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Ines Köhler, wissenschaftliche Mitarbeiterin eines philologischen Forschungsprojekts
Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor? Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?
Ich arbeite am Akademievorhaben „Strukturen und Transformationen des Wortschatzes der ägyptischen Sprache. Text- und Wissenskultur im alten Ägypten“ (kurz „Altägyptischer Wortschatz“) der Sächsischen Akademie der Wissenschaft zu Leipzig, das gemeinsam mit der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften initiiert wurde.
Die beiden Arbeitsstellen – Leipzig und Berlin – erstellen gemeinsam eine umfassende digitale Textdatenbank aller Sprach- und Schriftepochen des Alten Ägyptens, die mit einer diachronen Wortliste verknüpft ist. So können Text und Wortschatz recherchiert und der Sprachwandel verfolgt werden. Die Berliner Arbeitsstelle untersucht dabei den Allgemeinwortschatz, während die Leipziger Arbeitstelle die Fachsprachen und den Fachwortschatz erarbeitet, das meint die so genannten Wissenstexte – wie z. B. aktuell die medizinischen Papyri. Neben der philologischen Bearbeitung der Texte und lexikographischen Arbeiten bspw. zu Fachtermini u. ä., ist die Pflege und Weiterentwicklung der Textdatenbank wesentlicher Teil der Arbeit. Der Wortschatz soll digital möglichst so abgebildet werden, wie er im Weltwissen der Ägypter strukturiert war. In regelmäßigen Arbeitstreffen, Konferenzen o. ä. diskutieren die Arbeitsstellen und weitere Kooperationspartner über die Möglichkeiten der digitalen Texterschließung, die anschließende Darstellung, die Textkorpora etc.
Um die Ergebnisse aus der Arbeit an den Wissenstexten einem breiten nicht-ägyptologischen Publikum zu Verfügung zu stellen, konzipiert die Leipziger Arbeitstelle im Moment zusätzlich eine Internet-Plattform. Ziel ist, das ägyptologische Material so aufzubereiten, dass ein allgemeiner, nicht explizit ägyptologischer Zugang für bspw. Wissenschaftshistoriker, Mediziner und weiter Interessierte zum aktuellen ägyptologischen Forschungsstand ermöglich wird.
Die Mitarbeiter des „Altägyptischen Wortschatzes“ sind auch (in unregelmäßigen Abständen) mit 2 Semesterwochenstunden in die akademische Lehre des Ägyptologischen Instituts der Universität Leipzig Georg-Steindorff eingebunden.
Zusätzlich zur projektbezogenen Forschung gibt es die „private Forschung“ – so nehme ich u. a. noch an der DAI-Grabung Umm el-Qaab, Abydos teil, was nicht nur Grabungstätigkeit und Fundaufbereitung vor Ort bedeutet, sondern auch Nachbereitung und Recherche zu Hause am Schreibtisch.
Es verwischen dann manchmal die Grenzen zwischen Projektarbeit und „privater“ Forschung, so dass in der Realität die tatsächliche Arbeitszeit eigentlich immer die bezahlte Arbeitszeit übertrifft … Nichts desto trotz ist der Öffentliche Dienst ein guter Arbeitgeber, der mit Gleitzeit etc. ein flexibles Arbeiten ermöglicht.
Warum haben Sie sich seinerzeit für ein Studium der Altertumswissenschaften entschieden?
Aus reinem Interesse an der Antike hab ich ursprünglich begonnen, Klassische Archäologie zu studieren. Recht schnell bin ich jedoch bei der Ägyptologie gelandet, die die gesamte Kultur nicht nur in Archäologie, sondern auch in Philologie und Geschichte zu erfassen versucht. Von der Vorgeschichte über das pharaonische, ptolemäisch-römische bis zum byzantinischen Ägypten bietet sich alles an Teilgebieten, Aspekten und Erscheinungsformen einer Kultur, um jedwede Erkenntnissinteressen abzudecken.
Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierende erfüllt?
Schon im Studium war klar, dass das Ziel Forschen und wissenschaftliches Arbeiten ist. Dabei galt mein Interesse immer sowohl der Archäologie wie auch der Philologie; letztendlich waren meine Qualifikationsarbeiten im Kern dann linguistisch. Mein Weg zu meiner jetzigen Stelle verlief weitaus linearer als ich es am Anfang gedacht hätte. Nachdem ich eine Zeit lang mit Grabungen, Lehraufträgen, einem nicht-ägyptologischen Nebenjob und Bewerbungen Schreiben verbracht habe, war ich als Wissenschaftliche Mitarbeiterin erst am Ägyptologischen Institut der Westfälische Wilhelms-Universität Münster, dann an der FU Berlin angestellt. Neben der fokussierten Arbeit an der Promotion, den Austausch mit (internationalen) Kollegen auf Tagungen o. ä. und Schreiben von Artikeln zu aktuellen Fragestellungen gehörte auch die Lehre und alles, was die universitäre (Administrations-)Landschaft sonst so bietet (und das ist ziemlich zeitraubend!), dazu. Meine jetzige Anstellung ist mehr projektbezogen und trifft mit der linguistischen Ausrichtung genau meinen Forschungsschwerpunkt.
Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?
Das Studium war die Grundlage für meinen Beruf, für den die spezifischen Fachkenntnisse ja Voraussetzung sind. Allgemein haben mir sicherlich auch das selbstständige Erarbeiten von Inhalten, die kritische Auseinandersetzung mit selbigen, Zeitmanagement, Office-Anwendungen etc. nicht geschadet.
Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?
Wenn man im philologischen Teil der Ägyptologie seinen Schwerpunkt hat: Sprachen, Sprachen, Sprachen (auch moderne! Englisch und Französisch sind Publikationssprachen) und Sprachwissenschaft.
Allgemein ist es sinnvoll, einen breiten Zugang zum Alten Ägypten zu haben: Um Indiana Jones (Teil IV) zu zitieren “You’ve got to get out of the library!” Grabungspraktika geben einen unmittelbaren Einblick in die materielle Kultur und erzwingen geradezu weitere Qualifikation wie Zeichnen und den Umgang mit Zeichenprogrammen, Vermessung, den Umgang mit CAD-Anwendungen, den Umgang mit Datenbanken, Statistikprogrammen etc. Traditionelle „Denkmälerkunde“ – am besten vor Ort und in den Museen – gehört wohl auch dazu.
Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Ich mochte die Freiheit, meine Seminare nach Interesse auswählen zu können, fand die Regelstudienzeit nicht maßgebend, konnte Kurse an anderen Unis besuchen und hatte in den Semesterferien (oft bis ins Semester hinein) Zeit, an Grabungen teilzunehmen und ausgedehntes archaeological site sight-seeing im Mittelmeerraum zu machen.
Welchen Rat würden Sie StudienanfängerInnen geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?
Ägyptologie wählt man auf keinen Fall wegen brillanter Berufschancen und der großen Karriereaussichten. Insofern sollte man zusehen, das (möglicherweise nur vage und unspezifische) Interesse, mit dem man sich für das Fach entschieden hat, durch die ersten Semester zu bewahren oder besser noch zu vertiefen und sich nicht von überbordender Studienverwaltung, den Studien- und Prüfungsordnungen, der workload etc. erschrecken zu lassen. Man darf sich nicht täuschen: das Ägyptologiestudium ist mit viel Arbeit verbunden (wie übrigens jedes Studium!). Man verbringt viele Stunden damit, einen (Hieroglyphen)text für den Unterricht vorzubereiten und Wochen, ein archäologisches Referat auszuarbeiten – und alles wird dann in 90 Minuten Unterricht abgefrühstückt.