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Interdisziplinäre Lateinamerikastudien (M.A.) (SPO 2023)

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Tim Weichselfelder, DAF-Lehrer am Goethe-Institut in Quito

Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor: Wo sind Sie beschäftigt und wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, etc.)?

Ich arbeite am Goethe-Institut in Quito als Deutsch-als-Fremdsprache-(DAF)-Lehrer. Monatlich bekommen wir Kurse zugeteilt, die von blutigen Anfängern bis zu extrem Fortgeschrittenen reichen.

Mit offiziellen Lehrwerken und anderweitigen Unterrichtsmaterialien bringen wir den Ecuadorianern die deutsche Sprache näher, manchmal mit dem Ziel, eine Prüfung zu absolvieren, damit sie in Deutschland einen Austausch oder ein Studium absolvieren können.

Warum haben Sie sich seinerzeit für das Studium der Interdisziplinären Lateinamerikastudien entschieden?

Ich habe im Bachelor Literatur und Philosophie studiert und wollte dieses theoriegeprägte und geisteswissenschaftliche Studium durch ein etwas realitätsnäheres, sozialwissenschaftliches Studium ergänzen. Da es mir ausserdem schon immer schwer fiel, mich festzulegen, waren die interdisziplinären Lateinamerikastudien, die sich noch dazu mit einer bevorzugten Weltgegend beschäftigten, das perfekte Studienfach, um einen Wechsel hinzulegen.

Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierender erfüllt?

Meine Arbeit habe ich vor 9 Monaten, circa vier-fünf Monate nach Erreichen meines Master-Abschlusses, aufgenommen. Leider war es eine eher notgedrungene Entscheidung. Mein erhoffter Einsatzbereich bei NGOs oder anderen „Entwicklungsorganisationen“, was sich auf meinen entwicklungstheoretischen Schwerpunkt innerhalb der LA-Studien bezog, blieb mir in Ecuador aufgrund fehlender Stellen, Kontakte (!!!) und zusätzlicher Qualifikationen verwehrt.

Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?

Das Wichtigste für meine jetzige Stelle, das ich mir im Studium angeeignet habe, ist der Einblick in die von Ungleichheiten geprägte politische und soziale Welt Ecuadors, was erheblich zur Diskussionsbefeuerung im Sprachunterricht beigetragen hat. Ein weiterer sehr wichtiger Punkt ist die spanische Sprachkompetenz, die wir uns im Studium erarbeitet hatten.

Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?

Praktika! Praktische Zusatzkompetenzen, die Voraussetzung für einen reibungslosen Berufseintritt sind. Jeder Arbeitgeber in diesem Bereich verlangt bei unserer Qualifikation mindestens zwei Jahre praktische Erfahrung. Das kann natürlich nicht allein während des Studiums vollbracht werden.

Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Besonders in Erinnerung sind mir die äusserst bereichernden Inhalte geblieben! Ausserdem die Art der Vermittlung: Viele Seminare boten pädagogische Methoden, die die Erarbeitung und den Austausch über Texte sehr erleichterten.

Welchen Rat würden Sie Studienanfänger*innen geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?

Für mich war und ist die persönliche Horizonterweiterung viel wichtiger als das Erreichen einer dazu passenden Arbeitsstelle. Ich strebe nach eigenen Wegen, und der moralische Maßstab, den mir das Studium gegeben hat, hilft mir häufig dabei, mich immer wieder neu zu orientieren und mich nicht von scheinbaren Zwängen blenden zu lassen. Auch wenn sich mein jetziger Beruf nicht direkt an mein Studium anschliesst, habe ich doch das Gefühl, im Sinne meiner erlernten Denkweisen zu agieren. Das Wissen und die Fähigkeiten, die man erlernt, werden sich in allen Bereichen des Lebens durch reflektierteres Handeln gegenüber Umwelt und vulnerablen Menschen auszahlen.