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Melissa Günnewig, Policy Advisor
Bitte stellen Sie Ihren Beruf kurz vor. Wie sieht Ihr Berufsalltag aus?
Ich bin seit September 2012 als Policy Advisor in der EU-Konzernrepräsentanz von Volkswagen in Brüssel tätig. Dort bin ich für die Bereiche Handelspolitik, Corporate Social Responsibility und Finanzmarktregulierung zuständig. Gemeinsam mit den Kollegen in der Konzernrepräsentanz begleiten wir europäische Gesetzgebungsprozesse und vertreten die Interessen des Volkswagenkonzerns. Wir sind die erste Kontaktstelle bei Anfragen aus der europäischen Politik an Volkswagen. Die EU-Konzernrepräsentanz vermittelt Sachinformationen, organisiert Workshops und Hintergrundgespräche zu den für uns relevanten europapolitischen Themen. Dazu koordinieren wir die Lobbyaktivitäten der MitarbeiterInnen des Volkswagenkonzerns und seiner Marken in Brüssel.
Warum haben Sie sich seinerzeit für ein Studium der Politikwissenschaft entschieden?
Aus Interesse an der Politik und den Prozessen politischer Entscheidungsfindung. Das Studium der Politikwissenschaft ermöglicht es, wie wenig andere Fachrichtungen, Einbli-cke in viele verschiedene Bereiche - von Regionalstudien, über Internationale Beziehungen bis hin zu politischer Ökonomie zu erhalten. Das OSI mit seinem breit aufgestellten Lehrplan und Kursangebot ist was Themenvielfalt und Wahlfreiheit angeht sicherlich einzigartig in Deutschland. Die Möglichkeit im Bachelor erstmal überall „reinfühlen“ zu können, erleichtert die spätere Ent-scheidung für die Schwerpunktsetzung im Master, da man eigene Interessen entwickeln und vertiefen kann, gleichzeitig aber eine umfassende Ausbildung im Grundstudium erhält, welche einen für jede Art von Aufbaustudium mit politikwissenschaftlichem Hintergrund fit macht.
Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?
Häufig unterscheidet sich der Berufsalltag deutlich von dem, was man in Vorlesungen hört oder worüber man im Seminar diskutiert und streitet. Mich hat das PoWi- Studium vor allem insofern auf das Berufsleben vorbereitet, als dass ich gelernt habe was es heißt methodisch sauber und wissenschaftlich präzise zu arbeiten. Zwar unterscheidet sich der Schreibstil für eine Bachelorarbeit deutlich von einem internen Vermerk, die Fähigkeit analytisch zu denken, sinnvoll zu strukturieren und die wichtigsten Hauptaspekte klar formulieren zu können, sind aber auch für das Berufsleben wichtige Voraussetzungen. Zudem hat mich das Studium der Politikwissenschaft darin bestärkt, Meinungen und Handlun-gen kritisch zu hinterfragen, selbstständig nachzudenken und zu recherchieren, sowie für die eigenen Meinung einzustehen und diese auch argumentativ nach außen hin vertreten zu kön-nen. Last but not least: Zeitmanagement - Studium, Prüfungen, Hausarbeiten, Freizeit, Hob-bies, Freunde, Familie und die Beziehung in einer Stadt wie Berlin, in der jeden Tag etwas los ist, unter einen Hut zu bekommen, bereit einen bestens auf den spannenden und abwechs-lungsreichen Arbeitsalltag in Brüssel vor.
Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?
Wie überall ist es auch in der EU-Bubble in Brüssel so, dass vieles über Beziehungen und Kon-takte läuft. Selbst wenn man interessiert und gut ausgebildet ist, ist es oft schwierig oben auf dem Bewerbungsstapel zu landen, bzw. das Interesse von ArbeitgeberInnen zu wecken, weil „immer irgendwer wen kennt, der gerade auf der Suche ist und genau auf dieses Profil passen würde“ und dann schnell den Lebenslauf weiterleitet. Das führt dazu, dass die meisten Jobs intern vergeben werden und selten öffentlich ausgeschrieben sind. Daher ist es hilfreich, während des Studiums Praktika zu machen um erste Eindrücke in mögli-che zukünftige Berufsfelder zu erlangen, Praxiserfahrung zu sammeln, herauszufinden was einem liegt und was nicht, und vor allem Kontakte zu sammeln und ein Netzwerk aufzubauen. Meine ArbeitgeberInnen und KollegInnen, mit denen ich während meiner Praktika zusammen-gearbeitet habe und die so meine Stärken und Interessenschwerpunkte kennengelernt haben, haben, konnten mir im Nachhinein oft weiterhelfen und wertvolle Tipps geben, wenn es um Bewerbungen oder Kontaktvermittlung ging.
Haben Sie nach Ihrem BA-Abschluss noch ein Master-Studium absolviert oder planen Sie dieses?
Neben meinem Beruf absolviere ich meinen Master an der KU Leuven in European Studies. Ich werde voraussichtlich im Sommer 2014 fertig und finde bist jetzt die Kombination aus Praxis und Theorie sehr spannend und abwechslungsreich.
Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Ich habe durch mein Studium meine besten Freundinnen in Berlin gefunden. Wir haben alle als Erstis mit Politikwissenschaft angefangen und niemand wusste so richtig, wie was sie erwartet. Nun 5 Jahre später hat sich Jede in eine unterschiedliche Richtung entwickelt, sei es Internati-onale Beziehungen, Migrationspolitik, politische Theorie oder eben European Studies. Auch wenn jetzt nur noch 3 von uns am OSI den Master studieren, denken wir oft an unsere ge-meinsame OSI- Zeit zurück.
Welchen Rat würden Sie StudienanfängerInnen geben, die später ebenfalls im Bereich Public Affairs arbeiten möchten?
Versuchen zwei - drei Praktika in verschiedenen Bereichen zu absolvieren. Häufig hat man ganz andere Vorstellung davon, wie Konzerne, Consultings, Institutionen arbeiten, als wie sie es dann letztendlich tun.