Politik und Gesellschaft

Welche historische Periode bezeichnet der „Große Sprung nach vorne“?

Den rasanten wirtschaftlichen Aufschwung Chinas seit 1978.

Mao Zedongs Kampagne zur Industrialisierung Chinas von 1958 bis 1961, welche die größte Hungersnot in der Geschichte Chinas zur Folge hatte.

Die sogenannte „100-Tage-Reform“ von 1898, durch die tiefgreifende soziale und institutionelle Veränderungen innerhalb des dynastischen Systems erreicht werden sollten.

Der „Große Sprung nach vorne“ bezeichnet eine von Mao Zedong von 1958 bis 1961 initiierte Kampagne, durch welche innerhalb weniger Jahre Chinas Rückstand zu den westlichen Industrienationen aufgeholt werden sollte. Durch die Umschichtung der meisten ländlichen Arbeitskräfte auf den Industriesektor (vor allem die Eisen- und Stahlproduktion) und durch gleichzeitige Experimente mit noch nicht erprobten Anbaumethoden zur Steigerung der landwirtschaftlichen Erträge führte diese Kampagne ab 1959 jedoch zur größten Hungersnot in der Geschichte Chinas und sogar der Welt. Laut Schätzungen verhungerten damals 15 bis 45 Millionen Menschen.

Was besagt das Prinzip „Ein Land, zwei Systeme“?

Das Prinzip bezieht sich auf die „Ein-China-Politik“: Es gäbe nur ein „China“, doch während die Volksrepublik China sozialistisch ist, dürften andere chinesische „Regionen“ wie Taiwan oder Hong Kong ein anderes politisches System ausüben.

Das Prinzip bezieht sich auf die Tibet-Frage. Während die kommunistische Partei die weltliche Macht in Tibet darstellt, ist der Dalai Lama das spirituelle Oberhaupt.

Das Prinzip bezieht sich auf einen Widerspruch, der heutzutage in der Volksrepublik China herrscht: Während das Land vom politischen System her kommunistisch ist, zeigen sich in Wirtschaft und Gesellschaft stark kapitalistische Tendenzen.

Das Prinzip bezieht sich auf die „Ein-China-Politik“. Eine der wichtigsten Bestrebungen der kommunistischen Partei ist die Betonung der „territorialen Integrität“ im „Einheitsreich“ China. Somit erkennt die Volksrepublik China Regionen, die eine andere nationale und politische Identität haben (wie z.B. Tibet, Taiwan und Hong Kong) auch nicht als eigene Länder an, sondern erlaubt ihnen nur ein gewisses Maß an regionaler Autonomie. Während die Volksrepublik China sozialistisch ist, dürften Taiwan oder Hong Kong demnach andere politische Systeme unterhalten. Aufgrund der Unvereinbarkeit der demokratischen Bestrebungen in Taiwan und Hong Kong mit den Kontrollbestrebungen der kommunistischen Partei kommt es allerdings immer wieder zu Konflikten.

Was ist die sogenannte „Great Firewall“?

Ein Abschnitt der Großen Mauer, der aus rötlichem Stein gebaut wurde und der daher vor allem in der Abendsonne wie Feuer glüht.

Ein Projekt des chinesischen Ministeriums für Staatssicherheit zur Zensur sensibler Inhalte im Internet.

Ein zu Ehren Mao Zedongs gestaltetes, überdimensionales Wandfresko, das ihn als die „rote Sonne im Herzen aller Völker der Welt“ preist.

Die „Great Firewall“ (offiziell das „Golden Shield Project“) ist ein Projekt des chinesischen Ministeriums für Staatssicherheit zur Zensur sensibler Inhalte im Internet. Um Kritik innerhalb der Bevölkerung und das Entstehen sozialer Unruhen zu unterdrücken, werden in China Informationen zu heiklen Themen wie dem „Tian’anmen-Massaker“ oder Plattformen, welche unerwünschte Ideen verbreiten könnten, radikal zensiert. Aus diesem Grund sind westliche Seiten wie Google, Facebook, Twitter oder Youtube in China auch nur auf Umwegen zugänglich.

Worauf bezieht sich das Sprichwort „Eine Prüfung bestimmt das ganze Leben“?

Auf das Beamtenprüfungssystem im imperialen China – nur, wer die entsprechenden Prüfungen bestand, konnte den hohen Posten eines Beamten aufnehmen und somit zu einer höheren sozialen Position aufsteigen.

Auf die ungleiche Verteilung von Chancen je nachdem, ob man eine ländliche oder städtische Haushaltsregistrierung (Hukou) besitzt. Diese wird beim Zugang zu sozialen System wie Bildung und Krankenversicherung geprüft und entscheidet über die Chancen des Individuums.

Auf den Gaokao, die nationale Hochschulzugangsprüfung, deren Ergebnis darüber entscheidet, an welche Universität man aufgenommen wird bzw. ob man überhaupt studieren darf.

Das Sprichwort bezieht sich auf den Gaokao, die nationale Hochschulzugangsprüfung der Volksrepublik China. Die Möglichkeit eines Hochschulstudiums ist in China eng mit sozialem Aufstieg und besseren Zukunftschancen verbunden. Obwohl die Zugangsraten zu tertiärer Bildung seit dem Ende der Kulturrevolution wieder stark gestiegen sind, gibt es in China aber immer noch nicht genügend Plätze für alle StudienbewerberInnen, sodass einige Menschen keine Möglichkeit erhalten, zu studieren. Je nach dem erreichten Ergebnis im Gaokao (und je nach der regionalen Herkunft der StudienbewerberInnen) sind zudem die Chancen, an einer guten und prestigeträchtigen Universität aufgenommen zu werden, unterschiedlich hoch. Insofern ist das Sprichwort „Eine Prüfung bestimmt das ganze Leben“ für die Situation der chinesischen StudienbewerberInnen sehr treffend.