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Sozial- und Kulturanthropologie (B.A.)

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Was ist Kulturrelativismus?

Die Binnenperspektive von Akteur_innen einzunehmen charakterisiert die Herangehensweise des Faches der SKA. Um sich als Forscher_in dieser Position anzunähern, ist es wichtig, dass auch Werteordnungen aus dieser Binnenperspektive untersucht werden. Eigene, externe Wertungen sind deshalb im Erkenntnisprozess zu reflektieren und relativieren.

Thomas Eriksen zur kulturrelativistischen Haltung

Der norwegische Anthropologe Thomas Eriksen beschreibt diese Haltung folgendermaßen: Er fordert eine kulturrelativistische Haltung als theoretische und methodologische Grundlage. Er möchte eine Kultur, bzw. Gesellschaft aus sich selbst heraus verstanden wissen. Diese Perspektive, Gesellschaften und Kulturen von „innen heraus“ zu verstehen, muss notwendigerweise zu einer Kritik allgemeingültiger Annahmen führen. Kulturrelativismus nach seiner Lesart akzeptiert die eigene Logik, die jeder Kultur innewohnt. Weiter fügt er jedoch hinzu: „…but this does not imply that there is no difference between right and wrong“ (Eriksen 2010: 9). Ein solcher, sogenannter methodologischer Kulturrelativismus bedeutet darum nicht zwangsläufig, dass auch alle ethischen Fragen (kultur-)relativistisch zu beantworten sind.

Quelle
Eriksen, Thomas Hylland 2010: Small places, large issues: An introduction to Social and Cultural Anthropology. 3. Überarbeitete Auflage. London [u.a.]: Pluto Press.

 

Aufgabe
Das folgende Beispiel beschreibt, wie Menschen in Tana Toraja (Sulawesi, Indonesien) mit dem Tod umgehen. Finden Sie in den folgenden Aussagen eine (methodologisch) kulturrelativistische Haltung wieder?
ja
nein
„Nach aluk to dolo, der „Weise der Vorfahren“, gilt in Tana Toraja ein verstorbener Mensch solang noch nicht als tot, bis zu ihren oder seinen Ehren eine Beerdigungsfeier abgehalten wurde. Bis zu dieser Feier liegen die Körper der Verstorbenen mit Balsam oder Formaldehyd präpariert in einem Pflegebett; sie werden als krank adressiert und mit Speisen gepflegt.“
Diese Beschreibung ist deskriptiv gehalten, eine wertende Sicht der Autorin bzw. des Autors ist nicht ersichtlich.
Auf einer großen Beerdigung werden bis zu 50 „Wasserbüffel geopfert. Dabei sehen Erwachsene, aber auch ganz kleine Kinder, mit an, wie ein Büffel nach dem anderen auf primitive Weise mit einem Schnitt durch den Hals geschlachtet wird. Blut spritzt und sprudelt.“
Implizit geht aus dieser Beschreibung hervor, dass die Autorin bzw. der Autor entsetzt ist über die Anwesenheit kleiner Kinder. Auch die Klassifikation der Tötung als „auf primitive Weise“ ist abwertend, „schlachten“ trägt in diesem Kontext ebenfalls eine vorwurfsvolle Konnotation.
„Zur Bestattung von Personen hohen Ranges werden große Feste mit bis zu mehreren Tausend Gästen veranstaltet, die über mehrere Tage andauern. Der Status der verstorbenen Person misst sich an der Größe des Festes sowie an der Anzahl und Qualität der rituell getöteten Tiere, insbesondere der Wasserbüffel.“
Diese Beschreibung ist deskriptiv gehalten, eine wertende Sicht der Autorin bzw. des Autors ist nicht ersichtlich.
„Anders als diese abergläubischen Opferrituale vermuten lassen, gehört die große Mehrzahl der Bewohner des Toraja-Hochlandes dem Christentum an.“
In dieser Aussage steckt die Annahme, dass Christinnen und Christen EIGENTLICH keine solchen „Opferrituale“ durchführen. Außerdem wird der religiöse Kontext des Tieropfers als „abergläubisch“, als „etwas Falsches glaubend“ abgewertet.
„Große Beerdigungsfeste ziehen ganze Reisegruppen von Touristen an. Pietätlos mischen sie sich unter die Menge der Trauernden, beobachten und fotografieren."
Auch wenn eine touristische Teilnahme an Beerdigungen im deutschen z.B. christlichen Kontext undenkbar und für die meisten wohl „pietätlos“ wäre, sind auch fremde  Gäste i.d.R. auf Toraja-Beerdigungen gerne gesehen. Weitgereiste Gäste tragen gar zu einem erhöhten Ausdruck von Status der verstorbenen Person bei.

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