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Dr. Alina Kokoschka, Kuratorin und Islamwissenschaftlerin
Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor: Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?
Als Kuratorin habe ich einen abwechslungsreichen Arbeitsalltag. In der Planungsphase sind Recherche und Textarbeit wichtig, um zu einem guten Konzept zu gelangen. Dies findet an meinem Arbeitsplatz in Berlin statt. Vor Ort – dem im Gründung befindlichen Kolumbarium „Die Eiche“ in Lübeck – treffe ich dann mit Auftraggebern, Architekten, Innenarchitekten, Kunstsammlern und Handwerkern, wie z.B. Vitrinenbauern zusammen, um mich abzustimmen und meine kuratorischen Positionen einfließen zu lassen. Als nächstes ist der Dialog mit den Künstlern zentral, um Aufträge und Umsetzungen für Ausstellungen zu besprechen, aber auch um die nächsten Wechselausstellungen zu planen. Für die neu einzurichtende Bibliothek im Haus in Lübeck sind meine langjährigen Erfahrungen im Umgang mit Bibliotheksbeständen und –räumen gefragt. Ich trage zur Konzeption, Gestaltung, aber auch zum Aufbau des Sammlungsbestandes bei. Insgesamt gibt es einen für mich sehr stimmigen Wechsel von konzentrierter wissenschaftlicher Arbeit an Texten, der sinnlicheren, intuitiveren Arbeit mit Objekt und Raum und dann dem engen Austausch im Team mit unterschiedlichsten Professionen.
Ich profitiere von den flexiblen Arbeitszeiten und den vielen neuen Anregungen durch meine Außentermine bei Ausstellungen oder in Ateliers. Beides trägt dazu bei, dass ich weiterhin forschen, mich mit immer neuen islamwissenschaftlichen und philosophischen Themen beschäftigen kann.
Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierende erfüllt?
Mein Wunsch, wissenschaftlich fundierte Inhalte und künstlerische Mittel zu verbinden, am besten im Dokumentarfilm oder im Medium der Ausstellung, ist relativ alt. Die Arbeit mit und am Text macht mir große Freude, aber das Visuelle ebenso. Außerdem halte ich es für erstrebenswert, dass wissenschaftliche Inhalte einen weiteren Empfängerkreis in der Gesellschaft erreichen als bislang. Das gelingt leider nicht so sehr mit rein akademischen Publikationen. Nach der Promotion habe ich mich daher für den Zertifikatskurs „Kuratieren“ an der UDK entschieden und relativ schnell hat sich gezeigt, dass das, was ich während des Studiums und der Promotion gelernt und zu meinem Fokus gemacht habe (Fotografie als Forschungsmethode, Fokus auf materielle Kultur) sehr zuträglich ist. Der Schritt in dieses scheinbar ganz neue Feld des Kuratierens war am Ende kein so großer.
Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?
Strukturiert zu arbeiten, kritisch zu lesen, analytisch zu denken – und das alles vor dem Hintergrund einer anderen gesellschaftlichen, kulturellen, religiösen, ökonomischen etc. Situation und Erfahrung. Schon während meines Studiums hat sich in meinem Nebenfächern Philosophie und Politikwissenschaft gezeigt, dass die Islamwissenschaft mir oft einen Blick auf Themen und vor allem Theorien ermöglicht hat, der sich von anderen unterschied. Das Potential von Regionalwissenschaften und vor allem Islamwissenschaft zur kritischen Theoriebildung wird sicher unterschätzt.
Dabei ist die Islamwissenschaft besonders: Zum einen kann sie zu gegenwärtigen deutschen oder europäischen Phänomenen fundiert Auskunft geben. Zum anderen sind Islam, Muslime und das, was „der Orient“ genannt worden ist, auch historisch aufs engste mit der deutschen und europäischen Gesellschaft und ihrem Selbstverständnis verflochten. Islamwissenschaftlich zu denken, ermöglicht tiefe Erkenntnisse nicht nur in der Ferne, sondern ganz konkret hier, tagespolitisch, philosophisch, kulturell.
Auch die intensive Sprachausbildung bereichert enorm und weit über Vokabelkenntnisse hinaus – wer Arabisch oder Türkisch lernt, der lernt auch eine andere Struktur der Welterfassung kennen. Das prägt langfristig. Die Auslandaufenthalte zum Vertiefen der Sprachkenntnisse und die Feldforschungen haben noch ganz andere Fähigkeiten befördert, die sich z.B. im Umgang mit sozialen Situationen, mit Neuem und Unerwartetem ausdrücken. Gerade von meinen Erfahrungen mit der Umsetzung von Feldforschung in Syrien, Türkei und Libanon, den vielen Interviews und Begegnungen, profitiere ich in meiner Berufspraxis sehr.
Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?
Das ist schwer generalisierbar und auch nicht wünschenswert in einem Fach der multiplen Möglichkeiten, wie die Islamwissenschaft es ist. Ich bin der Meinung, dass es lohnt, die eigenen Ideen und Leidenschaften sehr ernst zu nehmen, auch wenn sie zunächst nicht zum Studienalltag zu passen scheinen. Für mich waren Bilder immer zentral und lange habe ich sie nicht als Teil der Wissenschaft begriffen. Heute gehören sie essenziell zu meiner wissenschaftlichen Praxis und erfreuen mich ganz nebenbei noch sehr. Sie und der Fokus auf materielle Kultur während der Promotion haben mir den Einstieg in die kuratorische Praxis mit ermöglicht.
Intensive und vor allem kleinteilige Arbeit an Texten für einen Sammelband im Rahmen einer Studentischen Hilfskraftstelle hat mich sehr gut vorbereitet auf das Schreiben und Lektorieren in verschiedenen Formaten. Es lohnt hier meiner Ansicht nach, im Studium genau zu sein, viel und kritisch zu lesen und von denen lernen zu wollen, die unterrichten und dann auch mal das Geschriebene zu kritisieren. Die Fähigkeit Texte zu verfassen, wie sie an der Uni gelehrt wird, wird in Berufsfeldern außerhalb der Uni hoch geschätzt.
Technische Kenntnisse, z.B. diverse Computerprogramme, zusätzlich zu erlernen ist sicher oft von Nutzen, ich bereue es beispielsweise, keine Programmiersprache an der Uni gelernt zu haben.
Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Viele anregende Diskussionen, die in dieser Tiefe im nachstudentischen Alltag nur selten Platz finden. Die Sprachausbildung, so anstrengend und mitunter unangenehm sie auch war, hat mich nachhaltig positiv geprägt. Ganz davon abgesehen bereichern mich die fruchtbaren und herzlichen Begegnungen und die tiefen Freundschaften mit Kommiliton*innen und Professor*innen, aber auch Mitarbeiter*innen bis heute sehr.
Zum allerschönsten aber gehören zwei Exkursionen, an denen ich teilnehmen durfte. Auf Reisen nach Sanaa, Jemen und nach Jiddah, Saudi Arabien, habe ich Einblicke erhalten, die mir ohne den Rahmen dieser Gruppen und die Offenheit von Prof. Gudrun Krämer und Prof. Ulrike Freitag niemals möglich gewesen wären – ganz zu schweigen von der großen gemeinsamen Freude am Entdecken.
Welchen Rat würden Sie Masterstudierenden geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?
Ich habe lange Zeit einen Graben zwischen Wissenschaftswelt und Kunst/Museumswelt wahrgenommen und denke auch weiterhin, dass es ihn gibt, jedoch hat er kleine Übergänge hier und da. Wer in eine große Institution will, ein Berliner Museum beispielsweise, sollte sich frühzeitig „bemerkbar“ machen. Auch scheint ein Studium der Kunstgeschichte geboten. Aber die Umwege, die man sonst zu gehen hat, sind durchaus reizvoll, nur bisweilen anstrengend(er).