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Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft (B.A.)

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Christian Hansen, Literaturübersetzer

Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor: Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?

Als Literaturübersetzer bin ich ein notorischer Wiederholungstäter. Ich wiederhole in meiner Sprache, was ein anderer vor mir schon einmal in seiner geschrieben hat, Das verbindet mich mit einer meiner Lieblingsfiguren der Weltliteratur, Jean Pauls Schulmeisterlein Wutz: Ich schreibe mir die Bücher, die mein Interesse wecken, gewissermaßen mit eigenen Worten selbst. Dabei versuche ich etwas von dem wiederzuholen, was auch in der fremden Sprache ungesagt bleibt bzw. einen von den Konventionen dieser Sprache abhängigen Ausdruck gefunden hat. Das Mimetische der Sprache, um mit Benjamin zu reden, weist den Weg ins Eigentliche, das aber gar nicht in tiefsinniger Tiefe, sondern an der Oberfläche liegt.

Und so wie man dasselbe Buch nicht zweimal lesen kann, ergibt die Wiederholung der Übersetzung auch immer ein neues, unerhörtes Buch.

Warum haben Sie sich für dieses Studium entschieden?

Es begann als Verlegenheitslösung. In der Vorbereitung zum ursprünglich angestrebten Schauspielstudium hat mich mein eigenes (und auch das in Theaterkreisen erschreckend verbreitete) instrumentelle Verhältnis zur Literatur als naiver Sprach- und Buchverwender aufgeschreckt und ins selbstauferlegte Purgatorium des Philologiestudiums gescheucht. Die spätere Einsicht, mit und in der Sprache sowieso besser schauspielern zu können als mit vollem Körpereinsatz, gab dann den Ausschlag.

Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierender erfüllt?

Erst lange nach dem eigentlichen Studium. Und es war weniger eine Entscheidung für meinen heutigen Beruf als eine gegen die Fortsetzung meiner Promotion (die ich mir mit Übersetzen finanzierte...), mithin eine gegen eine berufliche Laufbahn innerhalb der Universität. Im Nachhinein, und im Vergleich zu ehemaligen Weggefährten, die dieser Laufbahn gefolgt sind, würde ich sagen, dass ich der Beschäftigung mit Literatur durch das Übersetzen intimer und weniger kompromissbehaftet verbunden bleiben konnte, als es bei jeder anderen beruflichen Orientierung der Fall gewesen wäre.

Was ist das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?

Schwer zu sagen. Die in meiner Studienzeit am Institut für AVL herrschende Ernsthaftigkeit (die auch eine Versnobtheit und nicht ungefährliche psychische Überdrehtheit zum Zwilling und Drilling hatte) im Umgang mit Literatur hat sicher abgefärbt. Wichtig jedenfalls war die Universität als Raum der Begegnung und des interaktiven Denkens.

Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?

Der Beruf des Literaturübersetzens schreit förmlich nach einem studium generale: Es gibt kaum etwas, dem man im Übersetzerleben nicht früher oder später über den Weg liefe. Nicht umsonst ist Übersetzen eine Spielart des Dilettantismus... Anders gesagt: wenn man sich das Übersetzen als Hammer denkt, sieht bald alles aus wie ein Nagel (und die Welt wie ein Haufen dickerer und dünnerer Bretter...).

Noch ein Aphorismus: Es gibt auf dem Weg zum Literaturübersetzen nur Umwege; sie sind der Königsweg.

Eine Empfehlung meines damaligen Mediävistik-Dozenten Hans-Jürgen Bachorski, sinngemäß: Lesen Sie alles, was Sie in die Finger kriegen, vom Waschzettel bis zur Weltliteratur.

Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Menschen, die mir bis heute eng verbunden geblieben sind; das im Unistreik gewonnene „Die-Universität-sind-wir“-Gefühl; der Arbeitskreis um Hella Tiedemann; das „alte“ Institut im Hüttenweg mit seiner einzigartigen Bibliotheks-Atmosphäre, die für uns wie ein verlängertes Wohn- und Studierzimmer war.

Welchen Rat würden Sie Studienanfänger*innen geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?

Die eigene ökonomische Leidensfähigkeit prüfen. Ein Einsamkeitsstresstest kann auch nicht schaden. Ansonsten keine Ahnung; das Leben ist ein Pakt mit dem Teufel, wer nicht mit Herzblut unterschreibt, kriegt keinen Vertrag.