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Geographische Umweltforschung (M.Sc.)

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Christopher Lüthgens, Laborleiter / PostDoc (Universität für Bodenkultur, BOKU, Wien)

Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor? Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?

Ich arbeite als Laborleiter des Labors für Optisch Stimulierte Lumineszenz-Datierungen als Post-Doc an der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien. Meine Stelle ist eine sogenannte „Tenure Track“ Stelle, d.h. es ist eine Qualifizierungs-/Laufbahnstelle, die man als PostDoc (also nach Abschluss der Doktorarbeit) beginnt und – bei erfolgreicher Begutachtung – als Associate Professor mit einem dann unbefristeten Arbeitsvertrag beendet. Meine Aufgabengebiete umfassen neben der wissenschaftlichen und technischen Betreuung des Datierungslabors auch die Abhaltung von Lehrveranstaltungen an der Universität (Vorlesungen, Seminare, Exkursionen und Praktika) und die geowissenschaftliche Forschung und Publikation der Forschungsergebnisse in wissenschaftlichen Fachzeitschriften. Insgesamt umfasst meine Arbeit ein sehr breites Betätigungsfeld mit unterschiedlichsten Aufgaben – es wird einem also nie langweilig.

Hinsichtlich der Forschungsinhalte beschäftige ich mich in erster Line mit Fragestellungen, die das Wirken geogener Prozesse bei der Entstehung von Sedimenten und Landschaftsformen im Quartär (dem jüngsten Erdzeitalter) betreffen, wobei die zeitliche Einordnung der Prozesse eine wichtige Rolle spielt. Für diese zeitliche Einordnung benötigt man Datierungen und eine der hierbei zum Einsatz kommenden Methoden ist die Optisch Stimulierte Lumineszenz (OSL) Datierung. Für diese Datierungsmethode nutzt man physikalische Eigenschaften von Quarz- und Feldspat-Mineralen, die es möglich machen festzustellen, wann ein Sediment letztmalig dem Tageslicht ausgesetzt war. Man kann also mit Hilfe der OSL bestimmen, wann ein Sediment abgelagert wurde, um dann entsprechende Rückschlüsse hinsichtlich der Bedeutung z.B. für das vorzeitliche Klima ziehen zu können. Meine Untersuchungsgebiete liegen im Wesentlichen im Alpenraum und in den Gebieten südlich der Ostsee – beide Regionen wurden im Quartär entscheidend durch das Wirken der Gletscher während der letzten Eiszeiten geprägt. Meine Forschungsfragen führen mich aber auch regelmäßig in fernere Regionen wie z.B. Ostasien und demnächst wohl erstmals nach Südamerika.

Warum haben Sie sich seinerzeit für ein Studium der Geographischen Wissenschaften entschieden?

Ich denke, eine Grundvoraussetzung war mein eigentlich schon immer vorhandenes breites Interesse an geographischen Fragestellungen. Auch hatte ich das Glück, dass ich an der Schule über die Jahre, besonders aber in der Zeit am Gymnasium, von motivierten Erdkundelehrern unterrichtet wurde. Somit führte dann die Begeisterung fürs Fach über den Leistungskurs Erdkunde direkt zum Geographiestudium.

Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierender erfüllt?

Schon relativ früh in meinem Studium wurde mir klar, dass mich die Lehr- und Forschungsinhalte der Physischen Geographie besonders begeisterten. Ich entschied mich dann also auch meine Abschlussarbeit zu einer physisch geographischen Fragestellung zu verfassen. Spätestens hierbei wurde mir klar, dass ich auch nach Abschluss des Studiums in dieser Richtung würde weiterarbeiten wollen. Als sich dann die Möglichkeit ergab im Rahmen eines Forschungsprojektes an der Geographie der FU Berlin eine Doktorandenstelle anzutreten, griff ich natürlich zu. Spätestens damit waren die Weichen endgültig gestellt. Die Faszination der Kombination aus geowissenschaftlicher Forschung und Lehre hat mich seitdem nicht mehr losgelassen.

Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?

An dieser Stelle sind natürlich die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens zu nennen, besonders auch der kritische Umgang mit Quellen und schließlich auch die einfache Tatsache, dass wissenschaftlicher Fortschritt nur möglich ist, wenn man sich nicht scheut bestehende Vorstellungen und Modelle zu hinterfragen und auf der Grundlage neu gewonnener Erkenntnisse zu überarbeiten.

Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?

Schon während des Studiums sollte man versuchen über die Pflichtlehrveranstaltungen hinaus seinen (wissenschaftlichen) Horizont zu erweitern, indem man z.B. aus Interesse Lehrveranstaltungen in Nachbarwissenschaften besucht, auch wenn diese vielleicht mal nicht auf das Stundenkontingent anrechenbar sein sollten. Als weiterer Punkt sind auch Sprachkenntnisse zu nennen: Möchte man heutzutage in Forschung und Wissenschaft arbeiten, kommt man nicht darum herum Englisch zu lernen, da Fachliteratur fast ausschließlich in englischer Sprache verfasst wird. Auch ist es hilfreich neben den Lehrveranstaltungen einen Einblick in die Arbeitsabläufe an einer Universität zu bekommen. Ich habe z.B. längere Zeit als Tutor in der Physischen Geographie und als wissenschaftliche Hilfskraft in verschiedenen Projekten gearbeitet.

Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

An dieser Stelle könnte ich jetzt eine längere Liste anführen, angefangen von unvergesslich unterhaltsamen Vorlesungen, bis hin zu amüsanten Anekdoten von verschiedenen Exkursionen und Geländepraktika. Ein Punkt, der mich aber definitiv über das Studium hinaus beeinflusst hat ist die Tatsache, dass mir seitens meiner Dozenten immer wieder vor Augen geführt wurde, welche faszinierende inhaltliche Bandbreite die Geographie aufzuweisen hat und dass man nicht zuletzt deshalb über viele Jahre hinweg immer neue Begeisterung für das Fach entwickeln kann.

Welchen Rat würden Sie StudienanfängerInnen geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?

Hier kann ich direkt an meine Antwort zur vorigen Frage anschließen: Es ist unglaublich wichtig sich die Begeisterung für das Fach (und die Forschung) nicht durch verschiedenste administrative und bürokratische Hürden, die einem im Laufe seines Studiums unvermeidlich begegnen werden (Stichwort Studien- und Prüfungsordnung), austreiben zu lassen. Bewahren Sie sich Ihre Neugier und denken Sie auch gerne mal quer!