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Sozial- und Kulturanthropologie (B.A.)

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Welcher Kulturbegriff?

Wie die Bezeichnung Kultur- und Sozialanthropologie bereits erahnen lässt, kommt „Kultur“ im Fach ein zentraler Stellenwert zu. Doch darüber, was genau unter „Kultur“ zu verstehen ist, waren und sind sich Sozial- und Kulturanthropolog_innen nicht einig. Zunächst kann man jedoch unterscheiden, ob man nach Kultur im Singular oder nach Kulturen im Plural fragt. Kultur trägt immer eine Ambiguität: einerseits sind alle Menschen gleich ‚kulturell’. Hier bezieht sich Kultur auf eine grundlegende Gleichheit, durch die sich Menschen von anderen Primaten unterscheiden. Andererseits haben Menschen verschiedene Fähigkeiten und Begabungen ausgebildet, und damit auch kulturelle Unterschiede (Eriksen, Thomas Hylland 2010 (S. 3): Small places, large issues: An introduction to Social and Cultural Anthropology. 3. Überarbeitete Auflage. London [u.a.]: Pluto Press.).

Judith Schlehe (2006: 52) fasst drei zentrale Aspekte zusammen, wie in aktuellen Ansätzen des Faches Kultur verstanden wird:

 

Kulturen sind komplex: Sie sind von inneren Unterschieden, Interessenskonflikten und auch Aushandlungsprozessen geprägt. Darum können Kulturen nicht als blockartige Einheiten, in denen alle Menschen gleich sind, gedacht werden.

Kulturen sind dynamisch: Keine Kultur ist zeitlos. Jede Kultur hat Geschichte, ist im Prozess und wandelt sich in der Zeit. In der Untersuchung von Kultur muss immer eine historisch kontextualisierende Perspektive eingenommen werden.

Kulturen sind hybride: Kulturen sind nicht in Isolation voneinander zu denken, sondern stehen in einem beständigen Wechselverhältnis. Insofern stellt eine  Kultur keine nach außen abgeschlossene Einheit mit einer eindeutigen Grenze dar.

 

Quelle

Schlehe, Judith 2006: Kultur, Universalität und Diversität. In: Zaumseil, Manfred und Ernestine Wohlfart (Hg.), Transkulturelle Psychiatrie-Interkulturelle Psychotherapie. Interdisziplinäre Theorie und Praxis. Heidelberg: Springer Medizin Verlag, 51-57.

Aufgabe
Lesen Sie zunächst die Hintergrundinformationen zu verschiedenen Kulturbegriffen und versuchen Sie dann, die Satzteile sinngemäß zusammenzusetzen. Ziehen Sie dazu die Satzteile mit gedrückter Maustaste auf die entsprechenden Felder.
Dass Kulturen hybride sind, zeigt sich am Beispiel, dass...
 
Die Kartoffel wurde im 16./17. Jahrhundert aus Lateinamerika nach Europa eingeführt. Dieses Symbol von „traditioneller deutscher Küche“ zeugt demnach von globalen (Macht-) Verflechtungen.
Dass Kulturen komplex sind, zeigt sich an dem Beispiel, dass...
 
In diesem Beispiel gehen wir von „den Deutschen“ als einer kulturellen Einheit aus. Aber wie viel haben diese Menschen miteinander gemeinsam? Hat der Berliner Kunststudent nicht genauso viel oder vielleicht sogar  mehr mit einem Pariser Kunststudenten gemeinsam als mit der Fabrikarbeiterin aus Bochum? Unterschiede und Gemeinsamkeiten können auf verschiedenen Ebenen betrachtet werden, sei es die regionale Herkunft, die soziale Herkunft, politische und oder religiöse Weltanschauungen,  biographische Verläufe, etc. Dieser Komplexität von Kulturen ist immer mit der Frage nach der Grenzziehung und Bezugsgröße von „Kultur(en)“ verbunden.
Dass Kulturen dynamisch sind, zeigt sich an dem Beispiel, dass...
 
Der von Heinrich Hoffmann 1845 verfasste Struwwelpeter wurde zu einem der bekanntesten deutschen Kinderbücher. Doch wird der pädagogische Gehalt des Buches von vielen Eltern und Pädagog_innen heute als kritisch angesehen: Kulturelle Vorstellungen sind beständigem Wandel unterlegen.
1.
die Kartoffel heute als ein fester, traditioneller Bestandteil der deutschen Küche wahrgenommen wird.
2.
kaum jemand die Erziehungsmethoden des Struwwelpeters als repräsentativ für aktuelle Erziehungsstile in Deutschland ansehen würde.
3.
man fragen könnte, was eine Fabrikarbeiterin aus Bochum, ein Berliner Kunststudent und ein Dorfbürgermeister aus Niederbayern gemeinsam haben.

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