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Björn Frers, Presse, Produktion und Dramaturgie
Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor: Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?
Gemeinsam mit meinem Kollegen Björn Pätz betreibe ich unter dem Label björn & björn eine Agentur für Kulturmanagement in der darstellenden Kunst. Darunter verstehen wir die drei Teilbereiche Produktionsleitung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Dramaturgie. Die Aufgabenbereiche sind entsprechend vielseitig und abwechslungsreich: die Koordination von Arbeitsabläufen und Kommunikation mit den am Projekt Beteiligten, die Administration und Verwaltung des Etats, Vertragsverhandlungen und Gewährleistung der Umsetzung im Bereich der Produktionsleitung; die Entwicklung einer PR-Strategie und ihre Umsetzung, das Schreiben und Redigieren von öffentlichkeitswirksamen Texten, die Kommunikation mit Medienvertreter/innen und die Vermittlung von Inhalten im Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie die inhaltliche Betreuung von künstlerischen Projekten von der ersten Konzeption, die kritische Begleitung des Prozesses bis zu den ersten Aufführungen im Bereich der Dramaturgie. So unterschiedlich die Arbeitsbereiche auch sein mögen, so sind sie doch in erster Linie eines: Kommunikation - in alle Richtungen. Mein Berufsalltag ist entsprechend geprägt von Gesprächen: über den optimalen Zeitplan der Proben und das noch zu beschaffende Requisit in einem Moment, und warum der Tagesspiegel nun genau über diese anstehende Premiere berichten sollte im nächsten, während auf dem Bildschirm noch die begonnene E-Mail mit dem feed-back zum Projektkonzept für das kommende Jahr auf ihre Vollendung wartet. Der Tag beginnt mit einer Prioritätensetzung am frühen Morgen, dem ersten E-Mail-Check beim Frühstück und endet am Abend - im Zweifelsfall spät auf der Probebühne oder der Premierenfeier.
Warum haben Sie sich seinerzeit für dieses Studium der Theaterwissenschaft entschieden?
Ich hatte immer schon ein starkes Interesse für Literatur, noch stärker für Theater. Ich habe mich dabei aber nicht auf der Bühne gesehen - eine Schauspielausbildung kam daher nicht in Frage. Vielmehr hat mich das Sprechen und Denken über Theater gereizt - und das Begleiten von Prozessen. So unklar mir seinerzeit vielleicht noch war, wohin mich das Studium der Theaterwissenschaft führen mag, so bin ich doch erstmal diesem Interesse gefolgt.
Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierender erfüllt?
Bereits während meines Studiums habe ich zahlreiche Hospitanzen und Assistenzen bei ganz unterschiedlichen Produktionen gemacht - sei es im Bereich der Performance, im klassischen oder experimentelleren Schauspiel oder beim zeitgenössischen Tanz. Nach meinem Abschluss habe ich zunächst als Dramaturgieassistent, später als Dramaturg gearbeitet und war im Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit tätig. Mit dem Blick auf meine ‚Erwartungen’ ist also vielleicht weniger die Frage, wann ich mich für diesen Beruf (oder auch diese Berufe) entschieden habe, als vielmehr der Umstand, dass ich mich für die Selbständigkeit und das Arbeiten in der sogenannten freien Szene entschieden habe, der entscheidend ist und den ich hervorheben möchte: frei im Sinne von Freiraum, von freier Wahl der Arbeitszusammenhänge und der künstlerischen Arbeiten, an denen man mitwirkt. Diese ‚Erwartungen’ hatte ich als Studierender an meinen späteren Beruf - Arbeiten aus und mit Leidenschaft mit anderen an der gleichen Sache - und diese Erwartungen haben sich dann in der Selbständigkeit mit all ihren Vor- und Nachteilen erfüllt.
Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?
Eines der wichtigsten Handwerkzeuge ist sicher die Sensibilisierung im Umgang mit der eigenen Wahrnehmung: Eindrücke und Empfindungen wahr zu nehmen, sie in Worte fassen zu können, um sie auf und für die Arbeit anwenden zu können - sei es im Sinne einer kritischen Reflexion (Dramaturgie), der Informationsweitergabe und -vermittlung (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit) oder auch der Ermöglichung von Produktionsabläufen und Koordination der verschiedenen Beteiligten (Produktionsleitung). Doch selbst neben den vermittelten Inhalten vermag ein Studium zu helfen: die Bürokratie war sicher auch eine gute Lehrmeisterin für alles Administrative, das mitunter eine Kunst für sich ist.
Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?
Voraussetzungen sind natürlich der sichere Umgang mit den gängigen Computerprogrammen, Fremdsprachen insbesondere ein fließendes Englisch in Wort und Schrift für die internationale Kommunikation.
Hilfreich sind und bleiben darüber hinaus praktische Erfahrungen im Theaterbetrieb. Abläufe am Staatstheater oder auch bei alltäglichen Proben zu kennen, Erfahrungen im Umgang mit den Mitwirkenden (Bühnenbildner, Regisseur, Choreograf, Schauspieler, Tänzer, Musiker….) zu haben - das sind nützliche, wenn nicht essentielle Werte. Darüber hinaus: so viele Vorstellungen wie möglich besuchen, um ein fundiertes Wissen über aktuelle Strömungen zu erlangen. Denn wer mitreden kann, ist klar im Vorteil.
Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
In Erinnerung geblieben sind mit die unzähligen Begegnungen mit Gleichgesinnten, die gemeinsamen Gespräche und der mitunter kontroverse Austausch über besuchte Vorstellungen - ob nun im Seminar oder in den Theaterfoyers und gastronomischen Einrichtungen dieser Stadt.
Welchen Rat würden Sie Studienanfänger/innen geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?
Wie gesagt: probiert Euch aus, sammelt Erfahrungen…