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Cristina Nord, Institutsleiterin beim Goethe-Institut in Nairobi, Kenia
Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor: Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?
Seit Juli 2023 leite ich das Goethe-Institut in Nairobi. Es handelt sich um ein mittelgroßes Institut mit etwas mehr als 20 festangestellten Mitarbeiter*innen und mehr als 30 Honorarlehrkräften. Im Stadtzentrum der kenianischen Hauptstadt beherbergen wir eine Bibliothek, einen florierenden Sprachkursbetrieb und ein Kulturprogramm, das wir in den meisten Fällen gemeinsam mit kenianischen oder ostafrikanischen Künstler*innen und Kurator*innen entwickeln; selten laden wir eine Autorin oder einen Künstler aus Deutschland ein. Wir unterstützen darüber hinaus Kenianer*innen, die sich mit dem Gedanken tragen, als Fachkraft nach Deutschland zu gehen, indem wir sie beraten und dabei ein realistisches Bild von Deutschland vermitteln. In die Zuständigkeit fallen außerdem der Sprachkursbetrieb in Mombasa und die inhaltliche Betreuung des Goethe-Zentrums in Kampala.
Salopp formuliert ist meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass der Laden läuft, und die Grundlagen dafür zu schaffen, dass das auch in fünf Jahren noch so ist. Dazu gehört es, die Mitarbeiter*innen zu motivieren, ein respektvolles, wertschätzendes Miteinander zu garantieren, eine Atmosphäre zu erzeugen, in der alle gut und gerne arbeiten können, Konflikte zu erkennen und zu moderieren. Die Rahmenbedingungen und das Finanzielle müssen stimmen; ich bin verantwortlich dafür, dass wir uns an kenianische und deutsche Gesetze sowie an die internen Regeln des Goethe-Instituts halten. Risiken – etwa der Aktivismus rund um „Strike Germany“ - wollen rechtzeitig erkannt, Chancen – etwa die Möglichkeiten, Drittmittel für große Kulturprojekte anzuwerben oder den Sprachkursbetrieb durch digitale Methoden zu modernisieren - ergriffen, Strategien und Konzepte für die Zukunft entwickelt werden.
Repräsentative Aufgaben habe ich auch - sei’s beim Dachverband der europäischen Kulturinstitute, sei’s bei kenianischen Ministerien, sei’s in der kenianischen Kulturszene.
Warum haben Sie sich für dieses Studium entschieden?
Die Beschäftigung mit Literatur war für mich von großer Bedeutung, als ich mein Studium aufnahm. Mir war der internationale Ansatz der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft wichtig, außerdem auch deren theoretische Ausrichtung. Was die Lateinamerikanistik anbelangte, so spielte es eine entscheidende Rolle, dass ich Spanisch sprach und mein Interesse an Lateinamerika sehr groß war.
Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierende erfüllt?
Nach dem Studium habe ich zunächst eine journalistische Karriere verfolgt. 14 Jahre lang war ich Filmredakteurin im Kulturressort der „taz. die tageszeitung“. 2015 wechselte ich zum Goethe-Institut, machte von 2019 bis 2023 einen Abstecher zum Berlinale Forum, bevor ich nach Kenia gehen sollte. Wenn ich darüber nachdenke, was ich während des Studiums erwartet habe, dann sah meine Idealvorstellung in etwa so aus: Mein späterer Beruf soll mit Kultur zu tun haben, abwechslungsreiche Tätigkeiten mit sich bringen, meiner Kreativität und meiner Konzeptionsgabe Platz geben, mir die Möglichkeit lassen, mich weiter zu bilden und zu entwickeln, und einen internationalen Rahmen bieten. Am Ideal von damals bin ich heute dicht dran.
Was ist das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?
Mein Studium hatte wenig mit konkreten Berufsfeldern zu tun. Gerade das habe ich immer als Stärke betrachtet. Ich konnte mir viel Wissen aneignen und vor allem die Fähigkeit, Dinge nicht als gegeben hinzunehmen, sie in Frage zu stellen, Texte kritisch zu lesen. Ich habe den Eindruck, dass mir mein Studium eine unverzichtbare Grundlage gegeben hat, eine Art intellektuelles Fundament, ohne dass ich nicht tun könnte, was ich heute tue.
Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?
Sprachen lernen. Versuchen zu lernen, wie man gut schreibt. Daran arbeiten, dass man überzeugend auftritt. Sich nicht einschüchtern oder entmutigen lassen.
Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Während der Sommermonate war es möglich, den Garten des damaligen Instituts für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft zu nutzen. Man konnte mit Büchern aus der Bibliothek in den Garten gehen, sich einen Liegestuhl nehmen und lesen. Und manchmal wurden sogar die Seminare in den Garten verlegt. Ich las Foucaults „Überwachen und Strafen“ in einem dieser Liegestühle.
Diese sehr schöne Erinnerung steht im Kontrast zu der an den schwierigen Beginn. Einer der ersten Texte, die ich lesen sollte, war einer von Jacques Derrida, ich weiß nicht mehr welcher. Ich verstand nichts und war verwirrt, weil sich mir bis zu diesem Zeitpunkt alle Texte, die ich las, erschlossen. Da niemand über seine Überforderung sprach, schien ich mit meiner allein zu sein. Das Klima in den Seminarräumen wirkte auf mich kompetitiv, fast entmutigend, ich hatte den Eindruck, die Codes und Sprechweisen nicht zu beherrschen. Drei bis vier Semester habe ich gebraucht, um zu begreifen, dass ich nicht zu dumm für dieses Studienfach war. Noch heute treffe ich ehemalige Kommiliton*innen, denen es ähnlich ging und die sich damals wie ich nicht trauten, über ihr Unbehagen zu sprechen.
Welchen Rat würden Sie Studienanfänger*innen geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?
Lesen Sie viel, auch Texte, deren Nützlichkeit sich nicht sofort erschließt. Seien Sie neugierig. Lassen Sie sich auf Dinge ein, die Sie nicht kennen und nicht verstehen. Schauen Sie sich Kunstausstellungen, Filme, Konzerte, Theater- und Tanzaufführungen an und lesen Sie, was andere darüber schreiben. Reden Sie mit anderen intensiv über Ihre Erfahrungen. Verfolgen Sie das gesellschaftliche Geschehen. Versuchen Sie, nach und nach zu Positionen zu gelangen, Haltungen einzunehmen, etwas zu finden, wofür Sie Leidenschaft empfinden. Eine wirkliche Leidenschaft für eine Materie hilft, sich zu entscheiden und andere von sich zu überzeugen.