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2. Aufgabe: Fertilitätsrate und Bevölkerungsveränderung in Europa
Die Alterung von Gesellschaften und die niedrigen Fertilitätsraten zählen aktuell zu den wichtigsten Problemen in Europa. Im zweiten Semester widmen Sie sich im Modul 4 „Sozialstruktur und soziale Ungleichheit europäischer Gesellschaften im Vergleich“ genauer dieser Thematik. Die folgende Aufgabensammlung basiert auf den entsprechenden Inhalten der Vorlesung aus diesem Modul.
Bevor die Gründe und Lösungen der sozialen Probleme näher beleuchtet werden können ist es wichtig, sich die Begrifflichkeiten sowie relevante Daten, die mit diesem Thema verbunden sind, genauer anzuschauen.
Durch die Übungen bekommen Sie nun die Gelegenheit, diese Bereiche selbstständig zu erforschen.
Übung A
Um eine Bevölkerung statistisch zu beschreiben gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten. In Bezug auf die Fertilitätsrate sind neben anderen Indikatoren vor allem die folgenden bedeutsam: die zusammengefasste Geburtenziffer/Fruchtbarkeitsziffer (TFR), die Geburtenhäufigkeit, die Nettoproduktionsrate (NPR) und Ersatzquoten.
Obwohl sich alle auf dasselbe Phänomen beziehen, werden die Indikatoren etwas unterschiedlich berechnet, was auch Auswirkungen auf deren exakte Definierung hat.
Konsequenzen sind für ihre Anwendung zu verzeichnen: sie sind kontextabhängig und ein Index kann dann entsprechend nützlicher sein als ein anderer.
Aufgabe:
- Auf der rechten Seite sehen Sie Definitionen zu den vier oben erwähnten Indikatoren. Bitte lesen Sie diese sorgfältig und beurteilen Sie dann kritisch die unten aufgelisteten Aussagen bzw. Fälle.
- Für jede Aussage können Sie sich für "richtig" oder "falsch" entscheiden.
Die zusammengefasste Geburtenziffer (TFR) bezieht sich entsprechend der Berechnungsformel ausschließlich auf geborene Mädchen.
Die zusammengefasste Fruchtbarkeitsziffer bezieht sich auf die Gesamtanzahl an Kindern, die von einer Frau geboren wurden, egal ob Söhne und/oder Töchter.
Die Ersatzrate ist in Entwicklungsländern aufgrund der niedrigeren Chance, dass die Nachkommen es bis zum Erwachsenenleben schaffen, also überleben, höher.
Frühe Sterblichkeit hat einen negativen Einfluss auf die Ersatzrate, weil nicht alle Kinder lange genug leben um das reproduktionsfähige Alter zu erreichen, genauso wie einige Frauen sterben, bevor sie ihr gebärfähiges Alter erreicht haben. Daraus resultiert, dass die Ersatzrate normalerweise in Industrienationen bei 2,1 und in Entwicklungsländern dann etwas höher - zwischen 2,5 und 3,3 - liegt.
(Quelle: Espenshade, T. J, Guzman, J. C., and Westoff, C. F. (2003). "The surprising global variation in replacement fertility". Population Research and Policy Review 22 (5/6): 575.)
Wenn die gegenwärtige Fruchtbarkeitsleistung einer Gesellschaft exakt der Ersatzrate entspräche, wäre das Bevölkerungswachstum (Migration außer Acht gelassen) nahe 0.
Ein Bevölkerungswachstum von 0 entspricht einer Situation des demografischen Gleichgewichts, bei dem die Anzahl an Menschen einer speziellen Gesamtbevölkerung weder wächst noch sinkt. Wenn in einer gewissen Gesellschaft Frauen nur genauso viele Kinder gebären, um sich selbst und ihre Partner zu ersetzen, bleibt die Bevölkerungszahl konstant.
Die Geburtenziffer ist eine Maßzahl, die informativer ist als die zusammengefasste Fruchtbarkeitsziffer, weil Sie nur Frauen im gebärfähigen Alter (18-45 Jahre) mit einbezieht.
Die Bruttogeburtenziffer gibt die Anzahl an Geburten pro 1000 Personen einer Bevölkerung an - unabhängig von der Altersstruktur und reproduktiven Möglichkeiten. Die zusammengefasste Fruchtbarkeitsziffer auf der anderen Seite ist ein genauerer Indikator, da dieser beispielsweise nicht von der Gesamtanzahl älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung abhängig ist und nur Frauen mit einbezieht, die sich im gebärfähigen Alter befinden (= der Teil der Bevölkerung, der in der Lage ist, Kinder zu gebären).
Die Nettoreproduktionsrate ist ein besserer Indikator für die Anwendung in Ländern wie China oder Indien, in denen das Geschlechterverhältnis in der Bevölkerung verzerrt ist, da dort erheblich weniger Frauen geboren werden.
In Gesellschaften mit einem Geschlechterungleichgewicht zugunsten der Männer, werden entsprechend einige der Männer kinderlos bleiben, da nicht genug Frauen für sie als Partnerinnen zur Verfügung stehen. Unter solchen Bedingungen ist die Reproduktionsrate ein besserer Indikator für die Begutachtung von Reproduktionstrends in diesen Gesellschaften.
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Übung B
Auf der rechten Seite sehen Sie eine Grafik mit der zusammengefassten Fruchtbarkeitsziffer (engl. total fertility rate, TFR) in verschiedenen europäischen Regionen (Skandinavien, Kontinentaleuropa, Südeuropa, Niederlande und Luxemburg, Großbritannien und Irland, die neuen Mitgliedsländer der EU seit der Erweiterung 2004-2007) und den USA. Wenn Sie auf die Grafik klicken, öffnet sich eine vergrößerte Abbildung.
Insgesamt zeichnen sich über den Zeitraum hinweg für einige Regionen beträchtliche Unterschiede ab, während die Rate für andere Regionen eher stabil geblieben ist.
Aufgabe:
- Was ist die Hauptaussage der Grafik?
- Versuchen Sie, die Informationen aus der Grafik auf die untenstehenden Fragen anzuwenden.
- Für jede Frage gibt es nur eine korrekte Antwort.
Welche Regionen erfuhren zwischen 1989 und 2008 den stärksten Rückgang der Fertilitätsrate?
Neue Mitgliedsstaaten.
Die Fertilitätsrate sank in dieser Periode von rund 2,0 auf 1,3. Die Fertilitätsrate blieb in der Niederlande und Luxemburg eher stabil und stieg nur geringfügig. In Südeuropa und im Vereinigten Königreich sank die Fertilitätsrate sehr rasch vor 1989 und eher mäßig zwischen 1989 und 2000.
Welche der europäischen Regionen konnte für das Jahr 1994 die höchste zusammengefasste Fruchtbarkeitsziffer verzeichnen?
Skandinavische Länder.
Der Rückgang der zusammengefassten Fruchtbarkeitszifferwar 1994 sowohl für die Britischen Inseln als auch für zentraleuropäische Ländern zu verzeichnen. In diesem Jahr überstieg die Fertilitätsrate in Skandinavien leicht die von Großbritannien und Irland für einen kurzen Zeitraum.
Welche der Regionen konnte im Jahr 2008 eine nahe an dem Level der Ersatzrate liegende zusammengefasste Fruchtbarkeitsziffer verzeichnen?
Großbritannien/Irland.
Nach einem Rückgang der zusammengefassten Fruchtbarkeitsziffer in den 1980ern und 1990ern erfuhren die zwei Länder eine Schwankung der Ziffer um den Wert 1,8 und seit 2005 kann wiederum ein Anstieg beobachtet werden. Alle anderen Regionen verzeichneten für diese Periode Fertilitätsraten unter dem Bestandserhaltungsniveau.
Welche der Regionen konnte für das Jahr 1980 eine zusammengefasste Fruchtbarkeitsziffer unter dem Niveau der Ersatzrate verzeichnen?
Skandinavien.
1980 betrug die zusammengefasste Fruchtbarkeitsziffer in drei Regionen über 2,0: Südeuropa, die Britischen Inseln und die zukünftigen Mitgliedsstaaten. Die TFR für Skandinavien betrug 1980 rund 1,6.
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Übung C
Wie Sie in den vorangegangenen Beispielen gesehen haben, erreicht die zusammengefasste Fruchtbarkeitsrate in den meisten europäischen Staaten nicht die Ersatzrate. Dies bedeutet, dass die die europäische Gesellschaft schrumpft und dass Frauen weniger Kinder gebären als für eine stabile Population notwendig wären.
Aber woran liegt das? Bekommen Frauen weniger Kinder, weil sie keine Kinder mehr möchten oder möchten Sie gerne Kinder bekommen, aber werden daran durch äußere, externe Umstände und Beschränkungen gehindert?
Aufgabe:
- Die Tabelle auf der rechten Seite stellt die angegebene Wunschkinderzahl von Frauen im Alter von 18-39 Jahren pro Land mit der durchschnittlichen Anzahl an Kindern, die Frauen in diesen Ländern zur Welt bringen, gegenüber.
- Bitte schauen Sie sich die angegebenen Zahlen genau an und beantworten Sie mit deren Hilfe die untenstehenden Fragen.
Wenn alle Frauen in den EU-Staaten genauso viele Kinder hätten, wie sie sich wünschen, würde die Fertilitätsrate die Schwelle für den Generationenwandel erreichen.
Die angegebene Wunschkinderzahl beträgt in allen EU-Ländern durchschnittlich 2,11 und schwankt in einem Bereich von 1,91 bis 2,65. In den meisten Ländern wünschen sich Frauen zwei oder drei Kinder. Die einzige Ausnahme stellt Rumänien dar.
Das einzige Land, in welchem die durchschnittliche Anzahl an Kindern, die pro Frau geboren werden, die Wunschkinderzahl übersteigt, ist die Türkei.
Nur in der Türkei liegt die angegebene Wunschkinderzahl (2,24) unter der Anzahl an Kindern, die türkische Frauen im Durchschnitt tatsächlich haben (2,5).
Die post-kommunistischen Länder haben durchschnittlich höhere Fertilitätsraten und eine höhere Wunschkinderzahl im Vergleich mit den 'alten' Mitgliedsstaaten der EU.
Frauen in den neuen Mitgliedsstaaten der EU haben im Mittel weniger Kinder als Frauen in den 'alten' Mitgliedsstaaten, wobei die Wunschkinderzahl fast dieselbe ist. In keinem der post-kommunistischen Länder liegt die Idealkinderzahl über 2,18. Nur zwei 'ältere' Mitgliedsstaaten können sogar noch Werte unter diesem Level verzeichnen: Österreich (1,70) und Deutschland (1,75).
Diese Unterschiede sind sogar noch ausgeprägter, wenn man die tatsächlichen Fertilitätsraten betrachtet (Österreich und Deutschland stellen wieder eine Ausnahme dar).
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Übung D
Durch das vorangegangene Beispiel wurde deutlich, dass Frauen weniger Kinder bekommen, als sie sich eigentlich wünschen. Was könnte der Grund dafür sein?
Verschieben sie die Familiengründung und bekommen so nicht immer die für sie ideale Anzahl an Kindern vor dem Ende ihrer fruchtbaren Lebensphase? Oder leiden viele Paare an Unfruchtbarkeit, möglicherweise aufgrund von Industrialisierung und anderen Faktoren? Sind Frauen komplett auf ihre Karriere fokussiert und verschieben das Kinderbekommen, bis es zu spät für sie ist? Finden Sie keinen Partner, der ihren Kinderwunsch teilt? Gibt es nicht genug Kinderbetreuungseinrichtungen und nicht die richtigen Politiken zur Unterstützung junger Eltern?
Aufgabe:
- Schauen wir uns die Erwerbsbeteiligung von Frauen ein mal genauer an. Nachdem, was einige Leute sagen, reorientieren sich erwerbstätige Frauen und setzen andere Ziele, währenddessen sie weniger fokussiert sind auf die Rolle der 'Hausfrau und Mutter'. Diese Behauptung wäre richtig, wenn hohe Fertilitätsraten in solchen Ländern beobachtete werden könnten, in denen das traditionelle Familienmodell der Zuhause-bleibenden Frau und des erwerbstätigen Mannes vorherrschen würde.
- Um die Hypothese zu testen, können wir die Erwerbsbetätigung von Frauen in jedem EU-Land mit der zusammengefassten Fruchtbarkeitsziffer vergleichen und beurteilen, ob diese in Beziehung zueinander stehen.
- Schauen Sie sich dafür den Graph auf der rechten Seite an, der diese Beziehung verdeutlicht.
- Beantworten Sie anschließend die untenstehenden Fragen.
Unterstützen die Daten die Hypothese, dass eine höhere Erwerbsbetätigung von Frauen sie davon abhält, mehr Kinder zu bekommen?
Nein. Überraschenderweise werden nicht mehr Kinder in Ländern mit einem traditionellen Familienmodell geboren. Es kann sogar ein gegenteiliger Effekt beobachtet werden: In Ländern mit höherer Frauen-Erwerbstätigkeit entscheiden sich mehr Frauen dazu, zwei oder mehr Kinder zu bekommen.
Ein Determinationskoeffizient (r²) von 0,31 bedeutet, dass 31 % der Varianz in der Fertilitätsrate zwischen den Ländern durch die Varianz in der Frauenerwerbstätigkeit erklärt werden kann.
Der Determinationskoeffizient r² ist ein Maß zur Begutachtung der Güte/Stärke einer linearen Beziehung zwischen zwei Variablen. Ein Wert von 1 verdeutlicht eine perfekte lineare Beziehung; ein Wert von 0, dass keine lineare Beziehung zwischen den Variablen existiert. In der Realität existieren aber nur wenige Fälle, in denen eine Beziehung zwischen zwei Variablen aussagekräftig ist, da die soziale Welt sehr komplex ist und verschiedene Faktoren ein Phänomen unabhängig beeinflussen können.
Für die Ausreißer wie Frankreich und Irland können höhere Fertilitätsraten verzeichnet werden, als über die Erwerbstätigkeit geschätzt werden würde. Es muss andere Faktoren geben, die die Fertilitätsraten positiv beeinflussen.
Anscheinend git es in diesen Ländern Faktoren, die die Fertilitätsraten verbessern. Um welche Faktoren es sich dabei handelt, kann über den Graph nicht vermittelt werden. Für die Überprüfung des Einflusses mehrerer Faktoren bedarf es multivariater statistischer Methoden (z.B. Regression). Möglicherweise könnten Religion oder familienorientierte Politiken eine Rolle spielen.
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