Stimmen aus der Berufspraxis

Henriette Litta, SVM 

In welcher Branche sind Sie tätig?

Ich arbeite beim Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration, einer Institution, die auf Basis eigener wissenschaftlicher Erkenntnisse Beratung und Handlungsempfehlungen für Akteure aus Politik und Gesellschaft im Bereich der Migration und Integration anbietet. Als Think Tank arbeiten wir mit dem Instrumentarium der wissenschaftlichen Arbeit, haben aber das Ziel, Wirkung in der Gesellschaft zu entfalten. Deshalb legen wir sehr viel Wert auf praxisbezogene Projekte, Kurzstudien und umsetzbare Empfehlungen für aktuelle Herausforderungen. Die kommunikative Arbeit ist für uns zentral. Die Arbeit ist interdisziplinär angelegt, da die Themenbereiche Integration und Migration Querschnittsthemen sind. Der fachliche Hintergrund meiner Kollegen ist deshalb sehr breit gefächert: Wir haben Kolleg*innen aus Politikwissenschaft, Soziologie, Rechtswissenschaft, Geschichtswissenschaft, Publizistik, Psychologie und andere Fachgebieten.

Welche Perspektiven sehen Sie für Absolventinnen und Absolventen des BA Sprache & Gesellschaft in Ihrem Berufsfeld? Für welche konkreten Tätigkeiten wären sie qualifiziert?

Die Arbeit in einem interdisziplinären Umfeld ist sicherlich für die Absolventinnen und Absolventen ein interessantes Feld. Im Bereich der Integration und Migration sind zwar Kenntnisse dieser Themen wichtig, die auch im Studium erworben werden können, genauso wichtig ist aber auch die Einordnung in die gesellschaftspolitischen Debatten unserer Zeit. Der Blick auf das „große Ganze“ und über den eigenen fachlichen Tellerrand ist sehr wichtig. Diese Fähigkeit wird im Studiengang Sprache & Gesellschaft geschult und ist für das Berufsfeld relevant. Für die Arbeit an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft ist der Dreiklang aus fachlichen Kenntnissen, gesellschaftspolitischer Einordnung sowie das solide Beherrschen wissenschaftlicher Analysemethoden äußerst hilfreich. Damit qualifizieren sich die Absolventinnen und Absolventen für vielfältige Berufsprofile, z.B. Think Tanks, Referententätigkeiten im öffentlichen Sektor, Projektmanagementstellen in Stiftungen und NGOs sowie Positionen in Wirtschaft oder Unternehmensberatung.

Welche Inhalte des BA Sprache & Gesellschaft sind für Ihre Branche besonders relevant?

Im Zusammenhang mit Migration und Integration spielen vor allem Fragestellungen eine Rolle, die auf die Beteiligung, Gleichberechtigung und Einbeziehung Anderssprachiger abzielen. Im Ergänzungsbereich des Studiengangs können solche Inhalte beispielsweise in den Modulen "Sprache & Macht" oder "Sprache & Individuum" behandelt werden. Mit dem Fachwissen aus diesen Studienbereichen gelingt es künftigen Absolventinnen und Absolventen, sich mit den besonderen Bedürfnissen mehrsprachiger Menschen und mit sprachlicher wie kultureller Vielfalt sensibel und angemessen auseinanderzusetzen. Der Umgang mit sprachlicher und kultureller Heterogenität wird für Deutschland in den kommenden Jahren immer wichtiger werden, da gerade jüngere Generationen immer stärker durch einen mehrsprachigen Hintergrund geprägt sind. Damit müssen sich gesellschaftliche Institutionen auch stärker damit befassen, was den Bedarf an „Experten“ in diesem Bereich tendenziell erhöhen dürfte.

Welche Fächerkombination mit dem BA Sprache & Gesellschaft ist für Ihr Berufsfeld besonders empfehlenswert?

Prinzipiell sind vertiefte Kenntnisse über Kultur- und Sprachräume hilfreich, aus denen in den letzten Jahren und Jahrzehnten viele Menschen nach Deutschland kamen. Solche Kenntnisse bieten beispielsweise die Turkologie oder die Arabistik, aber auch andere philologische und kulturwissenschaftliche Fächer. Wichtige theoretische Grundlagen vermittelt die Sozial- und Kulturanthropologie. Für eine Arbeit im Stiftungswesen kann es zudem nützlich sein, Grundkenntnisse in der Betriebswirtschaftslehre zu haben oder sich rechtwissenschaftliche Grundlagen über Antidiskriminierung, Aufenthalts-/Asylrecht anzueignen.

Annette Schmidt, Goethe-Institut ("Deutsch Individuell").

In welcher Branche sind Sie tätig?

Ich bin beim Goethe-Institut für Fremdsprachenunterricht (Deutsch als Fremdsprache) verantwortlich, genauer gesagt für die Organisation von Sprachkursen für Ausländer.

Welche Perspektiven sehen Sie für Absolventinnen und Absolventen des Bachelorstudiengangs "Sprache & Gesellschaft“?

Ich sehe sehr gute Perspektiven für den Bachelorstudiengang Sprache & Gesellschaft. Ich habe selbst Französische und Spanische Philologie (Lehramt) und Deutsch als Fremdsprache studiert, und im Bereich Linguistik waren für mich die Seminare zu soziolinguistischen Themen besonders interessant.

Kommunikation, Manipulation, Ausübung von Macht, Zugang zu Bildung etc. sind wichtige Themen in Zeiten von einem veränderten Umgang mit Medien, Online-Nachrichten, Social Media, Fake News, dem hohen Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund bzw. mehrsprachiger Familien- bzw. persönlicher Situation und den vielfältigen Möglichkeiten, über Sprache Einfluss zu nehmen auf gesellschaftliche Prozesse. Wie sich auf der anderen Seite zwischenmenschliche Kontakte unter den geänderten gesellschaftlichen Voraussetzungen auf Sprache auswirken und die vielfältigen Möglichkeiten, über Sprache Einfluss zu nehmen auf unterschiedlichste gesellschaftliche Prozesse in Form von umfassender oder gesteuerter Information bis hin zu Ausgrenzung und Ausschluss von Bildung ist ein hochinteressanter und viel zu wenig untersuchter Bereich, für den das Bewusstsein geschärft werden sollte.

Welche Inhalte des BA "Sprache & Gesellschaft" sind für Ihre Branche besonders relevant?

Die Module "Deutsch als Zweitsprache/Fremdsprache" und "Sprache & Macht", insbesondere die Auswirkung auf den Zugang zu Bildung und Information, sind für meine Branche besonders wichtig.

Welche Fächerkombination mit dem BA "Sprache & Gesellschaft" ist für Ihr Berufsfeld besonders empfehlenswert?

Für mein Berufsfeld ist die Kombination mit anderen Philologien oder mit Kulturwissenschaft besonders empfehlenswert, und zwar unter dem Aspekt der Interkulturellen Kommunikation und der Methoden des Fremd- bzw. Zweitsprachenerwerbs bzw. der Sprachvermittlung.

Generell halte ich eine Kombination mit den Fächern Philosophie, Publizistik, Journalismus, Film- und Theaterwissenschaft oder Wirtschaftskommunikation ebenfalls für empfehlenswert.

In welcher Branche sind Sie tätig?

Ich arbeite in der Pflegebranche, genauer gesagt im Kontext der interkulturellen Pflegeberatung in Pflegestützpunkten und in der Häuslichkeit (Angehörigenberatung nach §37,3) und kümmere mich um die Begleitung von Beratungen im Rahmen des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen.

Welche Perspektiven sehen Sie für Absolventinnen und Absolventen des Bachelorstudiengangs "Sprache & Gesellschaft“?

Neben der sprachlichen Qualifikation sind zur Erfüllung der Aufgaben in meinem Tätigkeitsfeld vor allem Kenntnisse im Pflege- und Gesundheitssystem, Beratungstechniken und interkulturelle bzw. transkulturelle Kompetenzen erforderlich.

Welche Inhalte des BA "Sprache & Gesellschaft" sind für Ihre Branche besonders relevant?

Kenntnisse über die Funktionsweisen und Wirkungen von Sprache und Kommunikation sind insbesondere in der Beratungstätigkeit relevant; vordergründig mit Vermittlung vom fachspezifischen Wissen zur Pflege, z.B. durch Weiterbildungen.