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Joachim, Tierarzt in der Pharmaindustrie (Forschung)
Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor? Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?
Ich leite eine Arbeitsgruppe mit 5 Pharmakokinetikern (Tierärzte, Biologen, Pharmazeuten) und einer technischen Auswertegruppe. Wir bearbeiten im Rahmen der Entwicklung und Zulassung neuer Humanarzneimittel alle relevanten Fragen der Absorption, Verteilung, Metabolisierung und Ausscheidung dieser Stoffe. Dazu gehören auch die Entwicklung einer optimalen Formulierung und Fragen zu Arzneimittelwechselwirkungen oder dem Einfluss von Alter, Geschlecht, Leber-/Niereninsuffizienz oder ethnischen Unterschieden auf die Pharmakokinetik. Wir planen klinische Studien, schreiben umfangreiche Dokumentationen der Ergebnisse zur Einreichung bei den Zulassungsbehörden, diskutieren die Entwicklungskonzepte und Ergebnisse in multi-disziplinären Projektteams. Der Arbeitsalltag ist insgesamt von einer stark interdisziplinären und globalen Arbeitsweise geprägt.
Warum haben Sie sich seinerzeit für ein Studium der Veterinärmedizin entschieden?
Als ich mit dem Studium der Veterinärmedizin begann, und selbst noch bei dessen Abschluss, hätte ich mir nie träumen lassen, einmal in der Pharmaindustrie zu arbeiten, schon gar nicht in der Entwicklung von Humanarzneimitteln. Eigentlich wollte ich praktischer Tierarzt werden, hatte während des Studiums eine besondere Affinität zur Physiologie und zur Inneren Medizin entwickelt, gleichzeitig aber auch mein Interesse am wissenschaftlichen Arbeiten entdeckt.
Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierende/r erfüllt?
Nach der Promotion auf dem Gebiet der Veterinärphysiologie und einem Jahr als praktischer Tierarzt in einer Gemischtpraxis in Schleswig-Holstein bekam ich das Angebot, als wissenschaftlicher Mitarbeiter an das Institut für Veterinär-Physiologie in die Arbeitsgruppe Pathophysiologie zu wechseln. Hier beschäftigte ich mich mit einer Gruppe von Doktorandinnen und Doktoranden und in enger Zusammenarbeit mit der Kleintierklinik mit Fragen der Früherkennung von Nierenfunktionsstörungen bei Hund und Katze und entwickelte einen schließlich auch in Laboren für die Kleintierpraxis verfügbaren Test zur Bestimmung der glomerulären Filtrationsrate, dem wichtigsten Parameter zu Bewertung der Nierenfunktion. Da bei diesen Arbeiten grundlegende Prinzipien der Pharmakokinetik eine Rolle spielen, habe ich mich auf eine zufällig in der Zeitung entdeckte Stellenausschreibung für dieses Gebiet bei der damaligen Firma Schering beworben. Die Entscheidung, das akademische Umfeld und den unmittelbaren Bezug zum Patienten zu verlassen und in die Industrie zu wechseln, war mit die schwerste in meinem Leben.
Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?
Es ist besonders die Breite der veterinärmedizinischen Ausbildung, von Biochemie und Physiologie über die paraklinischen Fächer wie natürlich Pharmakologie und Pharmazie, aber auch Pathologie, bis hin zum Verständnis der Pathogenese und Therapie von Organerkrankungen, von der ich heute noch profitiere. Eine gute Diagnostik, wie wir sie beim Studium am Patienten lernten, mit der Bereitschaft, auch mal das Unerwartete zu erwarten, und nicht aufzugeben, bevor der Patient geheilt ist, helfen auch grundsätzlich bei der Entwicklung neuer Arzneimittel, ob für Mensch oder Tier.
Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?
Jede Gelegenheit zum wissenschaftlichen Arbeiten schon während des Studiums hilft, sich schrittweise mit diesbezüglichen Methoden und Prinzipien vertraut zu machen. Dazu gehört unbedingt der Erwerb eines grundlegenden Verständnisses für (medizinische) Statistik. Ansonsten sehe ich den Erwerb von Zusatzqualifikationen eher in der post-gradualen Phase.
Haben Sie nach dem Studium eine weitere Qualifikation erworben oder sind Sie gerade dabei?
Mit dem Beginn meiner Tätigkeit in der Arzneimittelentwicklung besuchte ich verschiedene spezielle Pharmakokinetik-Kurse. Nach Absolvieren der Weiterbildungszeit habe ich mich dann der Prüfung zum Fachtierarzt für Pharmakologie und Toxikologie gestellt. Der eigentliche und wichtigste Erwerb weiterer Qualifikationen erfolgt jedoch täglich „on the job“, d.h. bei der eigenen, aktiven Auseinandersetzung mit herausfordernden Fragestellungen. Die enormen Fortschritte und der große Bedarf auf dem Gebiet der mathematischen Modellierung von biologischen und pharmakologischen Prozessen haben zur Gründung von Graduierten-Kollegs auf dem Gebiet Pharmakometrie geführt. Für Veterinärmediziner mit einem mathematischen Interesse ist das eine sehr interessante Option für eine postgraduale Qualifikation, die in der Arzneimittelentwicklung stark nachgefragt ist.
Welchen Rat würden Sie StudienanfängerInnen geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?
Nutzen Sie die Breite des veterinärmedizinischen Studiums und fokussieren Sie nicht zu früh auf Ihre Lieblingsfächer oder jene, die primär Ihre ursprüngliche Motivation für das Studium direkt ansprechen. Das Berufsleben hält oft Unerwartetes bereit, und je breiter Sie aufgestellt sind, umso eher können Sie sich bietende attraktive Gelegenheiten ergreifen. Zu dieser Breite zähle ich auch, vielleicht mal ein Studienjahr oder zumindest Praktika im Ausland zu absolvieren. Wie in anderen internationalen Unternehmen, findet ein Großteil der beruflichen Kommunikation in englischer Sprache statt. Auch, um diese wirklich zu beherrschen, hilft eine fachbezogene Zeit im Ausland. Und als Nachweis ihrer Qualifikation zum wissenschaftlichen Arbeiten sollten Sie auf jeden Fall Zeit für eine anspruchsvolle Dissertation einplanen.