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Claudia Ott, Übersetzerin (Arabistik)
Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor: Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?
Ich bin zur Zeit überwiegend freischaffend als literarische Übersetzerin tätig und kann – bzw. muss – mir meine Zeit ganz frei einteilen. Ca. die Hälfte meiner Arbeitszeit verbringe ich auf Reisen mit Veranstaltungen - Konzerten, Lesungen, Vorträgen usw. - , die andere Hälfte arbeite ich in meiner heimischen Studierstube in einem niedersächsischen Bauernhaus. Außerdem spiele und unterrichte ich arabische Musik und bin nebenberuflich Chorleiterin.
Warum haben Sie sich seinerzeit für das Studium der Arabistik entschieden?
Ich war als Jugendliche mit 18 Jahren nach Jerusalem gezogen. Dort habe ich mich unter dem Eindruck der arabischen Kultur zum Studium eingeschrieben. Ich habe zunächst Hebräisch, dann verschiedene Sprachstufen des Arabischen gelernt, später noch Türkisch, Paschto und Persisch dazu, wie es so üblich war. In Tübingen habe ich mein Studium dann in Richtung klassische Arabische Literatur vertieft und mit dem Magister abgeschlossen, in Berlin folgte die Promotion. Den Übersetzerberuf hatte ich damals noch nicht im Blick. Als Studentin dachte ich eher an eine akademische Karriere.
Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierende, erfüllt?
Dass ich Literaturübersetzerin werden durfte, war eine ganz spontane, relativ späte und durch viele Glücksfälle begünstigte Entscheidung. 1997 schlug mich ein Kollege dem Verlag C.H. Beck als Übersetzerin der ältesten Fassung von Tausendundeine Nacht vor, und als ich den Zuschlag bekam, war die wichtigste Weiche in meinem Berufsleben gestellt. Das Buch erschien 2004 und ist jetzt schon in der 17. Auflage, wenn man Hörbücher und Taschenbücher einrechnet. Durch meine musikalische Ausbildung und meine Kontakte in die arabische Musikzsene konnte ich dann zahlreiche schöne Veranstaltungsformen kreieren, ohne die ich mich und meine Übersetzertätigkeit heute nicht finanzieren könnte. Viele Jahre später zwinkerte mir die mittelalterliche 101 Nacht-Handschrift bei einer Ausstellungseröffnung, zu der ich ebenfalls für das musikalische Rahmenprogramm engagiert war, aus einer Museumsvitrine zu. Mir kommt es so vor, als ob sich die Übersetzungen mich ausgesucht haben, nicht umgekehrt.
Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?
Das solide philologische Handwerkszeug, das ich im Studium erworben habe, ist für mich auch heute noch das A und O und ich benutze es in meiner Übersetzerwerkstatt täglich.
Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?
Ich halte meinen jetzigen Beruf für ziemlich riskant – volles Risiko der Selbständigkeit „ohne Netz und doppelten Boden“ – und kann niemandem guten Gewissens raten, so etwas anzuzielen. Für andere Berufsbilder gibt es aber durchaus Möglichkeiten, sich im Studium schon vorzubereiten, so wie ich das selbst auch getan habe, denn ich habe vieles durchprobiert. In der Orientalistik ist es ja gottlob immer noch so, dass nach dem Studium kein genau definierbarer Beruf wartet. Für mich war das so passend, mancher andere bekommt eher Panik davor. Darum rate ich den Studierenden, schon ganz früh Praxiserfahrungen zu sammeln, z.B. durch Praktika in deutschen Botschaften oder Goethe-Instituten im Ausland, bei NGOs oder Wirtschaftsverbänden, bei Radiosendern oder Museen, in Verlagen oder großen Bibliotheken. Alles das könnten potentielle Berufsfelder bzw. Arbeitgeber werden. Es reicht aber nicht, das zu wissen. Man muss jede Möglichkeit wirklich am eigenen Leib ausprobiert haben, um festzustellen, in welche Richtung man sich später orientieren möchte oder auch nicht.
Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Mich haben immer die lebendigen Kontakte mit der arabischen Kultur begeistert und geprägt: Freunde, Kollegen, Dichter und Musiker, Maler und Kalligraphen, Schriftsteller, Übersetzer, Buchbinder und andere Bücherfreaks, denen ich begegnet bin und mit denen ich zum Teil bis heute zusammenarbeite. Eine besonders bedeutsame Erinnerung? Ich habe einmal einem palästinensischen Liedermacher, in dessen Ensemble ich mitspielte, versprochen, seine Texte „irgendwann einmal“ ins Deutsche zu übersetzen. Das war 1987 als junge Studentin in Jerusalem, und die Texte waren palästinensische Lyrik vom Feinsten. Im Jahre 1995 war ich endlich so weit, dass ich die Texte wirklich verstand und dem Liedermacher seinen Wunsch erfüllen konnte, 2008 sind mehrere dieser Übersetzungen dann in meinem Gedichtband Gold auf Lapislazuli erschienen. Dieses Versprechen ist mir besonders in Erinnerung geblieben, denn es hat mich auch durch Durststrecken hindurch immer wieder motiviert, und ohne es hätte ich mein Studium vielleicht nicht zu Ende gebracht.
Welchen Rat würden Sie Studienanfänger*innen geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?
Es klingt vielleicht überraschend, aber wer Literaturübersetzer*in werden will, muss vor allen Dingen die deutsche Sprache pflegen, also viel gute deutschsprachige Literatur lesen und möglichst auch selbst etwas schreiben. Was das Arabische angeht, sofern man nicht Muttersprachler*in ist, lautet mein Rat: Reden, reden, reden.