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Michaela Sambanis, Professorin der Didaktik des Englischen (FU Berlin)
Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor. Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?
Zur Arbeit einer Professorin gehört die Vor- und Nachbereitung von Lehrveranstaltungen (ähnlich wie früher für mich als Lehrerin die Planung, Durchführung und Reflexion von Unterricht!), die Organisation des Semesters, die Beratung von Studierenden, die Begutachtung von Arbeiten, das Durchführen von Forschungsprojekten, das Publizieren von Fachartikeln und Büchern, die Mitwirkung in Gremien u.v.m. Außerdem liegt mir die Betreuung von wissenschaftlichem Nachwuchs, also von Doktoranden und Habilitationsprojekten, besonders am Herzen. Ihnen ist mein Roman „Academica oder wo geht’s denn hier zum Lehrstuhl?“ gewidmet, der vom manchmal recht holprigen und anstrengenden Weg zu einer Professur handelt.
Als Lehrstuhlinhaberin für Englischdidaktik liegt die Verantwortung für diesen Arbeitsbereich bei mir, sodass es mir auch an Verwaltungsaufgaben und Papierarbeit nie mangelt!
Ganz besonders spannend an meinem Beruf ist die Zusammenarbeit mit den Studierenden und Qualifikanten, der Austausch mit Lehrkräften und Kollegen. In den Semesterferien stehen oft Kongresse und Tagungen auf dem Programm, wo man sich vernetzen, seine Forschungsergebnisse präsentieren und selbst ständig dazulernen sowie Neues entdecken kann. Das finde ich – obwohl es manchmal anstrengend ist – großartig, denn als Didaktikerin, die sich intensiv mit Erkenntnissen der Neurowissenschaften befasst, weiß ich, dass das Gehirn immer lernt und man gar nichts Besseres tun kann, als ihm Impulse zum Weiterlernen zu geben. Und die bekomme ich in Fülle bei Kongressen, beim Lesen, Recherchieren, als Referentin bei Lehrerfortbildungen und natürlich auch durch meine Studierenden. So bin ich als Professorin zugleich Lehrende und (Weiter-) Lernende.
Um all meine Tätigkeiten, von denen ich oben einige exemplarisch genannt habe, unterzubekommen, stehe ich früh auf und zähle die Arbeitsstunden nicht. Das ist meine Strategie. Ich glaube, sie funktioniert deshalb, weil ich meine Arbeit liebe.
Warum haben Sie sich seinerzeit für ein Lehramtsstudium entschieden?
Es mag idealistisch klingen, aber ein wesentlicher Grund, warum ich mich fürs Lehramtsstudium entschieden habe, war mein Wunsch, eine Lehrerin werden zu können, die für ihre Fächer brennt und der es gelingt, in ihrem Klassenzimmer ernsthaftes Lernen mit Lernfreude zu verbinden. Ich wollte eine Lehrerin werden, die die eigene Begeisterung für Sprachen an Kinder und Jugendliche weitergeben kann; eine Lehrerin, die ihren Blick auf die Stärken der Lernenden richtet und nicht vorrangig auf deren Defizite; eine Lehrerin, die nicht versucht, die Kinder der Institution Schule anzupassen, sondern eine, die ihr Klassenzimmer für die Vielfalt öffnet und selbst in der kleinsten Hütte Raum für jeden schafft.
Die Suche nach mehr Lernfreude und der Umgang mit der Vielfalt der Schülerschaft begleiten mich weiter. Auch jetzt als Professorin bilden sie Schwerpunkte meiner Arbeit in Forschung und Lehre (Lernen und Emotionen, Lernen und Bewegung, Heterogenität, Teenager als besondere Fremdsprachenlerner etc.).
Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierende erfüllt?
Ganz früh schon entdeckte ich, dass man durch Lehren selbst sehr gut lernen kann, und so unterrichtete ich schon als Erstklässlerin leidenschaftlich. Ich erklärte meinem Goldhamster den Kreislauf des Wassers und andere Sachthemen (er schien mir an Naturphänomenen interessiert zu sein!), „erfreute“ die Bewohner des Seniorenheims in der Straße mit meinen Leseübungen und bereitete für sie quizartige Fragen zum kleinen Einmaleins vor, wodurch ich mit viel Freude ganz nebenbei die Lerninhalte vom Schultag wiederholte und festigte.
Später als Studentin waren meine Erwartungen an den Lehrberuf ziemlich realistisch. Mein erstes Praktikum machte ich vor Aufnahme des Studiums, weitere folgten nahezu kontinuierlich während des Studiums, danach schloss sich das Referendariat an, in dem ich, begleitet von einer großartigen Mentorin, sehr viel unterrichten und von ihrem erfahrenen, wohlwollend-kritischen Blick profitieren durfte.
Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?
Besonders wichtig erschien mir damals, eine Art Expertin für mein Fachgebiet zu werden und dabei auch den Blick über den Tellerrand hin zu anderen Wissenschaften und Fächern zu richten. Die für mich schon während des Studiums brennende Frage, wie Lernprozesse angestoßen und unterstützt werden können, hat mich zur Didaktik geführt und beschäftigt mich weiterhin intensiv.
Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?
Es fällt mir schwer, diese Frage so pauschal zu beantworten, denn es kommt sehr darauf an, was der Einzelne mitbringt. Als Fremdsprachenlehrkraft und auch als Professor braucht man eine hohe fachliche Kompetenz (inhaltlich, zielsprachlich und didaktisch). Man sollte in der Lage sein, Prozesse planen, organisieren, bei Bedarf sanft nachjustierend begleiten und auswerten zu können. Man muss Freude am Umgang mit Menschen haben – wohl wissend, dass der Umgang mit Menschen nicht immer nur Freude bedeutet, denn es kann auch zu Differenzen und Konflikten kommen, die dann auf geeignete Weise bearbeitet werden müssen. Die Aufzählung ließe sich fortführen. Ich empfehle Studierenden gerne, es einmal mit einem dramapädagogischen Seminar zu versuchen. Für viele ist das eine schöne, oftmals auch herausfordernde Erfahrung, die es ihnen erlaubt, an verschiedenen Kompetenzen zugleich zu arbeiten: am Einsatz der Stimme, die für Lehrende ein besonders wichtiges Werkzeug ist, an der Präsenz, am Auftreten, der Sicherheit, der Wirkung auf andere, der Ausdrucksfähigkeit, dem spontanen Reagieren auf Situationen usw.
Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Ich erinnere mich gerne an die Veranstaltungen jener Professoren, die uns Studierende durch ihr immenses Wissen zutiefst beeindruckt haben. Auch an meine schulpraktischen Studien habe ich lebhafte Erinnerungen und an einige Seminare, in denen wir uns anspruchsvolle dramatische Texte dadurch erschlossen haben, dass wir sie inszeniert bzw. als szenische Lesungen auf improvisierte Bühnen gebracht haben.
Welchen Rat würden Sie StudienanfängerInnen geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?
Ich halte den Lehrberuf, egal auf welcher Ebene und in welcher Institution, für einen anspruchsvollen und einen der verantwortungsvollsten Berufe überhaupt. Man sollte ihn aus Überzeugung wählen, d.h. fürs Lehren und Lernen und für seine Fächer brennen (wenn man nicht brennt, besteht die Gefahr, durch den Lehreralltag schnell ausgebrannt zu werden!). Außerdem sollte man niemals aufhören, daran zu arbeiten, die beste Lehrkraft zu werden, die man überhaupt sein kann. Mir haben damals das freiwillige Schnupperpraktikum vor dem Studium und die bereits während der Schulzeit gesammelte ehrenamtliche Erfahrung mit sozialen Kinder- und Jugendprojekten bei der Entscheidung für den Lehrberuf geholfen.