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Syntax – Das kleine Wörtchen ‚es‘ (Linguistik)
Im Deutschen gibt es das unscheinbare Wort ‚es‘. Es taucht in vielen Sätzen auf, z.B. hier:
a) Es weint.
b) Es schneit.
c) Es sitzen viele Leute im Café.
In allen drei Beispielen ist das ‚es‘ oberflächlich betrachtet immer dasselbe. Es klingt gleich und es steht am Satzanfang. Eine genauere Betrachtung zeigt aber, dass die drei ‚es‘ ganz verschieden sind. Das ‚es‘ in a) ist ein richtiges Pronomen, d.h. es steht für ein anderes Nomen. Das sieht man daran, dass man es durch Nomen ersetzen kann:
Das Kind weint. / Das Mädchen weint. / Das Kamel weint. / usw.
Interessanterweise kann man die beiden ‚es‘ in b) und c) nicht durch andere Nomen ersetzen (wenn ein Satz nicht möglich ist, dann markiert man ihn mit einem Sternchen):
b`) * Die Wolke schneit. / * Das Wetter schneit.
c`) * Das Kind sitzen viele Leute im Café. / * Das Wetter sitzen viele Leute im Café.
Das heißt also dass das ‚es‘ in a) anders ist als die in b) und c). Da sich die ‚es‘ in b) und c) gleich verhalten, könnte man meinen, dass sie identisch wären. Aber dem ist nicht so. Das sieht man daran, wenn man die Sätze in a)–c) in Fragen umwandelt:
a``) Weint es?
b``) Schneit es?
c``) * Sitzen es viele Leute im Café?
Wie man sieht, tauschen das Verb und ‚es‘ seine Position in Fragen. Das geht aber nicht in c). Um aus c) eine echte Frage zu machen, muss das ‚es‘ verschwinden:
c```) Sitzen viele Leute im Café?
Wir sehen also, dass die drei ‚es‘ verschieden sind. Das ‚es‘ in a) ist mit Nomen austauschbar und bleibt in Fragen erhalten; ein ‚es‘, das solche Eigenschaften hat, nennt man ‚Pronomen-es‘. Das ‚es‘ in b) kann man zwar nicht durch ein Nomen austauschen, aber es bleibt – ähnlich wie das ‚es‘ in a) – in Fragen erhalten; solch ein ‚es‘ nennt man ‚Expletiv-es‘. Das ‚es‘ in c) kann weder durch ein Nomen ersetzt werden, noch bleibt es in Fragen erhalten; solch ein ‚es‘ heißt ‚Vorfeld-es‘.
Entscheiden Sie anhand der zwei Tests, um welche Form des ‚es‘ es sich in den folgenden Beispielen handelt.
Es ziehen Wolken herauf.
Hier handelt es sich um das Vorfeld-es, da es weder durch ein Nomen ersetzt werden kann (i), noch in Fragen erhalten bleibt (ii):
(i) * Das Kind ziehen Wolken herauf.
(ii) * Ziehen es Wolken herauf?
Pronomen-es
Expletiv-es
Vorfeld-es
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