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Lehramtsstudiengänge für Integrierte Sekundarschulen und Gymnasien

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Ina Scheffel, Fachbereichsleiterin Deutsch (Gymnasium in freier Trägerschaft)

Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor. Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?

Mein beruflicher Alltag umfasst 26 Wochenstunden Unterricht in der Schule, die entsprechende Arbeit zu Hause (Vorbereitung + Korrekturen + Hausaufgaben-Korrekturen) sowie Konferenzen und ähnliches. Hinzu kommt die Verwaltung des Fachbereichs, sprich die Weiterleitung von Informationen, das Besorgen von Literatur, die Vorbereitung von Fachkonferenzen, die Beratung bei den Klassenarbeiten und Korrekturen, die Verwaltung der schuleigenen Bibliotheken, die Planung und die Absprachen bei der schulcurricularen Planung und vieles mehr (insgesamt ca. 30 Wochenstunden).

Warum haben Sie sich seinerzeit für ein Lehramtsstudium entschieden?

  1. Interesse an den Fächern (Deutsch und Politikwissenschaft): Liebe zur Literatur
  2. Interesse daran, Wissen zu vermitteln und jungen Menschen in ihrer persönlichen Entwicklung und bei der Weltentdeckung zu unterstützen: Liebe zu den Schülerinnen und Schülern
  3. vor mehr als 40 Jahren (!): die Idee, die Nachkriegsgesellschaft durch die Erziehung einer rebellierenden, aufbegehrenden Jugend zu politischem Bewusstsein und Widerstand nachhaltig zu verändern

Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierende erfüllt?

Die Erwartungen während des Studiums (ziemlich am Anfang) im Kontext meiner eigenen politischen Ambitionen (siehe oben) haben sich nicht ganz erfüllt, wie man heute sieht. Dennoch ist mir nach wie vor die politische Bildung der Jugendlichen sehr wichtig: das Verständnis für politische Prozesse, das Eintreten für die Schwachen, das Bewusstsein für die Notwendigkeit demokratischen Engagements und des Schutzes der Grund- und Menschenrechte und die Wahrnehmung von gesellschaftlicher Verantwortung. Ich glaube, dazu ist Schule da und ich kann dazu beitragen.

Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?

Mein eigenes politisches Engagement hat mir Selbstbewusstsein im öffentlichen Diskurs und Auftreten gegeben und mich gestärkt; ich habe gelernt, mir raschen Zugriff auf wichtiges Wissen zu verschaffen und in Strukturen zu denken. Meine spezifische Lehrerausbildung – die Begegnung mit der Schulpraxis – war seinerzeit universitär kaum unterstützt. Aber ich habe in den Praktika auch durch die Beobachtung und stümperhafte eigene Versuche schon viel erfahren. Am meisten aber habe ich nach dem Studium gelernt, als ich in verschiedenen pädagogischen Berufsfeldern (Schule, Kita) mit Stundenverträgen gearbeitet habe: learning by doing …: aus Fehlern lernen und sich von Misserfolgen nicht entmutigen lassen. Die Freude an der Literatur ist mir damals nicht ausgetrieben worden; ich hoffe, ich konnte und kann sie immer noch weitervermitteln.

Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?

Hilfreich sind: Fremdsprachen, Rettungsschwimmer und Erste Hilfe Schein für die Durchführung von Fahrten, Erfahrungen in der Arbeit mit Jugendlichen (wo auch immer) und ggf. Arbeitsmanagement und Zeitmanagement. In meinem Hauptfach Deutsch (ich bin Fachbereichsleiterin) ist es natürlich ganz wichtig, dass man in Sachen Kultur auf dem neuesten Stand ist: das heißt Bücher, Kino, Theater und ggf. auch Musik - deshalb wäre beispielsweise auch die Teilnahme an Workshops sehr gut!

Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Einige interessante Vorlesungen sind mir in Erinnerung geblieben …. Und dann meine eigenen Tutoriate, wo ich schon einmal lernen musste, Veranstaltungen zu planen und mit Studierenden zu arbeiten. Wenn es geht – aber es geht ja inzwischen kaum -, dann sollte man Gelegenheiten wahrnehmen, sich auch einmal interdisziplinär umzuschauen und über den Rand des eigenen Fachs zu blicken.

Welchen Rat würden Sie StudienanfängerInnen geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?

Das, was ich oben schon notiert habe: Während des Studiums bereits mit Jugendlichen zu arbeiten, dann weiß man, ob man Zugang zu ihnen findet, den richtigen Ton trifft, das nötige Verständnis (Empathie) entwickeln kann. Wer Kinder nicht wirklich mag, kann in der Schule nicht glücklich werden, wer sich für sein Fach nicht wirklich begeistern kann, der hat auch nichts ‚ zu sagen‘ und weiterzugeben. Dann bitte umsatteln! 

Ganz wichtig: Während des Studiums und während des Referendariats (und schon bei der Vorbereitung auf das Abitur) habe ich mit 2 – 3 Kommilitonen bzw. Referendaren eng zusammengearbeitet und wir haben uns sehr solidarisch auf alle Prüfungen etc. gemeinsam vorbereitet. Mir (uns) hat das damals sehr geholfen, wir haben die miesen Prüfungszeiten erfolgreich durchgestanden und uns auch immer nach der Arbeit belohnt…(meine Kneipentipps sind aber überholt).

Die Diskussionen über Schule und Bildung muss man verfolgen, aber bitte nicht zu ernst nehmen! Jedem dieser ‚revolutionären‘ Ansätze bin ich im Laufe der letzten 40 Jahre schon (mehrfach) begegnet. Das System Schule ist ziemlich resistent und es ist nicht ersetzbar. Aber verbessern kann man natürlich immer und ständig sehr vieles (am besten immer wieder auch die eigene konkrete Arbeit). Leider kann bei allem Reformbemühen auch das Gegenteil eintreten, und nichts wird besser.

Und zum Schluss das, was ich selber nicht genügend beherzige: Die Institution Schule nicht zu wichtig nehmen, die eigenen Interessen behalten und bewahren, Abstand halten und die Dinge von außen sehen – es gibt ein Leben außerhalb der Schulmauern.

Absolut unerlässlich in diesem Beruf aber ist: Humor, Humor, Humor!