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Benjamin Volk, Lehrer
Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor? Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?
Der Lehrerberuf ist ja ein Massenberuf und heutzutage nicht sonderlich beliebt, vielleicht auch noch nicht. Er schließt viele Tätigkeiten ein, die man gerne übersieht, wenn man an die vielen Ferientage denkt. Besonders ist dann noch, wenn man an einer Freien Waldorfschule als Klassenlehrer arbeitet. Das Klischée der spielenden Baumschulenkinder weicht bei genauerer Betrachtung sehr ausgeklügelten und arbeitsaufwendigen pädagogischen Anforderungen, denen man als Klassenlehrer gerecht werden muss. Die 5 Stunden pro Woche Mathematik in der 12. Klasse, die auch Teil meiner Tätigkeit sind, umfassen nur einen Bruchteil an Vorbereitungszeit wie für die eigene Klasse, die neben dem Fachunterricht jeden Morgen eine Unterrichtsphase von 7.50-9.35 Uhr geboten bekommen muss. Für die Nach- und Vorbereitung benötige ich täglich 3-4 Stunden. Und die Elternarbeit darf darüber auch nicht vergessen werden.
Diese vielen Dinge nimmt man nur auf sich, wenn man wirklich von seiner Arbeit überzeugt ist. Es macht mir große Freude, jeden Morgen die Kinder zu begrüßen. Das war nach der Universität auch mein Ziel: mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Im Frühjahr 2014 habe ich sogar die Gelegenheit, an meiner Schule einen Profilkurs für Oberstufenschüler zum Thema „Alter Orient“ anzubieten.
Warum haben Sie sich seinerzeit für ein Studium der Altertumswissenschaften entschieden?
Ich hatte das große Glück, über viele Jahre guten Privatunterricht in Latein und Hebräisch bekommen zu haben. Mein Lehrer war damals Theologiestudent und ist jetzt Professor für Altes Testament an einer deutschen Hochschule. Neben meinen Großeltern, die mir dies ermöglicht hatten, war er es, der die Begeisterung für alte Sprachen schürte. Als er Seminare am Institut für Altorientalistik selbst besucht hatte, empfahl er mir, dort zu studieren.
Damals nutzte ich die freie Magisterfächer-Wahl und studierte im 2. Hauptfach Mathematik an der HU Berlin. Das war für mich damals eine ideale Fächerkombination, die voll meinen Interessen entsprach.
Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierender erfüllt?
Als Lehrer begann ich schon während der Prüfungsphase meines Studiums im Jahr 2008 zu arbeiten. Ich fing als Vertretungslehrer für Mathematik an und habe mich dann durchgearbeitet zu unbefristeten Verträgen für Mathematik und Geschichte.
Ich musste lernen, dass die Perspektive des Lehrers ganz anders in der Praxis aussieht, als in der Theorie. In gewisser Hinsicht wurde mein Wunsch nach kreativer sozialer Arbeit im Zusammenhang mit Mathematik und Geschichte übererfüllt. Viele Unterrichtsentwürfe aus Studienzeiten musste ich über Bord werfen. Aber ohne diese Vorarbeit könnte ich auch wiederum nicht so kreativ unterrichten, wie ich es versuche.
Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?
Das Entscheidende während des Studiums war für mich das Interesse und die Begeisterung für wissenschaftliche Arbeit, für Mathematik, für den Alten Orient. Die Möglichkeit, inhaltlich doch auch in die Tiefe gedrungen zu sein, gibt mir für die Tätigkeit als Lehrer eine sehr gute Grundlage. Hätte ich nur auf Lehramt studiert, hätte ich meine Horizonte nicht so erweitern können.
Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?
Wenn man auf Lehramt studiert, sollte man sich viele weitere soziale Betätigungsfelder suchen, da das das Zentrale an der Arbeit mit den Kindern ist. Das Fachliche ist zwar eine gute Grundlage, reicht aber nicht aus.
Andererseits werden in Zukunft viele Lehrer gebraucht!
Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Besonders war es, dass am Institut für Altorientalistik zeitweise ein ehemaliger Mathematik-Lehrer Seminare gab über Mathematische Keilschrifttexte. Das ist etwas außerordentlich Seltenes, entsprach darüber hinaus meiner Fächerkombination und machte mir große Freude.
Auch das Projekt „Edubba“ (Schulprojekte an der FU Berlin), bei dem Schülern Anfangsgründe der Keilschrift anschaulich vermittelt wurden und bei dem ich mitarbeiten konnte, hat viele Ideen und frische Luft in das exotische Fach gebracht.
Ebenso erfreut war ich über das Thema meiner Magisterarbeit zu einem mathematischen Thema in Zusammenhang mit Schrifttheorie. Das hatte ich mir gewünscht und war so gestellt, dass viel freie und innovative Arbeit möglich war.
Welchen Rat würden Sie StudienanfängerInnen geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?
Ich empfehle meinen Schülern, dass sie sich das Studieren gründlich überlegen sollten. Und wenn man ein Fach studieren möchte, dann sollte man es mit vollem Elan studieren, man wird es sonst nicht durchhalten. So ist es mit dem Lehrerberuf auch, man kann ihn an den Nagel hängen, wenn man nicht mit Herz und Seele dabei ist. Ohne Begeisterung geht es nicht.