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Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft (B.A.)

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Annette Wassermann, Pressesprecherin und Lektorin im Verlag Klaus Wagenbach

Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor: Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?

Ich kümmere mich als Pressedienstleisterin um die „Ein- und Ausfuhr“ von Informationen, als Veranstaltungsfrau um die Organisation von Lesereisen, Pressekonferenzen, Festen und Veranstaltungen auf Buchmessen o.ä., als Lektorin um die inhaltliche Gesamt-Programmgestaltung und die konkrete Textarbeit.

Zu meinen Aufgaben als „Pressefrau“ gehört es also, mir für jedes einzelne Buch in unserem Programm eine gute Strategie auszudenken: die passenden Medien bzw. Kolleg*innen dort „proaktiv“ zu informieren und mit Material zu beschicken und ebenso großflächig wie rechtzeitig die Lesereisen und Veranstaltungen anzukündigen. Sehr viel Zeit verbringe ich auch mit der „reaktiven“ Pressearbeit: Beantwortung von Anfragen aller Art, Buchversand, Interviewvermittlung, Information. Über all das spreche ich regelmäßig mit der Verlegerin und meinem Kollegen im Vertrieb und stimme mit ihnen weitere Schwerpunktsetzungen ab. Auch die redaktionelle Betreuung der Internetseiten, regelmäßige Besuche in den Feuilleton- und Literaturredaktionen von Fernseh-, Radio- und Printmedien, die Belieferung von „Buch-Influencer*innen“ und das Verfassen von Pressemitteilungen und regelmäßigen Newslettern gehören zur Außendarstellung des Verlags und damit zu meinen Kernaufgaben.

Innerhalb der Abteilung für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, die im Grunde aus einer weiteren halben Stelle und einer Praktikant*in besteht, verteile ich die Aufgaben und bilde aus.

Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, die längst ja auch die Sozialen Medien beinhaltet, ist für unabhängige Verlage ein besonders wesentliches Marketing-Tool, weil wir nur ein sehr kleines Werbebudget haben und darauf angewiesen sind, dass die potentiellen Käufer*innen permanent überall über unsere Bücher und Autor*innen „stolpern“.

Zu diesem Zweck werden auch Buchpräsentationen und ganze Lesereisen organisiert, wofür wir geeignete Orte und Kooperationspartner*innen in verschiedenen Städten suchen, eine geografisch sinnvolle Reihenfolge festlegen, Moderator*innen auswählen, aber auch Hotels-, Flüge und Züge buchen…

Als Lektorin lese ich – meinem Zuständigkeitsbereich entsprechend - französischsprachige Bücher und deutschsprachige Manuskripte, schlage sie im Idealfall den Lektoratskolleg*innen vor und entscheide mit ihnen über die Aufnahme in unser Programm. Die enge Zusammenarbeit mit Übersetzer*innen und Autor*innen, die inhaltliche Konzeption von Sachbüchern, die dramaturgische Überarbeitung von Romanen sowie eine sorgfältige Auseinandersetzung mit den Texten gehört ebenso zur Tätigkeit im Lektorat wie das Schreiben von Klappen- und Vorschautexten. Mitunter moderieren wir Lektor*innen auch Lesungen und Podiumsdiskussionen.

Normalerweise arbeite ich von 9 bis 18 Uhr, doch wegen häufiger Dienstreisen und vieler Wochenend- und Abendtermine ist das nicht ganz regelmäßig. Es ist aber zweifellos wundervoll, eine echte Leidenschaft zum Beruf zu machen und gar nicht wirklich unterscheiden zu können zwischen Leben und Werk, Arbeit und Freizeit…

Warum haben Sie sich für dieses Studium entschieden?

Ich wollte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft studieren, weil es eben keine Nationalphilologie sein sollte. Bis heute ist für mich ein mehrsprachiger, vergleichender Ansatz die einzig legitime Weise analytisch mit Literatur umzugehen.

Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierende erfüllt?

In meinen aktuellen Beruf bin ich nach dem Studium und über weitere Praktika, an die sich Volontariate anschlossen, eher „hineingeraten“. Während des Studiums wollte ich eigentlich Literaturkritikerin werden bzw. eventuell auch eine Hochschulkarriere versuchen, doch im Verlag kam plötzlich all das zur Anwendung, was ich in ungezählten Praktika bis dahin gelernt hatte, und bis heute macht mir dieser Beruf großen Spaß. Nicht zuletzt natürlich, weil mein Arbeitgeber ein unabhängiger Qualitätsverlag ist…

Was ist das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?

Zusammenhänge schnell erfassen, Texte querlesen und das Wesentliche extrahieren, Flexibilität, selbstorganisiertes Arbeiten.

Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?

Sprachen, Auslandserfahrungen, journalistisches Handwerkszeug

Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Vielerlei. Gute Lehrer*innen, nette Kommilitonen (mit vielen bin ich noch heute befreundet), angeregte Streitgespräche, unvergessliche Partys. Und unsere wunderbare Bibliothek im Hüttenweg, wo sich damals das Peter-Szondi-Institut befand.

Welchen Rat würden Sie Studienanfänger_innen geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?

Nehmen Sie sich Zeit. Denn in einer rätselhaften Welt, die bei aller Transparenz undurchsichtig bleibt und sich eben nicht selbst erklärt, sondern gedeutet werden will, bedarf es gut ausgebildeter, im Lesen geschulter Geistesarbeiter, die in der Lage sind, diese hermeneutische Aufgabe zu bewältigen, die sich als Seismographen des Zeitgeistes Gehör verschaffen, und von dieser ethischen Regulierungsarbeit auch leben können. Es bedarf wortgewandter Menschen, die in kritischer Geistesgegenwart fähig sind, die Welt zu lesen, ihren Text zu bewerten und auf die Gesellschaft einzuwirken.

Ob aus Ihnen später einmal Journalistinnen oder Lektoren werden, Lehrer oder Kulturmanagerinnen, Professorinnen oder Politiker, online-Redakteure oder Ghostwriter: Gesellschaftskritik und Aufklärung bleiben die vornehmsten Aufgaben der Geisteswissenschaften.

 Also lesen Sie viel und denken Sie selbst. Denken Sie erst nach, und dann voraus.