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Philosophie (B.A.)

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Sandra Coumans, Unternehmensberaterin

Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor: Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten, etc.)?

Ich habe 2017 meine eigene Beratungsagentur im Kulturbereich, Culture le Hic, gegründet und helfe Kulturschaffenden bei der langfristigen Planung und strategischen Entwicklung entweder von Aktivitäten oder Organisationen. Ich begleite zum Beispiel gerade mehrere Organisationen, die ein Poesiefestival gegründet haben, aber zwischen denen die Zusammenarbeit noch nicht so klappt, wie es sein sollte. Ich begleite die Reflexion wie die Zusammenarbeit besser organisiert werden kann. Ich begleite auch Leute in der Kreativwirtschaft bei der Gründung ihrer Tätigkeit hinsichtlich sachlicher und finanzieller Aspekte. Und im letzten Jahr war ich an einem neuen Programm einer europäischen Stiftung beteiligt das Europäische Kultur und auch das europäische Gefühl von Zusammensein mittels Kultur verstärken soll.

Wie verlief ihr Weg, um zu Ihrem jetzigen Beruf zu kommen, welche Station haben Sie passiert?

Ich habe in Amsterdam Kunstgeschichte studiert und bin dann nach Berlin gekommen. Dort habe ich an der FU Kunstgeschichte und Philosophie studiert. Ich habe lange studiert, damals war das auch gang und gäbe bei vielen, vielleicht ist es mittlerweile ein bisschen anders geworden. Nach dem Studium habe ich Arbeit gesucht, aber das hat in Berlin und in Deutschland überhaupt nicht geklappt, dann habe ich aber ein Traineeship bei der Europäischen Kommission gefunden und bin 2012 nach Brüssel umgezogen. Ich habe da zuerst im Bereich Bildung und danach in Kultur gearbeitet und war insgesamt 3 Jahre bei der Europäischen Kommission. 2017 habe ich dann meine eigene Firma gegründet, aus unterschiedlichen Gründen, aber unter anderem um mehr Flexibilität zu haben und inhaltlich mehr Autonomie zu haben.

Warum haben Sie sich damals für das Studium der Philosophie entschieden? Was hat Sie damals fasziniert und was heute?

Für mich stand eigentlich immer Kunstgeschichte an erster Stelle und ich habe etwas gesucht, was eine gute Ergänzung wäre. Die mehr konzeptuelle und abstrakte Herangehensweise der Philosophie hat mir gefallen. Entsprechend habe ich so oft wie möglich versucht, Veranstaltungen zu belegen, die mit Ästhetik oder irgendwie Kunst/Kultur zu tun hatten. Ich habe mich eigentlich nie wirklich als Philosophin betrachtet; schon eher als Kunsthistorikerin. Ich mochte aber immer die konzeptuelle Arbeitsweise, zum Kern einer Sache zu gehen und zu lernen die richtigen Fragen zu stellen.

Wie haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran erfüllt?

Ich wusste gar nicht, was ich genau machen möchte, als ich studiert habe. Ich wollte nur immer im Kulturbereich arbeiten, aber was, wie genau und wann und so weiter – keine Ahnung. Ich wusste auch, dass es schwierig sein würde. Ich habe mich bei Entscheidungen und Bewerbungen immer die Frage vor Augen gehalten: Wie bringt mich das weiter im Kulturbereich? Und auch immer überlegt: Was kann ich gut und was mache ich gerne? Ich hatte auch eigentlich nie gedacht, dass ich eine Agentur gründen würde, und als Freiberuflerin arbeiten würde.

Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, dass sie während des Studiums für ihren aktuellen Beruf gelernt haben? Hat das Studium sie gut vorbereitet?

Abgesehen von den mehr faktischen und fachspezifischen Kenntnissen und Fähigkeiten eines Studienbereichs, lernt man in der Kunstgeschichte sich schnell eine Übersicht über den Ganzen zu schaffen, ohne den Details aus dem Auge zu verlieren. In der Philosophie geht es vielmehr darum in die Tiefe zu gehen und so das wirkliche Problem zu verstehen. Bei meiner Beratungsarbeit sind es gerade die beiden Sachen, worauf es an kommt: Wenn ich mit einer Organisation arbeite, ist es immer wichtig, dass ich schnell verstehe, worum es geht, also was die Organisation tatsächlich macht und wie sie funktioniert. Um dann eine gute Lösung zur aktuellen Problematik vorschlagen zu können, muss man den Kern des Problems gut verstehen und ich würde sagen, dass mir dabei die Philosophie geholfen hat. Sie hilft auch dabei einen kritischen Blick zu haben, sich für Dinge zu öffnen, die nicht direkt an der Oberfläche liegen, und sich auch nicht nur auf die finanziellen Aspekte einer Sache zu richten.

Gibt es etwas im Studium, dass Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist

Das ist vielleicht ein bisschen weniger positiv und hat mit den spezifischen Merkmalen des deutschen Bildungssystems zu tun. Fortbauend auf seinem humboldschen Ansatz kombiniert man sehr viele Themen und unterschiedlichen Seminare, zwischen denen der Bezug nicht direkt da ist. Es ist mehrmals vorgekommen, dass im Seminar Studierendestundenlang über einen spezifischen Paragrafen auf einer einzelnen Seite geredet haben. Sie hatten den Philosophen wohl unglaublich gut gelesen, aber da fand ich es schwierig irgendwas für mich selbst daraus mitzunehmen. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass der Lehrende da irgendwie eingegriffen hätte, um in die Diskussion mehr Leute einzubeziehen. Es gab nicht wirklich eine Rahmung der Diskussion.

Man sieht auch nicht die gleichen Studenten in anderen Fächern oder Seminaren wieder, deswegen war es für mich dann nicht so einfach Freundschaften und Kontakte zu finden.

Welchen Rat würden Sie Studierenden geben, die später ebenfalls ihren Beruf ausüben möchten?

Mein aktueller Beruf und Berufsalltag hat sich sehr organisch ergeben. Im Laufe meiner Karriere gab es aber auch öfters Momente, die schwierig waren und dass ich nicht wusste, wo es denn jetzt genau beruflich hingeht (und ob ich auf dem richtigen Weg bin), aber ich habe mir gesagt, solange ich mich irgendwie damit beschäftige, was ich denn möchte und welche Möglichkeiten es geben könnte, wird es ok sein. Ich musste für mich selbst auch nicht sofort den Hammerjob gelandet haben. Ich habe mir sozusagen Zeit gegeben. Das ist vielleicht auch etwas, dass die Philosophie und die Geisteswissenschaften im Allgemeinen einem bringen: Man sollte nicht inaktiv und passiv sein, aber man kann sich trotzdem die Zeit gönnen.