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Bioinformatik (B.Sc.)

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Jonathan Göke, Junior Group Leader, Genome Institute of Singapore

Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor. Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?

Ich bin Gruppenleiter am Genome Institute of Singapore. Wir erforschen, wie sich die verschiedenen Zellen des Körpers unterscheiden und was mit Zellen passiert im Falle von Krankheiten wie Krebs. Wir arbeiten hauptsächlich mit Sequenzierdaten, teilweise haben wir mehrere tausend Datensätze. Damit wir solche Daten verarbeiten und analysieren können, entwickeln wir Algorithmen und statistische Methoden. Wir arbeiten auch sehr viel mit Laboren am Institut zusammen, sodass wir neue Daten bekommen und Ergebnisse auch mit Experimenten bestätigen können.

Jeder Mitarbeiter hat ein eigenes Projekt, eines davon ist zum Beispiel über Parkinson. Parkinson ist schwer zu erforschen, da man nicht einfach Nervenzellen von Patienten entnehmen kann. Bei dem Projekt nehmen wir Hautzellen von Parkinson-Patienten und züchten daraus Nervenzellen im Labor. Von diesen Nervenzellen erstellen wir dann Expressionsdaten und die können wir mit den gleichen Daten von gesunden Menschen vergleichen. Auf diese Weise können wir herausfinden, wie sich Nervenzellen von Parkinson-Patienten von gesunden Menschen unterscheiden, ein wichtiger Schritt um die Behandlung zu verbessern.

Warum haben Sie sich seinerzeit für dieses Studium der entschieden?

Informatik und Mathematik waren meine Stärken, allerdings haben mich die möglichen Jobs in den Bereichen nicht wirklich angesprochen. Ich war viel mehr an einem Studium interessiert, mit dem ich etwas bewegen konnte. Bioinformatik ist besonders darauf ausgerichtet, dass Studenten in die Forschung gehen können. Ich war fasziniert von der Möglichkeit an Krankheiten wie Krebs, Alzheimer, und Parkinson forschen zu können. Als Bioinformatiker kann man tatsächlich etwas dazu beitragen, dass solche Krankheiten besser verstanden werden, das hat mich damals überzeugt.

In den 10 Jahren, seitdem ich angefangen habe zu studieren, ist die Bioinformatik weltweit sogar noch viel wichtiger geworden. Heutzutage sind viele bahnbrechende wissenschaftliche Entdeckungen ohne Bioinformatik gar nicht mehr vorstellbar.

Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierender erfüllt?

Mit der Entscheidung Bioinformatik zu studieren habe ich mich auch für eine Karriere in der Forschung entschieden. Je länger ich dabei bin, desto zufriedener bin ich damit. Neue Sachen zu lernen und herauszufinden ist immer ein Teil meines Berufes und wir arbeiten immer an Fragestellungen, bei denen die Antwort unbekannt ist. Natürlich ist nicht jede Idee erfolgreich, aber wenn eine Idee dazu beiträgt, dass wir Krankheiten besser verstehen können, dann hat sich der Aufwand gelohnt.

Forschung ist sehr international und ich wollte gerne ins Ausland gehen. Das war auch ein weiterer Grund, weshalb ich mich für das Studium entschieden habe. Inzwischen habe ich an der Sheffield University, der Stanford University und dem Genome Institute of Singapore gearbeitet, das hat sich also auch auf jeden Fall erfüllt.

Ein anderer Punkt, über den ich mir keine Gedanken gemacht habe, als ich angefangen habe zu studieren, der mir jetzt aber häufig sehr positiv auffällt, ist, dass man immer mit vielen Leuten zusammen arbeitet, die große Begeisterung für ihren Beruf haben. Viele Forscher arbeiten aus Überzeugung und es macht immer viel Spaß mit einem guten Team zusammenzuarbeiten.

Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?

Zum einen ist das „Handwerk“ absolut wichtig: Statistik und Programmieren. Wir verwenden viel R, aber andere Programmiersprachen sind auch sehr verbreitet. Zum anderen habe ich im Studium gelernt logisch und strukturiert zu denken und systematisch Lösungen zu finden. Alle diese Eigenschaften braucht man in der Bioinformatik-Forschung.

Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?

Die Sprache in der Forschung ist Englisch, daher hilft es auf Englisch Vorträge halten zu können, Fragen stellen zu können, und auch argumentieren zu können. Das kann man alles sehr gut an der FU lernen. Es ist auch sehr hilfreich, wenn man bereits gelernt hat wissenschaftlich zu arbeiten und schreiben, zum Beispiel in Projektarbeiten, Forschungspraktika oder Abschlussarbeiten.

Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Im ersten Semester kam mir die Zeit bis zum Abschluss noch unvorstellbar lang vor, es gab noch so viele Vorlesungen und Themen im Programm, von denen ich nicht mal wusste, um was es sich handelt. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir der Moment, in dem ich meine Bachelorarbeit fertig geschrieben habe, denn dann musste ich genau daran denken. Der Zeitplan war ziemlich eng, fertig wurde die Arbeit dann auch mitten in der Nacht. In dem Augenblick wurde mir bewusst, dass ich damit auch meinen ersten Uni-Abschluss fertig hatte. Alles was mir am Anfang unglaublich schwierig vorkam, hat sich als machbar herausgestellt, und mir ist auf einmal aufgefallen, wieviel ich in den letzten drei Jahren gelernt hatte!

Welchen Rat würden Sie StudienanfängerInnen geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?

In einem Forschungspraktikum kann man bereits Erfahrungen sammeln und herausfinden, ob einem die Art der Arbeit Spaß macht. Wenn man überzeugt ist, dass man in der Forschung arbeiten will, dann ist der nächste Schritt die Doktorarbeit. Je besser die theoretischen und praktischen Grundlagen in Statistik, Algorithmen und Programmieren, desto einfacher ist der Einstieg!