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Der vierfache Schriftsinn
Mit dem Vierfachen Schriftsinn wird die im Mittelalter geläufigste Form der Bibelinterpretation bezeichnet. Ihr zufolge kann jede Bibelstelle auf vier verschiedene Weisen gelesen werden:
- wörtlich: Die Stelle wird gemäß ihrem Literalsinn gelesen, also z.B. als reine Beschreibung eines historischen Ereignisses.
- allegorisch: Die Stelle wird zu Theologie und Glaubenspraxis in Bezug gesetzt. Dies betrifft insbesondere Parallelen zwischen dem Alten und Neuen Testament, da nach christlichem Verständnis alle Ereignisse seit dem Sündenfall, die im Alten Testament beschrieben werden, im Zeichen der Vorbereitung auf die Wiederherstellung der gefallenen Menschheit durch Christus stehen.
- moralisch: Die Stelle wird als Anleitung zum richtigen Handeln verstanden, indem sie bestimmte ethische Maximen beispielhaft verdeutlicht.
- anagogisch: Die Stelle dient als eschatologische Vorausweisung auf das Reich Gottes.
Diese verschiedenen Bedeutungsebenen beschränken sich jedoch nicht nur auf die Exegese der Heiligen Schrift, sondern werden zum einen herangezogen, um antike Dichtungen für ein christliches Verständnis fruchtbar zu machen, und zum anderen des öfteren zur Grundlage eigenen literarischen Schaffens gemacht – so wollte z.B. noch Dante Alighieri seine Göttliche Komödie nach diesem System verstanden wissen.
Herodes hatte nämlich Johannes festnehmen und ins Gefängnis werfen lassen. Schuld daran war Herodias, die Frau seines Bruders Philippus, die er geheiratet hatte. Denn Johannes hatte zu Herodes gesagt: Du hattest nicht das Recht, die Frau deines Bruders zur Frau zu nehmen. Herodias verzieh ihm das nicht und wollte ihn töten lassen. Sie konnte ihren Plan aber nicht durchsetzen, denn Herodes fürchtete sich vor Johannes, weil er wusste, dass dieser ein gerechter und heiliger Mann war. Darum schützte er ihn. Sooft er mit ihm sprach, wurde er unruhig und ratlos, und doch hörte er ihm gern zu. Eines Tages ergab sich für Herodias eine günstige Gelegenheit. An seinem Geburtstag lud Herodes seine Hofbeamten und Offiziere zusammen mit den vornehmsten Bürgern von Galiläa zu einem Festmahl ein. Da kam die Tochter der Herodias und tanzte und sie gefiel dem Herodes und seinen Gästen so sehr, dass der König zu ihr sagte: Wünsch dir, was du willst; ich werde es dir geben. Er schwor ihr sogar: Was du auch von mir verlangst, ich will es dir geben, und wenn es die Hälfte meines Reiches wäre. Sie ging hinaus und fragte ihre Mutter: Was soll ich mir wünschen? Herodias antwortete: Den Kopf des Täufers Johannes. Da lief das Mädchen zum König hinein und sagte: Ich will, dass du mir sofort auf einer Schale den Kopf des Täufers Johannes bringen lässt. Da wurde der König sehr traurig, aber weil er vor allen Gästen einen Schwur geleistet hatte, wollte er ihren Wunsch nicht ablehnen. Deshalb befahl er einem Scharfrichter, sofort ins Gefängnis zu gehen und den Kopf des Täufers herzubringen. Der Scharfrichter ging und enthauptete Johannes. Dann brachte er den Kopf auf einer Schale, gab ihn dem Mädchen und das Mädchen gab ihn seiner Mutter. Als die Jünger des Johannes das hörten, kamen sie, holten seinen Leichnam und legten ihn in ein Grab.
(Einheitsübersetzung)
Unten finden Sie einige Aussagen des frühmittelalterlichen Kirchenschriftstellers und Geschichtsschreibers Beda Venerabilis (7./8. Jh.) über die biblische Episode vom Tod Johannes des Täufers (Homiliae II, 20). Ordnen Sie die Aussagen den jeweils passenden Schriftsinnen zu!
Erschrecken Sie nicht angesichts der längeren Textpassagen! Sie müssen, um die richtigen Zuordnungen treffen zu können, nicht alles im Einzelnen übersetzen. Versuchen Sie, sinnerfassend zu lesen und auf bestimmte Schlüsselbegriffe zu achten, die für die Aufgabenstellung eine Rolle spielen! Anschließend können Sie sich mit einem Klick auf den Ergebnis-Button für jede Passage eine Übersetzung anzeigen lassen.
wörtlich
allegorisch
moralisch
anagogisch
Impletum videmus in Ioanne quod de illo angelus Zachariae priusquam nasceretur praedixit: quia praecederet ante Dominum in spiritu et virtute Eliae. Ambo namque […] praecones veritatis, ambo regis et reginae persecutionem propter iustitiam perpessi sunt: ille Achab et Iezabel, iste Herodis et Herodiadis.
Wir sehen, dass sich an Johannes erfüllt hat, was der Engel vor seiner Geburt dem Zacharias (d.h. dem Vater des Johannes) prophezeit hat, nämlich dass er „mit dem Geist und mit der Kraft des Elija dem Herrn vorangehen“ würde. Denn beide waren Verkünder der Wahrheit und beide haben der Gerechtigkeit wegen die Verfolgung durch ein Königspaar erlitten – Elija durch Ahab und Isebel, Johannes durch Herodes und Herodias.
Non populus tantum, sed ipse etiam Herodes Ioannem sicut prophetam habebat […]. Et audito eo multa faciebat, et libenter eum audiebat. Sed vicit amor mulieris, eumque in illum quem sanctum esse noverat et iustum manus mittere coegit.
Nicht nur das Volk, sondern sogar Herodes selber hat Johannes für einen Propheten gehalten. Er hat vieles auf seine Worte hin getan und ihm auch gern zugehört. Doch die Liebe zu einer Frau war stärker und brachte ihn dazu, Hand an ihn zu legen, von dem er doch wusste, dass er heilig und gerecht war.
Qui quoniam noluit cohibere luxuriam, ad homicidii reatum prolapsus est, minusque illi peccatum maioris erat causa peccati: cui districto Dei iudicio contigit ut propter appetitum adulterae quam detestandam sciebat, sanguinem funderet prophetae, quem Deo acceptum esse cognoverat. Haec namque est illa divini dispensatio examinis, de qua dicitur: Qui nocet, noceat adhuc: et qui in sordibus est, sordescat adhuc.
Weil er seine Maßlosigkeit nicht zügeln wollte, ist er so tief gesunken, dass er sich des Mordes schuldig gemacht hat. Eine geringere Sünde war für ihn der Anlass zu einer schwerwiegenderen. Gemäß dem Urteil Gottes ist es ihm wiederfahren, dass er wegen seines Verlangens nach einer Ehebrecherin, von der er wusste, dass er sie hätte verabscheuen müssen, das Blut eines Propheten vergossen hat, von dem er wusste, dass er Gott lieb war. Darin besteht jene Erwägung des göttlichen Urteils, von der es heißt: „Wer Unrecht tut, der tue weiterhin Unrecht; wer im Schmutz liegt, der werde weiterhin schmutzig.“
Haec etenim est superni iustitia iudicii, ut plerumque reprobi et agnoscant se, et fateantur errasse, certamque erroris sui poenitudinem gerant, nec tamen ab errore quiescant, quatenus eadem confessione ac poenitentia contra se ipsi testimonium dent: quia non nescii delinquunt, dum a peccato quod culpant prohiberi detrectant, eoque iustius pereant quo foveam perditionis quam praevidere valuerant declinare neglexerunt.
Dies ist die Gerechtigkeit des göttlichen Urteils, dass viele sich als verderbt erkennen und zugeben, gefehlt zu haben, und für ihre Verfehlung auch offen Buße tun, ohne aber von ihr abzulassen, insofern mit eben diesem Bekenntnis und eben dieser Buße gegen sich selbst Zeugnis ablegen, weil sie bei vollem Bewusstsein freveln, indem sie sich von einer Sünde, die sie selber anklagen, nicht abhalten lassen, und darum umso rechtmäßiger zugrunde gehen, weil sie versäumt haben, die Grube der Verdammnis auszuweichen, die sie vorher zu sehen imstande waren.
Itaque Herodes caput Ioannis petitus, tristitiam quidem praetendebat in vultu, qua se ipse damnaret, ostendendo cunctis liquide quia insontem et sanctum noverat quem erat neci daturus. Verum si diligentius cor nefandum inspicimus, laetabatur occulte quod ea petebantur quae et antea facere, si excusabiliter posset, disponebat. Qui si caput Herodiadis peteretur, nulli dubium quoniam illud dare veraciter tristis abnueret.
Daher trug auch Herodes, als man den Kopf des Johannes von ihm forderte, Traurigkeit im Gesicht zur Schau, mit der er sich selber verdammte, indem er allen klar und deutlich zeigte, dass er wusste, dass der, den er gleich dem Tod überantworten würde, unschuldig und heilig war. Doch wenn wir sein frevlerisches Herz genauer untersuchen, so freute er sich doch insgeheim, dass man das von ihm forderte, was er bereits zuvor zu tun beschlossen hatte, wenn er irgendeine Entschuldigung dafür vorbringen könnte. Hätte man den Kopf der Herodias von ihm gefordert, hätte er ihn ohne jeden Zweifel mit wahrhaftiger Traurigkeit verweigert.
Neque enim dubitandum est quia beatus Ioannes pro Redemptoris nostri, quem praecurrebat testimonio, carcerem et vincula sustinuit, pro ipso et animam posuit: cui non est dictum a persecutore ut Christum negaret, sed ut veritatem reticeret, et tamen pro Christo occubuit. Quia enim Christus ipse ait: Ego sum veritas, […] et cui nascituro, praedicaturo, baptizaturo, prius nascendo, praedicando ac baptizando testimonium perhibebat, hunc etiam passurum prior ipse patiendo signavit.
Es ist unzweifelhaft, dass der Hl. Johannes für unseren Erlöser, dem er mit seinem Zeugnis voranging, Kerker und Fesseln auf sich genommen hat und für ihn auch den Tod erlitt. Ihm war von seinem Verfolger nicht gesagt worden, er solle Christus verleugnen, sondern nur, dass er die Wahrheit verschweigen solle; trotzdem ist er für Christus gestorben, der ja selbst gesagt hat: „Ich bin die Wahrheit.“ Er hat für ihn, der geboren werden, predigen, taufen sollte, durch seine eigene Geburt, sein Predigen und sein Taufen Zeugnis abgelegt und seine bevorstehende Passion zuvor durch sein eigenes Leiden angezeigt.
Itaque […] humiliemur sub potenti manu Dei, ut nos exaltet in tempore visitationis: humiliemur cum Ioanne […], exsultemus minui coram hominibus, exerceamur ut deficiat paulisper spiritus noster utique id est carnalis et superbus, qui solebat inflari, ut bonae actionis perfectibus ante illum crescere, et cum illo exaltari valeamus, qui de coelo ad terras venire dignatus est, ut nos qui de terra sumus sublevaret ad coelos […].
Wir wollen uns also unter der machtvollen Hand Gottes erniedrigen, damit er uns bei seiner Wiederkunft erhöhe. Wir wollen uns gemeinsam mit Johannes erniedrigen, uns freuen, wenn wir vor den Menschen herabgesetzt werden, und uns üben, damit unser dem Fleisch verhafteter und hochmütiger Geist, der sich so häufig aufbläht, nach und nach Ruhe gibt, auf dass wir durch die Vervollkommnung durch gute Taten vor ihm wachsen und mit ihm erhöht werden können, der es für seiner würdig befunden hat, vom Himmel auf die Erde zu kommen, um uns, die wir aus Erde sind, zum Himmel emporzuheben.