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Sabine Jainski, Filmemacherin, Journalistin und Übersetzerin
Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor: Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?
Ich bin selbstständige Filmemacherin, Journalistin und Übersetzerin. Als Filmemacherin und Journalistin arbeite ich (meist über Produktionsfirmen) für die öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland und drehe Dokumentationen in den Bereichen Kultur und Gesellschaft für ARTE, 3sat, ARD und ZDF. Als Übersetzerin arbeite ich für Le Monde diplomatique und übersetze Kunst-Kataloge. Diese beiden Tätigkeiten lassen sich für mich gut vereinbaren.
Meine Arbeitszeit verbringe ich meist am Schreibtisch, dazu kommen Recherchereisen, Dreharbeiten, Schnitt und Postproduktion. Das bringt viel willkommene Abwechslung und neue interessante Begegnungen, die Arbeitszeiten sind allerdings oft unregelmäßig.
Warum haben Sie sich für dieses Studium der AVL entschieden?
Ich habe schon früh sehr viel gelesen und wollte mich näher mit Literatur und Philosophie beschäftigen. Dabei war es mir wichtig, nicht nur eine Nationalphilologie zu studieren, sondern über den Tellerrand hinauszublicken.
Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierende erfüllt?
Ich hatte während des Studiums keine klaren Vorstellungen, wo ich später arbeiten wollte. Zunächst konnte ich durch eine Kommilitonin, die bereits als Übersetzerin tätig war, diesen Beruf kennenlernen. Während meiner Studienzeit in Frankreich wurde der Sender ARTE gegründet, den ich sehr spannend fand, deshalb bewarb ich mich während der Examensphase für zwei Hospitanzen in den ARTE-Redaktionen von WDR und ZDF. Das war mein Einstieg ins Filmemachen. Die Anregung dazu kam von einer Kommilitonin, die parallel an der Journalistenschule studiert hatte, weitere Hilfestellung gaben Väter von anderen Freundinnen, die als Journalisten tätig waren.
Was ist das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?
Ich habe ein eher unkonventionelles Studium absolviert, da ich viele der wichtigsten Fähigkeiten tatsächlich im und nach dem Studierendenstreik von 1988/89 gelernt habe: Selbstorganisation, Teamarbeit, Gremienarbeit – vor allem die Organisation von Autonomen Seminaren (die später als Projekttutorien weitergeführt wurden) und der Aufbau einer Studierenden-Zeitung. Damals haben wir mit den Lehrenden am Institut gemeinsam diskutiert und gekämpft. Die Zusammenarbeit mit anderen und die intellektuellen und politischen Debatten habe ich während des ganzen Studiums sehr geschätzt.
Ich habe Recherche und genaues wissenschaftliches Arbeiten gelernt, dazu die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte schnell zu strukturieren – das ist für journalistische Recherchen sehr nützlich. Das Wichtigste ist aber das eigenständige Denken, das von unseren Dozent*innen stets eingefordert wurde.
Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?
Qualifikationen verändern sich ständig. Ich würde immer versuchen, Praktika oder Hospitanzen in den Bereichen zu machen, die mich interessieren, und dann konkret zu schauen, was ich brauche, um dort weiter voranzukommen. Das ist sicher für jede*n anders.
Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Sehr viel, da ich durch den Streik und die anschließenden Debatten um feministische Wissenschaft am Institut eine ganz andere Bindung an die Uni entwickelt habe, als das normalerweise im Studium passiert. Im Streik haben wir die FU für ein Semester besetzt, d.h. wir haben drei Monate dort gelebt, Verwaltung wie Lehrbetrieb selbst organisiert und die Themen besprochen, die uns interessierten. Ich habe also zu Beginn gleich gelernt, das Studium gemeinsam mit meinen Kommiliton*innen in die eigenen Hände zu nehmen, auch die inhaltliche Ausrichtung des Instituts mitzubestimmen, und zu versuchen, mit den Lehrenden auf Augenhöhe zu verhandeln. Viele Freundschaften aus dieser Zeit sind für mich bis heute sehr wichtig. Eine besondere Freundschaft verband mich bis zu ihrem Tod mit Hella Tiedemann, die für mich eine ganz wichtige intellektuelle Ratgeberin und Gesprächspartnerin war.
Welchen Rat würden Sie Studienanfänger*innen geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?
Beide Berufe verändern sich zur Zeit in einer derartigen Geschwindigkeit, dass ich es sehr schwer finde, Ratschläge zu geben. Das Übersetzen wird immer stärker von Maschinen übernommen, durch den globalen Wettbewerb sinken die Preise. Viele (junge) Menschen schauen kein lineares Fernsehen mehr, sondern Filme auf Internet- oder Streamingplattformen, so dass sich die Produktionsbedingungen stark verändern. Deshalb: Praktika – oder Selbermachen!