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Christiane Klempin, wissenschaftliche Mitarbeiterin BMBF-Projekt "k2teach-Know how to teach"
Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor: Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?
Meine Arbeitszeiten sind recht flexibel, aber grundsätzlich versuche ich, meine täglichen Aufgaben zwischen 8 und 20 Uhr zu bewältigen. Meine Arbeitstage sind sehr dynamisch, jeder Tag kann anders aussehen, vor allem zwischen vorlesungsfreier und Vorlesungszeit existieren große Unterschiede in meinen Beschäftigungsfeldern. Während eines Semesters gebe ich zweimal wöchentlich Lehrveranstaltungen, die sowohl vor- als auch nachbereitet werden müssen. Studierende können mich dazu einmal wöchentlich in der Sprechstunde aufsuchen, um mit mir drängende Fragen zu klären.
Im vergangenen Wintersemester 2016/17 hatte ich die Möglichkeit, Englischlehramtsstudierende im Praxissemester zu betreuen und zu besuchen. Bei insgesamt 15 Studierenden saß ich im Unterricht und schaute mir deren erste Unterrichtsversuche an, die ich im Anschluss daran im gemeinsamen persönlichen Reflexionsgespräch in ihren Stärken und Schwächen noch einmal Revue passieren ließ.
Hinzu kommen die Tätigkeiten rund um den Fachbereich der Didaktik des Englischen. Hier müssen etwa internationale Konferenzen wie „Focus on Evidence“ oder auch die „Lange Nacht der Wissenschaften“ von langer Hand geplant und organisiert werden, damit sie letztlich auch erfolgreich stattfinden können. Dazu kommen auch Mitarbeitertreffen und Doktorierendenrunden, in denen aktuell wichtige Themen unter den Mitarbeitenden der Didaktik des Englischen ausgetauscht und diskutiert werden.
Hauptsächlich aber bin ich forschend im BMBF-geförderten Projekt „k2teach-Know how to teach“ eingebunden, wobei ich ein Seminarkonzept (Lehr-Lern-Labor/Sprechatelier Englisch) entwickelt habe, um Lehramtsstudierenden im Fach Englisch die Möglichkeit zu geben, theoretische fachdidaktische Inhalte in der Praxis mit Schülerinnen und Schülern zu erproben. Meine Aufgabe ist neben der Planung, Organisation und Durchführung auch die Beforschung der Wirksamkeit dieses Lehrkonzeptes. Außerdem besuche ich als Jungwissenschaftlerin über das Jahr hinweg immer wieder Kongresse, Fortbildungen und Tagungen, die vorrangig darum kreisen, wie die Lehramtsausbildung und Fremdsprachenvermittlung weiter optimiert werden kann.
Warum haben Sie sich seinerzeit für dieses Studium der entschieden?
Ich habe 2007 an der FU Berlin mit dem Studium begonnen und entschied mich für den Lehramtsbachelor mit Hauptfach Englische und Nebenfach Deutsche Philologie. Ein Beweggrund war, dass ich tatsächlich sehr gern zur Schule gegangen bin. Das positive Bild, das ich von Institution Schule hatte, wollte ich gern selbst an andere Schulen tragen, da ich schon früh den Eindruck hatte, dass nicht alle Schülerinnen und Schüler ein so glückliches Schullos gezogen hatten. Außerdem gefiel mir die Dynamik, die Vielfalt und das Abwechslungsreichtum des Lehrberufes. Ich dachte mir sofort, dass mir bei einem solchen Beruf nicht so schnell langweilig werden dürfte und ich auf vielen Ebenen gefordert werden würde. Nicht zuletzt habe ich mich schon als Schülerin für viele Dinge interessiert und diese auch gern mit anderen geteilt und so schnell gemerkt, dass ich über den Austausch mit anderen selbst noch weitaus mehr und vor allem auch nachhaltiger lernen könne. Ein Beruf, in dem ich mir also selbst Wissen aneigne, um dieses mit anderen zu teilen, war demnach also die optimale Wahl.
Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierende erfüllt?
Die Position als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Didaktik des Englischen hat sich im Verlauf meines Masterstudiums nach und nach als natürliche Notwendigkeit für mich ergeben. Gegen Ende des Studiums schrieb ich eine empirische Masterarbeit zum Thema, inwieweit bestimmte Farbeindrücke möglicherweise positiven oder negativen Einfluß auf das Erlernen von Grammatik bei Englischlernenden haben können. Über diese Abschlussarbeit und das darum herum stattfindende Lehrangebot der Didaktik des Englischen zum Erwerb von fachdidaktischen Forschungskompetezen kam ich auf den Geschmack akademischer Arbeit. Zum anderen bekam ich über ein „Fulbright Stipendium“ während des Studiums die Möglichkeit, ein Jahr an der Webster University in St. Louis amerikanischen Studierenden „Deutsch als Fremdsprache“ zu lehren. Diese Erfahrung — gepaart mit zweier Schulpraktika während des Studiums sowie meiner an das Studium anschließenden Tätigkeit als Lehrerin für Englisch und Deutsch an der deutschen Auslandsschule Colégio Andino in Bogotá — bekräftigten mich in meiner Berufsentscheidung.
Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?
Gelernt habe ich Vieles – implizit wie explizit. All das herunterzubrechen ist sehr schwer, aber in Bezug auf meinen aktuellen Beruf als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Didaktik des Englischen sind wohl die folgenden Aspekte am essentiellsten:
- Wissen über die Fremdprache Englisch und deren adressantenorientierte Vermittlung
- Selbstorganisation und Selbstdisziplin
- Flexibilität und Durchhaltevermögen
- Verständnis um die Notwendigkeit lebenslangen Lernens und persönliche wie sprachbezogene Weiterentwicklung
- Aufbau der Fähigkeit, Kritik als Potential wahrzunehmen, aber auch geben zu können
- Notwendigkeit und Nutzen von kollegialer Kooperation erkennen und umsetzen können
- Professionelle Selbstreflexion des eigenen Handelns
- Erwerb von (u.a. fremdsprachendidaktischen) Forschungskompetenzen
Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?
Während des Lehramtsstudiums würde ich empfehlen, nicht nur aktiv Kontakt zu Bildungseinrichtungen zu suchen, sondern auch als Nachhilfelehrer*in oder PKB-Kraft die Institution Schule aus der Nicht-Schülerinnen-Perspektive kennenzulernen, um früh eine Passung ausloten zu können. Außerdem bietet die FU Berlin wunderbare Möglichkeiten für Studierende, im englischsprachigen Ausland die Fremdsprache zu vertiefen und gleichzeitig auch Praxiserfahrungen an Schulen oder Hochschulen zu sammeln (z.B. Pädagogischer Austauschdienst). Ich selbst empfinde es im Nachhinein auch als wertvoll, während des Studiums nebenbei viel gejobbt zu haben. Auch wenn dies die universitäre Belastung zeitweise enorm gesteigert hat, haben diese mit meinem Studium teilweise stark konkurrierenden Tätitgkeiten im Nachhinein sehr wichtige Fertigkeiten, wie etwa die der Selbstorganisation und des Zeitmanagements, in mir gestärkt. Mehrere Jahre habe ich als Bibliothekarin gearbeitet. Über diese Tätigkeit konnte ich ein außerordentlich wichtiges Handwerkzeug geisteswissenschaftlicher Praxis erlernen, nämlich, wie man zielführend Literaturrecherchen betreibt. Meine diversen anderen (oftmals auch nicht direkt fachbezogenen) Minijobs als Studierende haben mir zudem Kontakte gesichert, auf die ich bis heute bauen und zurückgreifen kann.
Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Besondere Freude im Studium hatte ich immer dann, wenn ich selbstständig an einem großen Thema oder Projekt arbeiten konnte und mir nur wenig Grenzen in der Themenwahl gesetzt wurden. Die Unterstützung durch Dozierende habe ich als besonders wertvoll empfunden, wenn dabei Raum für meine eigenen Ideen blieb und ich mich selbstständig und gründlich in ein Thema einarbeiten konnte.
Welchen Rat würden Sie StudienanfängerInnen geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?
Der Lehrberuf ist abwechslungsreich, spannend und kann höchst befriedigend sein, sollten Sie Arbeitsbelastung und Anstrengung, die mit dem Beruf einhergeht, nicht scheuen. Diese Vielfalt der Anforderungen erfordert ein gewisses Maß an Flexibilität, um für die Lehrkraft auch wirklich erfüllend und über weite Strecken hinweg motivierend zu sein. Der Lehrberuf mag daher nicht für jeden der Passendste erscheinen. Sollten Sie sich selbst an der ein oder anderen Stelle meiner Motive für diesen Werdegang wiederfinden, so bin ich mir sehr sicher, dass auch Sie Ihre Erfüllung im pädagogischen Feld finden können.