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Christoph Dinkelaker, Reiseleiter, Moderator und Journalist
Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor: Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?
Ich arbeite hauptberuflich als Reiseleiter. Ich organisiere und leite politische Studienreisen in verschiedene Länder Westasiens und Nordafrikas, meine regionalen Schwerpunkte. Darüber hinaus moderiere ich politische Diskussionsabende und öffentliche Veranstaltungen – jetzt in Zeiten von Corona mache ich das ganz verstärkt. Ich moderiere momentan sehr viele virtuelle Abende, auch sogenannte virtuelle Reisen, zum Beispiel nach Irakisch-Kurdistan, Israel/Palästina, usw usf. Last but not least, arbeite ich immer wieder auch als Journalist, ich schreibe also freiberuflich für verschiedene Medien.
Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierender erfüllt?
Ich habe während des Studiums beziehungsweise auch inspiriert durch das Studium der Islamwissenschaft und der Politik begonnen zu schreiben. Mit zwei Kollegen habe ich den Blog Alsharq gegründet (heute dis:orient ). Insofern hat mein Studium meine „journalistische Karriere“ stark bedingt. Die anderen beiden Kollegen, Christoph Sydow und Robert Chatterjee, sind in diesem Bereich mittlerweile hauptberuflich aktiv. Nach fünf, sechs Jahren der journalistischen Arbeit habe ich dann begonnen, in der gleichen Organisation auch politische Studienreisen anzubieten, weil wir zur Überzeugung gelangt sind, dass wir schriftlich zwar bestimmte Menschen erreichen, aber indem wir Leute mit Lebensrealitäten vor Ort konfrontieren noch eine ganz andere, größere Zielgruppe ansprechen können. Insofern hat mich das, was ich im Studium aufgenommen habe – vor allem der Austausch mit anderen Studierenden – für den Beruf ganz stark geprägt. Ich glaube, die Islamwissenschaft alleine hätte nicht gereicht, aber in der Kombination mit Politik hat das, was ich im Studium gelernt habe, mich für das, was danach kam, ganz stark geprägt und vorbereitet.
Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?
Ich denke, an allerallererster Stelle kommt tatsächlich die Sprache, Arabisch und mit Abstrichen auch Persisch. Darüber hinaus auf jeden Fall die geschichtlichen Zusammenhänge, zum Beispiel die umfassende koloniale Vorgeschichte der heutigen Nationalstaaten in Westasien, also in Syrien, Israel/Palästina, Libanon usw usf. Das sind Dinge, die für meinen Beruf heute – sei es als Reiseleiter, sei es als Moderator – ganz, ganz zentrale Vorkenntnisse sind, um den Kontext im Hinterkopf zu haben, wenn man Diskussionen moderiert oder eben eine Reisegruppe leitet.
Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?
Mir hätte damals sehr geholfen, ab und an mal mit Menschen in Kontakt zu kommen, die aus diesem Studium ins Berufsleben eingestiegen sind. Also mich hätte interessiert: Was kann man eigentlich damit machen? Also Veranstaltungen zur beruflichen Orientierung, wie es sie heute gibt. Ich wurde selbst zwei, drei Mal vom Institut für Islamwissenschaft an die FU eingeladen. Das ist hilfreich, um aufzuzeigen, in welche unterschiedlichen Richtungen man gehen kann, mit dem was man erlernt hat.
Abgesehen davon hat das ganze Thema Postkolonialismus, kritischer Blick auf die sogenannte Orientwissenschaft und dergleichen in meinem Studium der Islamwissenschaft noch keine Rolle gespielt – ich hoffe, dass das mittlerweile anders ist.
Außerdem würde ich es unbedingt empfehlen – oder sogar zur Pflicht machen – in der Region, zu der man im Kontext des Studiums arbeitet, richtig viel Zeit zu verbringen. Mindestens zwei Semesterferien, zwei, drei Monate oder aber besser noch ein Jahr Aufenthalt am Stück. Gerade für die Sprachkenntnisse, aber auch um Kultur und Gesellschaft besser kennenzulernen.
Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Definitiv die intensiven Arabischkurse, damals noch bei Herrn Fromm, und der damalige Klassenverbund. Also acht Stunden die Woche Unterricht, anschließend ging man gerne noch ins Café, hat Kaffee getrunken, geraucht, was auch immer – aber vor allem, was das für unterschiedliche und wahnsinnig spannende Leute waren, die da zusammenkamen. Und auch wenn im Endeffekt dann ein eher kleiner Teil diesen knochenharten Arabischkurs gemeistert hat, waren es Menschen, die heute bei den großen journalistischen Blättern untergebracht sind, Menschen, die für die politischen Stiftungen arbeiten, für die Entwicklungszusammenarbeit und auch Leute, die ganz andere Wege genommen haben. Das habe ich in sehr positiver Erinnerung. Darüber hinaus ganz toll und wichtig: die Möglichkeit, mit etwa zehn weiteren Studierenden an einer Exkursion nach Saudi-Arabien unter der Leitung von Ulrike Freitag teilzunehmen– das war definitiv auch ein absolutes Highlight.
Welchen Rat würden Sie Masterstudierenden geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?
Initiativ werden! Das heißt, auf eigene Faust in die Region, zu der wir arbeiten, reisen, dort viel Zeit zu verbringen, sich der Sprache zu widmen, aber vor allem auch den Menschen vor Ort. Also einfach ausführlich Zeit in Ägypten, Syrien, Saudi-Arabien, wo auch immer, zu verbringen und offen zu sein für das, was kommt. Ich beispielsweise habe angefangen, journalistisch zu arbeiten, danach für die politischen Stiftungen, bin später wieder stärker bei meinem eigenen Projekt gelandet, also dem Veranstalter von politischen Studienreisen. Und jetzt, wo Corona das unmöglich macht, lande ich gerade wieder mehr beim Moderieren. Ich denke also, es ist wichtig, sich eine Offenheit zu bewahren, in welche Richtung die Dinge gehen können.