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Maxi Grotkopp, Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor: Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?
Ich arbeite als wissenschaftliche Mitarbeiterin in einer Junior Research Group am Institut für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin. Da ich eine Stelle innerhalb eines Forschungsprojekts habe, konzentriert sich die Arbeit auf die Erforschung des gemeinsamen Projektthemas, was in unserem Fall Künstlerpaare, insbesondere Performancepaare sind. In diesem Rahmen schreibe ich zugleich auch meine Dissertation.
Grundsätzlich versuche ich, so oft wie nur möglich ins Theater zu gehen, um auf dem Laufenden zu sein, was in der aktuellen Theater- und Performanceszene so passiert und natürlich auch um Ausschau nach speziell für mein Forschungsthema relevanten Produktionen zu halten. Ein großer Teil der Arbeit findet aber am Schreibtisch statt. Denn es gilt gerade historisch aufzuarbeiten und zusammenzutragen, was es schon alles gab. Das heißt also Forschungsliteratur und Quellen recherchieren, lesen, exzerpieren und in gemeinsamen Treffen zu diskutieren. Je nach Thema führen einen solche Recherchen in verschiedene Archive oder Ausstellungen. Unterwegs ist man auch zu Konferenzen, um mit anderen WissenschaftlerInnen in Austausch zu kommen. Hier hört und hält man Vorträge und diskutiert über strittige Thesen und offene Fragen. Auch veranstaltet man selbst Tagungen und Workshops, wobei dann neben der inhaltlichen Arbeit auch einiges an Organisationsarbeit gefordert ist. Überhaupt kommt einiges an (Selbst-)Verwaltungsarbeit auf einen zu, vom Bleistift, den man in einem eigenen Katalogsystem bestellen muss, bis zu den Flugreisen für Workshop-Gäste.
Darüber hinaus schreibt man Artikel, mal im Anschluss an einen Tagungsbeitrag, mal für eine Zeitschrift. Wenn man selbst einen Sammelband herausgibt, dann lektoriert man die Beiträge (d.h. man liest sie nicht nur Korrektur, sondern versucht inhaltliches Feedback zu geben, damit die Texte sich möglichst spannend zueinander verhalten).
Nicht alle wissenschaftlichen Mitarbeiterstellen haben eine Lehrverpflichtung, meine beispielsweise nicht, aber dennoch versuche ich, so oft wie möglich Seminare anzubieten, weil der Austausch mit den Studierenden mir Freude bereitet und wichtige Impulse zur Klarheit der Kommunikation und des Denkens gibt. Hierfür konzipiere ich dann einen (hoffentlich spannenden und sinnvollen) Seminarplan, halte die Sitzungen ab, bespreche mich mit den Studierenden über individuelle Forschungsthemen und schließlich nehme ich die mündlichen Prüfungen ab bzw. lese die Hausarbeiten.
In vielem setzt sich so der Studentenalltag eigentlich fort – in den Tätigkeiten des Ins-Theater-Gehens, des Recherchierens, Lesens und Schreibens und dem Erforschen von Material und Perspektiven. Allerdings kommt einiges an Organisation und Selbstdisziplin hinzu und auch an Mut zur eigenen Position.
Geregelte Arbeitszeiten gibt es nicht, viel zu tun allerdings immer (und man hat nie das Gefühl, dass man einmal mit allem fertig ist).
Warum haben Sie sich seinerzeit für das Studium der Theaterwissenschaft entschieden?
Die Begeisterung fürs Theater, ins Theater zu gehen, ebenso wie selbst Theater machen, begleitet mich schon sehr lange. Nach dem Abitur habe ich zunächst einige Hospitanzen an Theatern gemacht, woran sich dann eine längere Zeit als Regieassistentin anschloss. Diese intensive Erfahrung hat mir sehr gut gefallen und vieles gegeben, aber in der Arbeit und in Gesprächen mit den Regisseur/innen und Dramaturg/innen wurde mir zunehmend klar, dass mir ein großer Bereich des Wissens über Theaterereignisse, Konzepte und Ideen schlichtweg fehlt und dass eine Auseinandersetzung mit der Theorie und Geschichte des Theaters völlig neue Perspektiven und Erfahrungen hervorbringen kann. Auch wollte ich die Erfahrung, die ich im Theater als Zuschauer mache, genauer verstehen und fassen können.
Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierende erfüllt?
Im Verlauf des Studiums hat mich die wissenschaftlich-theoretische Arbeit zunehmend in ihren Bann gezogen. Zu Beginn habe ich noch einige praktische Projekte parallel gemacht (in einem Urlaubssemester, in den Semesterferien), aber dann wurde mir klar, dass ich mich – zumindest zeitweise – auf ein Gebiet fokussieren muss, um mich intensiv genug damit beschäftigen zu können. Ich bewundere Kollegen, die beides unter einen Hut bekommen sehr, für mich hat das aber so nicht funktioniert. Seit etwa der Hälfte meines Studiums hatte ich dann eine Stelle als studentische Hilfskraft, die mir zunehmend mehr Einblicke in den wissenschaftlichen Betrieb gegeben hat und zugleich die Möglichkeit gab, die im Studium erlernten Fertigkeiten anzuwenden und zu vertiefen. Und auch als Tutorin habe ich gearbeitet. Die Abschlussarbeit war dann schließlich eine ganz besonders intensive und selbstbestimmte Arbeitsphase – natürlich auch mit Höhen und Tiefen. Aber dennoch wurde mir hier klar, dass ich große Lust habe, auf diesem Weg weiter zu gehen. Aber das hat nichts von einem Angekommen-Sein. Zum einen weil die berufliche Tätigkeit in gewisser Hinsicht die Fortführung des Studiums ist (und wohl auch immer bleibt), zum anderen aber auch, weil der Arbeitsmarkt und die Beschäftigungsbedingungen an den Hochschulen einem beständig Offenheit und Flexibilität abverlangen.
Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?
Eine genaue Beobachtungs- und Beschreibungsfähigkeit, eine Schulung, wenn man so will, der eigenen Wahrnehmung und des Denkens. Hierfür waren und sind viele Theater und Performancebesuche mit anschließenden Analysen ganz wichtig. Aber auch das genaue Erarbeiten von Texten und Theorien – wozu auch eine gewisse Geduld und Hartnäckigkeit gehört, Texte gerne immer wieder zu lesen und Unverständlichkeit als Herausforderung zu begreifen. Das Schreiben von wissenschaftlichen Texten gehört natürlich auch dazu.
Selbständiges, eigenständiges Arbeiten – Selbstdisziplin und Strukturierung der Arbeit waren und bleiben dabei Dauerthemen.
Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?
Ich würde empfehlen, alle Möglichkeiten zu nutzen, die Einblicke in die verschiedenen Aktivitäten des eigenen Instituts und auch der anderen Disziplinen ermöglichen. Das heißt also zu angebotenen Vorträgen, Workshops und Tagungen zu gehen und sich für eine Hilfskraftstelle oder Tutor/innenstelle zu bewerben. Zudem sollte man eigenständig Themen nacharbeiten und vertiefen. Auch wenn das Studium rein theoretisch ist, präsentiert man seine Arbeit ständig und es ist sinnvoll, dass man an seinen Vortragstechniken arbeitet (z.B. Sprechtraining, Vortragstraining) – denn auch das sind Auftritte.
Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Es gibt eine Handvoll Dozent/innen, deren Art des Denkens und Betrachtens, des Kommunizierens, kurz Wissenschaft zu betreiben, mich besonders beeindruckt, motiviert und hoffentlich geprägt haben. An diese Vorlesungen und Seminare denke ich oft und viel zurück.
Auch eine Exkursion zum Festival „Theater der Welt“ habe in sehr guter Erinnerung, mit intensiven, produktiven Seminardiskussionen tagsüber und abends viel Theater.
Aber es gibt noch viele andere Dinge, von der Vorfreude beim ersten Durchlesen des neuen Vorlesungsverzeichnisses bis zur Erleichterung beim Fertigstellen einer Hausarbeit.
Welchen Rat würden Sie Studienanfänger/innen geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?
Viel ins Theater gehen und die eigenen Erfahrungen und Wahrnehmungen hierbei reflektieren (aufschreiben, diskutieren). Zugleich aber auch die Auseinandersetzung mit der (Theater-)Geschichte und Theorie suchen – kurz: viel und gerne studieren.
Und, wie oben schon gesagt, ist es wichtig, sich aktiv in den Wissenschaftsbetrieb einzubringen und Kontakte oder Netzwerke aufzubauen. Studentische Hilfskraft- und Tutor/innenstellen sind hier ein guter Weg, Besuche von Konferenzen und anderen Veranstaltungen ebenso.