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Politikwissenschaft - Sciences Sociales (B.A.)

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Die Studie von Marienthal

Zur Zeit der Weltwirtschaftskrise ab 1929 wurde im österreichischen Marienthal die einzige Fabrik (Weberei) geschlossen, wodurch praktisch die gesamte Bevölkerung entweder direkt durch die Tätigkeit in der Fabrik selbst oder indirekt durch die Tätigkeit bei einem Zulieferer (z.B. Handwerkerbetrieb) arbeitslos wurde.

Während einer sechsmonatigen Erhebung ab Winter 1931 wurden die Wirkungen von lang andauernder Arbeitslosigkeit durch die Studie "Die Arbeitslosen von Marienthal“ untersucht. Um die soziale Wirklichkeit zu erfassen, wurde eine Vielzahl von quantitativen und qualitativen Methoden zur Erhebung subjektiver Einstellungen und objektiver Tatbestände angewandt und in den kulturellen und historischen Kontext gesetzt. Im Ergebnis zeigte sich ein durch die Arbeitslosigkeit einhergehender Verfall des öffentlichen Lebens hin zu einer "müden Gesellschaft“.

Die vorliegende Kreuztabelle ist dieser Studie nachempfunden. Grundlage dieser Tabulation sind verdeckte Beobachtungen von vorbeigehenden Passanten auf der Straße. Sie sehen hier das Merkmal „Gehgeschwindigkeit“, welches nach dem Merkmal „Geschlecht“ differenziert tabuliert ist und ein möglicher Indikator für die Messung von Teilnahmslosigkeit (Apathie) sein soll.

Aufgabe

Bitte schätzen Sie ein, ob die folgenden Aussagen zutreffen oder nicht:

ja
nein
Gehen die männlichen Passanten langsamer als die weiblichen?

Die Gehgeschwindigkeiten sind in der Tabelle absteigend von 'schnell' nach 'langsam' sortiert. Vergleicht man die Untergruppe der 33 Männern mit der der 17 Frauen, dann wird erkennbar, dass sich die Frauen mit höherer Geschwindigkeit bewegen. Durchschnittlich beträgt diese bei den Männern 3,67 km/h und bei den Frauen 4,35 km/h.

Sind Männer von der mit der Arbeitslosigkeit einhergehenden Teilnahmslosigkeit eindeutig stärker betroffen als Frauen?
"Gehgeschwindigkeit" wird neben Teilnahmslosigkeit auch durch andere Dinge beeinflusst, wie z.B. Alter oder Gesundheitszustand. Wenn man aber davon ausgeht, dass die Gehgeschwindigkeit viel mit Apathie zu tun hat, dann wäre die Antwort hier JA. Es sollten sicherheitshalber weitere Messungen für das Merkmal Teilnahmslosigkeit ("Störfaktoren“) durchgeführt werden.
Lassen sich die Beobachtungen auch auf Passanten in anderen Städten übertragen?

Die Anzahl der beobachteten Personen (die Stichprobe) ist relativ klein und wurde wahrscheinlich unsystematisch durchgeführt (keine Zufallsstichprobe). Es könnte deswegen sein, dass die beobachteten Personen nicht stellvertretend für andere Passanten sind (nicht repräsentativ) und der in dieser Stichprobe beobachtete Unterschied in der Gehgeschwindigkeit noch im Rahmen zufällig auftretender Schwankungen liegt und nicht wirklich bedeutsam ist (nicht signifikant).

Die Daten wurden durch "verdeckte Beobachtung“ aufgezeichnet. Ist dies eine quantitative Methode?
Wenngleich die Auswertung deskriptiv statistisch erfolgt, ist die Datenerhebung qualitativ. In der Studie wurden beide Methoden miteinander kombiniert.

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