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Dr. Jennifer Chan, Wissenschaftliche Mitarbeiterin (Postdoc) am Otto-Suhr-Institut
Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor: Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?
Ich habe eine Vollzeitstelle (etwas mehr als 39 Stunden pro Woche, von Montag bis Freitag kann ich zwischen 7:00 und 9:00 anfangen und meine Zeit flexibel einteilen, bis ich meine wöchentliche Arbeitszeit erreicht habe). Da es sich um eine Forschungsstelle handelt, besteht meine Aufgabe darin, nach Bibliographie zu suchen, Forschungsstände zu erstellen, wissenschaftliche Artikel zu lesen, zu analysieren, zu planen und zu schreiben. Die Artikel wiederum werden auf Konferenzen vorgestellt oder für verschiedene Publikationen vorgeschlagen. Ich muss auch zwei Seminare pro Woche mit Themen im Zusammenhang mit meiner Forschung geben. Ein weiterer Teil der Arbeit ist die Organisation von Veranstaltungen wie Konferenzen und Workshops, sowie die Planung und Durchführung von Meetings und Interviews mit relevanten Akteuren für mein Forschungsthema. Eine weitere Aufgabe in Bezug auf die Stelle ist letztlich das Verfassen von Bewerbungen für die Projektfinanzierung von außeruniversitären Einrichtungen wie dem DAAD oder der DFG.
Warum haben Sie sich seinerzeit für dieses Studium der entschieden?
Ich entschied mich für den Master Lateinamerikastudien, um mit einem Stipendium aus Mexiko nach Berlin zu kommen, da der Master ein von CONACYT finanzierter Studiengang war und mit meinem Studium der lateinamerikanischer Literatur verbunden war. Während des Masterstudiums habe ich die Gender Studies kennengelernt und mein Interesse ist so groß geworden, dass ich mich nach Abschluss des Masterstudiums für eine Promotion in Politikwissenschaft (mit Fokus auf Gender und Intersektionalität) entschieden habe, als eine Möglichkeit in Deutschland meine Fähigkeiten und Kenntnisse über Geschlecht und Vielfalt vertiefen zu könnte, die nicht nur im akademischen Bereich, sondern auch im Bereich der Regierungsarbeit, Stiftungen und Nichtregierungsorganisationen von Nutzen sein können.
Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierende erfüllt?
Ich habe mich für meinen Beruf entschieden, weil es nach meiner Promotion schwierig war, außerhalb der Akademie Arbeit zu finden, da es mir an Netzwerken außerhalb der Universität und an Arbeitserfahrung in Deutschland mangelte. Ich hatte nicht die Möglichkeit in Betracht gezogen, nach einer akademischen Position zu Ausschau zu halten, angesichts der wenigen Stellen und der hohen Konkurrenz. Es war eine UNGLAUBLICHE Chance, dass sich eine Position an der Universität ergeben hat (und sie mir gegeben wurde), welche Bezug zu meinem Forschungsthema hatte und wo meine Erfahrung von Nutzen war. Gleichzeitig ermöglicht mir diese Stelle, konkrete Arbeitserfahrungen zu Themen zu sammeln, die nach Abschluss meines Vertrages - also nach 24 Monaten - in der nicht-akademische Welt anwendbar wären, sollten sich keine Möglichkeiten an der Universität mehr ergeben. Es ist daher nur positiv, egal von welcher Seite man es betrachtet.
Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?
In Bezug auf theoretisches Wissen: Mehr zu lernen über Themen zu Gender, Diversität und soziale Inklusion. In der Praxis sind es die Fähigkeiten ein kohärentes Forschungsprojekt von Anfang bis Ende zu entwickeln, effizientes und unabhängiges Arbeiten und das Beherrschen des akademischen Diskurses die drei grundlegende Aspekte des Studiums gewesen, die es mir ermöglicht haben, die Position zu erlangen, die ich jetzt habe.
Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?
Es ist sehr wichtig, während des Studiums so viele praktische Erfahrungen wie möglich zu sammeln. In meinem Fall waren es Aufgaben, wie das Bearbeiten von Bücher und Artikel mit und für meine Masterarbeitsbetreuerinnen zu Themen der Intersektionalität, sowie die Organisation von Veranstaltungen und akademischen Workshops im Rahmen von spezifischen Forschungsprojekten, die mich zu einer guten Kandidatin für meine jetzige Stelle gemacht haben. Und all diese Aktivitäten schienen zu dieser Zeit keinen Bezug zu meiner eigenen Forschungsarbeit zu haben. Natürlich musst du auch an deinen Soft Skills arbeiten, wie in der Öffentlichkeit zu sprechen, zu wissen, wie man mit Menschen umgeht und wie man seine eigenen Fähigkeiten präsentiert und "verkauft". Aber ich denke, der beste Rat, den ich mir gewünscht hätte, dass ihn mir jemand geben hätte ist folgender: Viel wichtiger als spezifische Aktivitäten ist es, vor allem während des Studiums, Netzwerke mit den Akteuren und den Institutionen, in denen ihr eure berufliche Zukunft entwickeln möchtet aufzubauen, vor allem, wenn ihr nicht in der Wissenschaft bleiben wollt. Ich empfehle definitiv, dass ihr nicht nur Praktika sucht, sondern auch an Veranstaltungen und Treffen teilnehmt und versucht, die Leute, die die Arbeit machen, die ihr gerne machen würdet, persönlich zu treffen, lange bevor das Studium beendet ist und ihr einen Job sucht.
Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Der Moment, in dem ich dank Dozierenden wie Martha Zapata, Teresa Orozco und Marianne Braig gelernt habe, wie Machtverhältnisse und Herrschaftsstrukturen funktionieren und wie alle Beziehungen durch das Geschlecht gekennzeichnet sind, war für mich, als ob mir eine Augenbinde abgenommen wurde und ich plötzlich Worte für etwas hatte, das ich immer gefühlt habe aber nicht ausdrücken konnte. Es war etwas ganz Besonderes. Ich bin Ihnen bis heute sehr dankbar für die neue Art zu denken, die sie mich gelehrt haben.
Welchen Rat würden Sie StudienanfängerInnen geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?
Wenn Ihr eine akademische Laufbahn einschlagen wollt, ist der offensichtliche Rat, dass ihr die/der bestmögliche Forscher*in seid, dass ihr euch Professor*innen, die in eurem Interessensgebiet forschen, annähert und euch mit ihnen vernetzt und zusätzliche Fähigkeiten wie Sprachen und der Umgang mit Technologien sind immer von Vorteil. Allerdings müssen wir uns bewusst sein, dass es wenige Stellen an der Universität gibt und sie in der Regel für einen begrenzten Zeitraum ausgeschrieben werden. Deshalb denke ich, dass es sehr wichtig ist, immer einen Plan B zu haben und nach Wegen zu suchen, das, was ihr im Studium und während eures Forschungsprojektes gelernt habt auf andere Bereiche anwenden zu können. Deshalb rate ich allen, die mit ihrem Studium beginnen, dass sie von Anfang an nach Möglichkeiten suchen, praktische Arbeitserfahrungen zu sammeln und sich Netzwerke innerhalb und außerhalb der Universität aufbauen. Es scheint immer so, als ob das Studium keine Zeit für etwas anderes zulässt, aber der Aufwand andere Dinge zu tun, wird sich in dem Moment exponentiell auszahlen, indem du nach deinem Abschluss bereits Personen hast, an die du dich wenden kannst, ein außergewöhnliches Profil besitzt oder mehr konkrete Sachen zu bieten hast, als nur die Abschlussarbeit, die all deine Kommilitonen vorweisen können. Und schließlich rate ich euch, dass ihr Geduld und Mitgefühl mit euch selbst habt, wenn ihr auf der Suche nach Arbeit seid, was manchmal ein langer Prozess ist und viele Störfaktoren auftreten, die nichts mit deiner Person zu tun haben, aber es schwer ist, diese nicht persönlich zu nehmen, wenn du mitten im diesem Prozess bist und es sehr frustrierend sein kann. Aber oft treten Gelegenheiten auf, wo du sie am wenigsten erwartest. Habt Mut und viel Erfolg!