbesondere wissenschaftliche Publikationen und viele Lehrbücher, stehen ausschließlich in englischer Sprache zur Verfügung. Im Laufe des Studiums ist es unumgänglich, mit dieser Primärliteratur in Kontakt zu kommen. Dabei wird allerdings nicht von Anfang an vorausgesetzt, dass alle Fachbegriffe bereits bekannt sind. Da die meisten Fachbegriffe der Psychologie ohnehin aus dem Englischen stammen, werden sie im Laufe der Zeit automatisch erlernt. Entsprechend dieser Voraussetzungen sind gute Englischkenntnisse zwingend erforderlich. 

Die Psychologie versucht grundsätzliche Aussagen über das Verhalten und Erleben aller Menschen zu treffen, sieht sich aber mit dem Problem konfrontiert, dass nie alle Menschen im Rahmen von Experimenten untersucht werden können. Es kann immer nur eine bestimmte Anzahl aus der Menge aller Personen herangezogen werden. Die Arbeit mit solchen Stichproben setzt folglich eine statistische Absicherung der Forschungsergebnisse voraus. Nur so kann bestimmt werden, ob entdeckte Effekte tatsächliche, substanzielle Besonderheiten oder nur eine Fügung des Zufalls darstellen. 

Die statistische und methodische Ausbildung hat im Psychologiestudium eine entsprechend große Bedeutung und muss von allen Studierenden durchlaufen werden. BewerberInnen sollten daher ein gutes Verständnis mathematischer Operationen haben und bereit sein, sich in die statistische Denkweise einzuarbeiten.