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Ein fachdidaktischer Basisartikel
Was sind eigentlich die Stärken des Griechischunterrichts? Was spricht für ihn, auch in Abgrenzung zum Lateinunterricht? Wie kann die Zukunft des Griechischunterrichts aussehen? Darüber hat sich der Fachdidaktiker Reinhard Bode in einem 2002 erschienen Artikel Gedanken gemacht.
Lesen Sie den Auszug aus dem Artikel und kreuzen Sie an, worin der Artikel die Stärken besonders des Griechischunterrichts in der Schule sieht!
Der Reichtum der griechischen Sprache an Morphemen, Partikeln, Partizipien, Modi und Möglichkeiten der Wortableitung, die Vielfalt differenzierter Ausdrucksmöglichkeiten machen das Griechische zu einem lohnenden Gegenstand der Sprachreflexion, die durch Einbeziehung des Neugriechischen noch deutlich an Tiefe gewinnen kann.
Der Mythos als „Material des griechischen Denkens und der griechischen Weltauslegung“, der weiterwirkende Grundmuster menschlicher Beziehungen und Verhaltensweisen bereitstellt, ist vor allem im Griechischunterricht beheimatet.
Die grundlegenden Gattungen der europäischen Literatur entstanden im antiken Griechenland unmittelbar aus soziokulturellen Funktionen heraus mit Bindung an bestimmte Landschaften. Einblicke in diese Prozesse helfen das hochkomplexe System literarischer Gattungen und Textsorten späterer Literaturen verstehen (und genießen).
In ähnlicher Weise werden Griechischlernende zum Zeugen von Ursprungsprozessen im Bereich von Philosophie und Wissenschaft, wobei der Wert der Beschäftigung mit griechischen philosophischen Texten darin liegt, dass es in der Philosophie keinen Theoriefortschritt in dem Sinne gibt, dass ältere Fragestellungen und Theorien durch jüngere obsolet würden.
Da philosophische Terminologie kaum verlustfrei in andere Sprachsysteme übertragen werden kann […], ist hier Schülern ganz unmittelbar der Wert des Zugangs zu den originalen Texten zu vermitteln.
Die hohe Wertschätzung der Jugend (des jungen Mannes) in der griechischen Literatur (Homer, frühe Lyriker, Platon) vermag Jugendliche besonders anzusprechen. […]
Die Begegnung mit fremden Kulturen und Völkern gewinnt in einer globalisierten Welt immer mehr an Bedeutung. Sie ist etwa bei Herodot Gegenstand intensiver Reflexion.
Das Nachdenken über Sinn und Grenzen des Machbaren in Wissenschaft, Naturausbeutung und weltpolitischem Machstreben wird immer mehr zur Existenzbedingung. In der griechischen Literatur, insbesondere bei Herodot und der Tragödie, hat das Thema menschlicher Maßüberschreitung (Ate, Hybris, Neid der Götter) seinen festen Platz.
Das Verhältnis von Machtpolitik, Manipulation und Humanität, Mechanismen politischer Auseinandersetzung, Tendenzen der transnationalen Integration und regionalen Desintegration sowie zur Bildung transnationaler Hegemonien sind Themen von hoher aktueller Relevanz. Hier liefern Herodot und Thukydides Ansatzpunkte zu ergebnisreicher Reflexion.
Rationale Methoden der Gewinnung und Validitätsprüfung ethischer Normen und Lebensorientierungen sind besonders gut an griechischen philosophischen Texten zu erlernen. Die eudämonologisch orientierte nachsokratische Philosophie liefert ergiebiges Material für eine Theorie der Lebensqualität.
Die zunehmende Interdependenz der modernen Welt führt im Leben des Einzelnen zunehmend zur Erfahrung der Fremdbestimmung und der eng begrenzten Einflussmöglichkeiten des Individuums. Die nachsokratischen Philosophen verarbeiteten ganz ähnliche Erfahrungen (Entmachtung der Polis, hellenistischer Flächenstaat) und erarbeiteten sich daraufhin das Autarkie-Ideal als Grundlage gelingenden individuellen Lebens.
Die fortschreitende europäische Integration erfordert zunehmend auch die Wahrnehmung der osteuropäischen Kulturtradition. Ein Griechischunterricht, der Ausblicke gewährt in das byzantinische Mittelalter und die Genese der modernen griechischen Kultur, kann hier wertvolle Einsichten vermitteln.
Quelle: Reinhard Bode: Griechisch auf neuen Wegen, in: Der Altsprachliche Unterricht Latein und Griechisch 5/2002, S. 4–15, hier S. 6f.
Kooperation von Latein- und Griechischunterricht
Vergleichende Sprachbetrachtung
Verquickung von Philosophie, Historiographie und Politik
Vermittlung christlicher Inhalte
Auseinandersetzung mit der Geographie Griechenlands
Integration des mittelalterlichen und modernen Griechisch
Begegnung mit einer fremden und doch vertrauten Kultur
Kritisierung antiker Philosophie
Eine Standortbestimmung des Altgriechisch-Unterrichts im modernen Schulsystem gehört zu den spannenden Aufgaben der Fachdidaktik. Dabei ausgetretene Pfade zu verlassen und den Griechischunterricht auch einmal neu zu denken, zu dieser Herausforderung erscheinen in jüngster Vergangenheit mehr und mehr Publikationen. Es lohnt sich, diese Diskussion zu verfolgen.