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Filip Liebsch, Doktorand der Neurowissenschaften (McGill University, Kanada)
Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor? Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?
Nach meinem Diplom in Biochemie habe ich Deutschland verlassen und mein Doktorat and der McGill University in Kanada begonnen. Die PhD-Programme in Nordamerika ähneln im Prinzip Doktorarbeiten in Deutschland, unterscheiden sich jedoch in wenigen Details. Der Grundbaustein meiner Arbeit ist mein experimentelles Projekt im Labor, an dem ich von Montag bis Freitag ca. 8-10 Stunden täglich arbeite, gelegentlich auch am Wochenende. Zusästlich besuche ich während des Semesters (September bis Dezember, sowie Januar bis April) einmal pro Woche eine 3-stündige Vorlesung und werde im Laufe des Programms vier solcher Kurse abschließen. Auch wenn die Kurse eine zusätzliche Belastung sind, finde ich sie im Allgemeinen sehr nützlich und ich habe das Gefühl, dass ich durch diesen Mehraufwand eine größere Fachkompetenz besitze. Ich arbeite im Labor von Dr. Gerd Multhaup, der verschiedene Projekte rund um die molekularen Ursachen der Alzheimer Krankheit leitet. Im Laboralltag wende ich verschiedene molekularbiologische, biochemische und biophysikalische Methoden, die ich während meines Studiums an der FU gelernt habe, auf die Fragestellungen in meinem Projekt an. Ich arbeite mit verschiedenen Modellsystemen, u.a. mit Zellkulturen von verschiedenen Zelllinien und primären Zellen, Drosophila melanogaster, mit Proben von Mäusen und Ratten, sowie Patientenmaterial.
Warum haben Sie sich seinerzeit für ein Studium der Biochemie entschieden?
Bis kurz vor meinem Abitur war ich zunächst fest davon überzeugt Chemie zu studieren. Es war mein Lieblingsfach in der Schule und auch bei den inFu:tagen hat mir dieser Studiengang sehr gefallen. Bei der langen Nacht der Wissenschaften bin ich auf das Studienfach Biochemie aufmerksam geworden und beim Vergleich der Stundenpläne ist mir aufgefallen, dass die ersten Semester in Chemie und Biochemie sehr ähnlich sind. Mir wurde gesagt, dass es an der FU auch die Möglichkeit gäbe von der einen Fachrichtung in die andere zu wechseln. Da ich mir den Wechsel von der Biochemie zur Chemie als die einfachere Option vorgestellt habe, habe ich mich dann für die Biochemie entschieden. Ich habe mich in meinem Studiengang gleich sehr wohl gefühlt und vor allem nach dem Abschluss des Biochemie-Blockpraktikums im vierten Semester war mir klar, dass ich nicht mehr in die Chemie wechseln würde.
Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierender erfüllt?
Für meinen aktuellen Beruf habe ich mich während meiner Diplomarbeit entschieden. In diesen 5 Monaten im Labor ist mir aufgefallen, dass es mir sehr gefällt, eigenständig zu arbeiten und meine eigenen Lösungen für Probleme zu entwickeln. Speziell für die Fachrichtung Neurowissenschaften habe ich mich entschieden, weil ich es faszinierend finde, dass wir heutzutage mit einer Vielzahl von Techniken die Leistungen des Gehirns auf zellulärer oder sogar molekularer Ebene verstehen können. Die Erwartungen, die ich an meine Promotion hatte, haben sich bislang erfüllt und ich fühle mich sehr wohl dabei an innovativer Forschung beteiligt zu sein und mit genialen Leuten zusammenarbeiten zu können.
Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?
Ich habe während des Studiums viel Fachwissen und eine Reihe an nützlichen Methoden gelernt, welche mir einen breiten Überblick über viele Forschungsthemen und eine gute Grundlage fürs praktische Arbeiten im Labor vermittelt haben. Die wichtigste Kompetenz die mir jedoch vermittelt wurde ist, dass ich weiß, wo ich mir Informationen besorgen kann. Ich habe gelernt die Fachliteratur kritisch zu lesen und Datenbanken für die Recherche zu verwenden. Für meine Arbeit im Labor ist es sehr wichtig, dass ich mir neue Methoden selbst beibringen kann und dass ich sie bei Bedarf verbessere.
Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?
Zwei Zusatzqualifikationen, die ich während meiner Studienzeit erworben habe sind für mich heute essentiell. Zum einen, war es sehr wichtig für mich Englisch zu lernen und auch dass ich mich wohl dabei fühle meine Vorträge auf Englisch zu halten. Weiterhin war es auch wichtig, die Grundlagen des wissenschaftlichen Schreibens zu kennen und dass ich gelernt habe präzise Formulierungen zu finden.
Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Aus meinem Studium sind mir vor allem die Vorträge und Campus-Rundgänge mit Prof. Hucho, Prof. Erdmann und Dr. Fürste in Erinnerung geblieben. Durch diese Ausflüge in die Wissenschaftsgeschichte ist mir klar geworden, dass wir auf den „Schultern von Giganten“ stehen. Es war ein ganz besonderes Erlebnis zu erfahren, welche Wissenschaftler in Dahlem gearbeitet haben und welchen Beitrag sie zu unserem Wissen geleistet haben. In Montreal mache ich derzeit ähnliche Erfahrungen und bin begeistert davon, dass Wilder Penfield, David Hubel, Donald Hebb und Brenda Milner hier gearbeitet haben oder noch arbeiten.
Welchen Rat würden Sie StudienanfängerInnen geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?
Es gibt eine Reihe an Dingen, die mir während meiner Zeit im Studium sehr geholfen haben und von denen ich noch heute profitiere. Ich würde Euch raten, dass ihr Eure Arbeit oder Dinge die Euch im Studium faszinieren mit Leuten teilt, die sich in den Naturwissenschaften nicht so gut auskennen. Wenn ihr komplizierte Sachverhalte mit geduldigen Freunden oder Familienmitgliedern diskutiert, werdet ihr merken, was ihr wirklich im Detail versteht und ihr werdet Euch Eurer Fachsprache bewusst (die Euch in diesem Fall natürlich nicht weiterhilft). Nutzt viele Gelegenheiten um Präsentationen zu halten und beobachtet aufmerksam wenn ihr Vorträge hört, die Euch besonders gut gefallen. Fragt Euch, was diese Vortragenden auszeichnet und versucht diese Dinge in Eure eigenen Präsentationen einfließen zu lassen. Es kann auch sehr nützlich sein sich in der Lehre zu engagieren. Für das experimentelle Arbeiten ist es sehr wichtig, kritisch mit den eigenen Daten und den Daten anderer umzugehen und in den Zeiten in denen die Experimente nicht funktionieren, geduldig zu bleiben und den Mut nicht zu verlieren.