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Geschichtswissenschaft (B.A.)

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Dr. Werner Treß, Wissenschaftlicher Mitarbeiter in einer Forschungseinrichtung

Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor? Skizzieren Sie Ihren Berufsalltag (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?

Ich arbeite als Historiker derzeit mit zwei Arbeitsverträgen. Zum einen habe ich seit Oktober 2012 eine PostDoc-Stelle am neu gegründeten Zentrum Jüdische Studien Berlin Brandenburg (ZJS) inne, zum anderen arbeite ich seit 2006 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Moses Mendelssohn Zentrum für Europäisch-jüdische Studien (MMZ).

Am ZJS führe ich ein auf fünf Jahre angelegtes Forschungsvorhaben durch, dass die Aufnahme bzw. Ausgrenzung jüdischer Wissenschaftler/Gelehrter an deutschen Universitäten im langen 19. Jahrhundert zum Thema hat. Am MMZ betreue ich als Editorial Manager die 2012 von MMZ und ZJS begründete wissenschaftliche Schriftenreihe „Europäisch-Jüdische Studien“, die beim Verlag De Gruyter erscheint. Für das ZJS habe ich zusätzlich ein Lehrdeputat von 2 SWS zu versehen, so dass ich pro Semester eine Lehrveranstaltung an der Humboldt-Universität zu Berlin anbiete. Zusätzlich leite ich innerhalb des ZJS die Forschergruppe „Jüdische Geschichte und Geschichtsschreibung“ mit derzeit 12 Doktoranden, die ebenfalls über das ZJS mit einer Stelle angebunden oder assoziiert sind.

Meine Arbeitszeit gestalte ich so, dass ich an drei Tagen pro Woche ins ZJS und an zwei Tagen ins MMZ fahre. Die üblichen Arbeitszeiten reichen leider nicht aus, um meine Arbeit zu erledigen, so dass ich oft unter erheblichen Druck stehe und Arbeit mit ins Wochenende oder in den Urlaub nehmen muss. Hinsichtlich des PostDoc-Projektes werde ich im Herbst erste Teilergebnisse auf einer internationalen wissenschaftlichen Tagung vorstellen, was ich gerade vorbereite. Die Haupttätigkeiten am ZJS bestehen also aus Forschung und Lehre im klassischen Sinne.

Am MMZ bin ich durch die Betreuung der Schriftenreihe hauptsächlich mit administrativen Tätigkeiten betraut. Da die Schriftenreihe peer reviewed ist, muss ich für eingehende Manuskripte Fachgutachten einholen, die Ergebnisse der Gutachten den Autoren kommunizieren, das Copy Edeting organisieren, kurz den gesamten redaktionellen Ablauf bis zur Drucklegung des jeweiligen Werkes betreuen.

 

Warum haben Sie sich seinerzeit für ein Geschichtsstudium entschieden?

Ich begeistere mich von Kindesbeinen an für Archäologie und Geschichte, habe in der Schule am Fach Geschichte immer die größte Lernfreude gehabt, als Jugendlicher ehrenamtlich im Heimatmuseum meiner Geburtsstadt mitgearbeitet, also Geschichte schon vor dem Studium als Hobby betrieben. Auch meine Lektürevorlieben waren schon in der Schulzeit sehr stark auf Literatur zu geschichtlichen Themen fokussiert.

Die Entscheidung für das Geschichtsstudium war daher ganz klar durch meine Erkenntnissinteressen am Fach geleitet.

 

Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierender erfüllt?

Meine beruflichen Vorstellungen entsprachen eigentlich schon während des Studiums dem, was ich auch heute am liebsten tue: Forschen. Sicherlich habe ich mir gewünscht, wesentlich schneller meinen Magisterabschluss und später dann die Promotion abzuschließen. Ich habe jedoch noch während des Studiums eine Familie gegründet, mich politisch engagiert, zwischenzeitlich freiberuflich im Bereich des Dokumentarfilms gearbeitet, so dass ich keine lineare akademische Laufbahn hinbekommen habe, es wohl auch nicht wollte. Ich habe das Geschichtsstudium begonnen, weil ich Wissenschaft als Beruf ausüben wollte. Genau das tue ich heute nach wie vor mit Begeisterung, kann davon leben und habe daher allen Grund zufrieden zu sein. Der Leistungsdruck, der heute etwa darin besteht, eine Publikation auf Termin fertig zu bekommen, war mir auch schon im Studium gegenwärtig, wenn es Seminararbeiten fertig zu stellen galt. Insofern deckt sich meine Erwartungshaltung aus der Zeit des Studiums im Wesentlichen mit dem, was sich heute als mein Arbeitsalltag im Beruf als Historiker darstellt.

 

Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben? Was hat gefehlt?

Das wichtigste, was ich gelernt habe, sind – so hoffe ich – die Methoden wissenschaftlichen Arbeitens, kritischer  Umgang mit Forschungsliteratur und Quellen, eigenmotiviertes Erkenntnisinteresse, langer Atem bei der Bearbeitung einer wissenschaftlichen Fragestellung. Ob das, was ich heute als Defizit ansehe wirklich gefehlt hat, oder ob ich bestehende Lehrangebote einfach nicht wahrgenommen habe, vermag ich nicht mehr zu beurteilen. Schwierigkeiten bereitet mir jedenfalls immer noch der Umgang mit alten Handschriften. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass viele Geschichtsstudentinnen und -studenten sich zum Ende ihres Studiums auch deshalb im Bereich der Zeitgeschichte prüfen lassen, weil sie sich während des Studiums erfolgreich um das Erlernen derjenigen historischen Hilfswissenschaften herumdrücken konnten, die für das geschichtswissenschaftliche Arbeiten in einer jeweiligen Epoche umso unerlässlicher werden, je weiter die Epoche zurück liegt.

 

Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Berufszweig nützlich oder essentiell sind?

- Umgang mit Datenbanken

- Studienaufenthalte im Ausland zur Vertiefung der Kenntnisse in international gebräuchlichen Wissenschaftssprachen, natürlich vor allem Englisch

- Vertiefung der Hilfswissenschaften, z.B. wirkliches Erlernen der deutschen Kurrentschrift

- Zeitmanagement, effektive Arbeitsorganisation

 

Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Als sehr intensiv habe ich einige Pfingstseminare in Erinnerung, während derer wir in einer kleinen Gruppe über drei, vier Tage einen Referenztext quasi exegetisch durchgearbeitet haben. Besondern in Erinnerung geblieben ist mir vor allem die Examensphase und die sehr gute Betreuung durch meinen Erstgutachter und späteren Doktorvater.

 

Welchen Rat würden Sie Studienanfängerinnen und Studienanfängern geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?

Sich von der überbordenden Bürokratie im Kontext der Studien- und Prüfungsorganisation nicht unterkriegen zu lassen, die emotionale Basis des eigenen Erkenntnisinteresses nicht aus den Augen zu verlieren und frühzeitig einen Studienaufenthalt im Ausland anzustreben.