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Fabian Blechschmidt, Magento-Entwickler
Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor: Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?
Ich bin freiberuflicher Magento-Entwickler. Magento ist ein Open-Source Ecommerce System mit einer großartigen Community. Mein Job ist abwechslungsreich. Von Kundenaquise, zum Glück sehr einfach für mich, zu Beratung und Planung bis zur Implementierung von einzelnen Features.
Im Prinzip kann ich mir aussuchen, wie, wann und wo ich arbeite. Ich habe ein kleines Büro – aber alleine zu arbeiten ist langweilig, daher ändert sich das bald. Ich bin regelmäßig unterwegs und arbeite bei Kunden in Berlin, Würzburg, München und Zürich. In meinem Büro arbeite ich 4-12h täglich, bei Kunden sind es eher 8-10h und ich passe mich der Firmenkultur an.
Warum haben Sie sich seinerzeit für ein Studium der Informatik entschieden?
Ich habe mich schon früh mit Computern beschäftigt. Zuerst natürlich mit Spielen, aber dann habe ich selbst PCs zusammengebaut und lernte irgendwann programmieren. Wie viele andere dachte ich, dass man im Informatikstudium programmieren lernt. Im Studium habe ich relativ schnell gelernen, dass das nicht der Realität entspricht. Nichtsdestotrotz ist es ein interessantes Studium und ich bin froh, meinen Bachelor gemacht zu haben.
Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierender erfüllt?
Zufall. Ich habe während des Studiums in einer Agentur gearbeitet und ein Magento auf den Tisch bekommen. Die Magento-Community ist super, und so habe ich meine Arbeit von PHP + HTML komplett auf Magento geändert.
Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?
Im Studium lernt man viele interessante Dinge: wie Betriebssysteme funktionieren, Computersicherheit, Programmieren (auch asynchron und über Netzwerke), wie Mobilgeräte und Netzwerke funktionieren. Ich erinnere mich gerne daran, dass ich im Studium endlich begriffen habe, wie SQL Joins funktionieren. Aber auch wie das Internet funktioniert, was Protokolle sind und wie sie aufgebaut sind, und was Computersicherheit eigentlich bedeutet. Es geht nicht nur ums Programmieren, sondern auch viel um Menschen. Daneben gab es einige Kurse zur Vortrags- und Präsentationstechnik oder wie man Programme und Projekte aufbaut. Das hat mir später geholfen.
Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?
Es gibt so viel, was man während des Studiums „einfach“ einsammeln kann. Microsoft-Zertifikate sind sicher gut, und soweit ich weiß, kann man auch Cisco-Zertifikate bekommen. Ansonsten empfehle ich alles, was „aus dem Keller“ rauslockt. Projektmanagement, Vortragstechnik, etc. Mit Computern und Programmieren beschäftigen „wir Nerds“ uns sowieso genug.
Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Das Hardwarepraktikum. Wir hatten ein kleines Board mit GPRS (Handy) und ein GPS Chips, das wir programmiert haben. Es war anstrengend und es hat lange gedauert, bis alles so funktioniert hat, wie wir es wollten, aber es hat meinen Horizont erweitert. Heute einen Kurs zum Thema Big Data (und Datenschutz/Privatsphäre) zu machen und zu sehen, welche Vorhersagen sich aus wenigen Informationen errechnen lassen, dürfte eine ähnliche Wirkung haben. Empfehlungssysteme sind ähnlich horizonterweiternd.
Welchen Rat würden Sie StudienanfängerInnen geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?
Lernt reden, zuhören und verstehen. ITler und Nicht-ITler leben in unterschiedlichen Welten. Wir sehen technische Probleme und technische Lösungen. Aber darum geht es den meisten Menschen nicht. Es geht vielmehr darum, soziale, finanzielle oder wirtschaftliche Probleme zu lösen. Wie die Lösung aussieht und ob sie sauber ist, ist für Nicht-ITler irrelevant. Die Informatik ist eine Ingenieurswissenschaft: Wir lösen die Probleme anderer Leute. Dafür ist es wichtig zu verstehen, was das Problem genau ist. Viele Menschen glauben, ihr Problem genau zu kennen, aber im Prozess zeigt sich, dass das nicht stimmt. Hört zu, versteht und denkt mit.