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Stö Hellwag, Selbstständige Freilandökologin
Bitte stellen Sie Ihren Beruf kurz vor.
Mein Berufsfeld liegt in der Freilandökologie. Ich werde als Selbstständige mit der Datenerfassung von Wildtieren im Zuge landschaftsverändernder Maßnahmen wie dem Bau von Autobahnen oder Windenergieanlagen beauftragt. Dazu gehören die Begehung, Begutachtung, Kartierung der jeweiligen Gebiete, ebenso der Fang bestimmter Tierarten, dieTelemetrie (Verhaltenserfassung mit Hilfe von Besenderung) und die Erfassung durch Detektoren (Akustische Aufnahmen). Die Auswertung der gesammelten Daten mit Hilfe von GIS-Programmen und die Gutachtenerstellung gehören natürlich auch zum Beruf.
Warum haben Sie sich für das Biologiestudium entschieden?
Nach dem Abitur hab ich zunächst Tierarzthelferin gelernt, mit dem Ziel, später Veterinärmedizin zu studieren. Die Studienplatzbeschränkungen und zuviel Menschenpsychologie in der Tierarztpraxis ließen mich auf Biologie umschwenken.
Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierende erfüllt?
Während des Studium erschien mir alles spannend, was sich außerhalb von Laboren abspielte,doch meine jetzige Tätigkeit hat sich erst nach dem Verlassen der Uni herauskristallisiert.
Ich kann mich nicht erinnern, was ich während des Studiums von einem möglichen späteren Beruf erwartet habe, doch es ging (neben den Inhalten) sicherlich um finanzielle Sicherheit und/oder Festanstellung. Daß viele Biologen heute als Selbstständige arbeiten, habe in der Tat erst nach dem Studium erfahren und schätzen gelernt.
Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie in Ihrem Studium für den aktuellen Beruf gelernt haben?
Gut vorbereitet hat mich der Studiengang durch die häufig eigenständige Projektarbeit in den Praktika: Planung, Methodendiskussion, Durchführung, Auswertung und kritische Diskussion zu einer wissenschaftlichen Frage waren oft gefordert. Das bloße Abarbeiten von Aufgaben oder „Kochen nach Rezept“ war glücklicherweise eher selten (und wäre für die Selbstständigkeit auch verheerend gewesen).
Auch erst durchs Studium gelernt: Vertrauen in die eigenen Beobachtungen und kritisches Hinterfragen von vermeintlich gesichertem Wissen.
Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben?
Überall reinschnuppern, alles ausprobieren und möglichst viel Praktisches mitnehmen halte ich für wichtiger als zertifizierte Zusatzqualifikationen! Wenn etwas davon irgendwo im Ausland stattfinden kann, umso besser. Und zwar weniger, weil sich „Ausland“ gut im Lebenslauf macht, als vielmehr weil Freilandbiologie ja überall auf der Welt stattfindet und die ganze Vielfalt nur in der Studiumstheorie und nur zuhause gar nicht erfassbar ist.
Was war das beste Erlebnis in Ihrem Studium?
Ich habe als Tutor mit Unterrichtsaufgaben mehrere Jahre viele Praktika mitbetreut, man kann fast sagen, ich hab das Studium zweimal durchlaufen, einmal lernend und einmal lehrend. Extrem intensiv und extrem bereichernd!
Was sind die drei wichtigsten Dinge, die man für Ihren jetzigen Beruf mitbringen sollte?
Angstfreiheit nachts und in der freien Natur, gepaart mit sehr guter Orientierungsfähigkeit (gerade nachts).
Willen zur Saisonalität: im Gegensatz zur geregelten Wochenarbeitszeit bedeutet saisonales Arbeiten im Sommer extrem viel, im Winter eher keine Arbeit (und somit auch kein Einkommen) zu haben.
Selbstorganisation und -verantwortung.