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Beispielaufgabe Schwerpunkt Ostasien
Recht sehen Sie das Kunstwerk „Herbstberge im Stil des Huang Gongwang" (1269–1354) von Wang Jian (1598–1677), das auch im Museum für Asiatische Kunst in Berlin zu finden ist:
Beschreibung:
Ein ruhiger Flusslauf führt uns in Wang Jians „Herbstberge“ hinein. An seinem baumbestandenen linken Ufer lädt ein Weg zum Spazierengehen ein. Ein Stück flussaufwärts am rechten Ufer steht ein Gelehrter auf einer flachen und breiten Landzunge. Er hat uns den Rücken zugekehrt und blickt den Fluss hinauf, dessen Quelle wir als Wasserfall im Hintergrund sehen können – für ihn bleibt sie jedoch hinter einer Biegung verborgen. In respektvollem Abstand hinter ihm wartet sein Diener, eine Zither tragend.
Von diesem Punkt an gewinnt die Komposition an Dramatik. Der Gelehrte steht am Zusammenfluss von drei Wasserläufen: dem Fluss, einer Quelle, die sich über wenige Stufen in diesen ergießt, und einem breiten und reißenden Bach, der von einem hohen Berg herabströmt. Ein Weg führt entlang des Baches bergauf. Er teilt sich an einem Steg. Jenseits des Stegs führt er zu einer Gruppe einfacher Hütten, diesseits führt er entlang des Bildrandes steil nach oben, wo wir unterhalb des Gipfels ein Dorf sehen.
Der Berg ist entlang eines Kammes niedriger, gerundeter Kuppen aufgebaut, die sich in einer S-Krümmung nach oben ziehen. Ein niedrigerer Berg auf der anderen Seite des Baches scheint sich ihm zuzuneigen.
Besonderheiten der ostasiatischen Kunst:
Wang Jian verwendete hier drei klassische Kompositionsprinzipien: Zum einen das Prinzip von „Herr und Gast“ (chin. zhuke), das Guo Xi (c. 1001–c. 1090) bereits im elften Jahrhundert in seiner „Hohen Botschaft von Wäldern und Quellen“ (chin. Linquan gaozhi ) beschrieben hat. Das zweite, zu sehen in dem Zusammenspiel von Tälern und Berggipfeln, ist das „Öffnen und Schließen“ (chin. kaihe), mit dem der räumliche Zusammenhalt organisiert wird. Das letzte Prinzip ist das der sog. „Drachenadern“ (chin. longmo oder longmai). Dieser Begriff stammt aus der chinesischen Geomantie (chin. fengshui) und bezeichnet die Linien, durch die das Qi der Berge fließt. Kennzeichen für die Drachenadern sind Bergkämme wie der in diesem Bild beschriebene.
Ein weiteres malerisches Mittel, mit dem Wang Jian die Berge verbindet und modelliert, sind die gleichmäßigen langen, in heller, trockener Tusche ausführten Hanffaser-Texturstriche (chin. pimacun), die er durch einige dunklere, Vegetation andeutende Tupfen (chin. dian) ergänzt.
Die Berge in Wang Jians Bild haben mit dem Aussehen natürlicher Berge nicht sehr viel gemein; eher sind es abstrahierende Umsetzungen einer konzeptionellen Vorstellung von Bergen. Das gleiche gilt für die Bäume, die nicht als bestimmte Baumarten zu identifizieren sind, sondern verschiedene tradierte Formen von Blattwerk aufweisen. Die Häuser sind alle nach einem Schema gemalt und nur aus wenigen Strichen aufgebaut. Um ihre Räumlichkeit oder Stabilität machte sich der Künstler offensichtlich nicht allzu viele Gedanken.
Es war nicht das Anliegen von Wang Jian, eine herbstliche Berglandschaft möglichst wirklichkeitsnah darzustellen. Die Inschrift des Wang Jian teilt uns mit: „Im 10. Monat des bingwu-Jahres (1666) im Stil von Zijius (Huang Gongwangs) ‚Herbstbergen‘ [gemalt].“ Thema des Bildes ist vielmehr, die Auseinandersetzung mit einem anderen Bild: „Herbstberge“ von Huang Gongwang .
Die Praxis des Malens im Stil eines bestimmten Künstlers bzw. des Nachahmens (chin. fang) spielt eine zentrale Rolle in der orthodoxen Gelehrtenmalerei, zu deren wichtigsten Vertretern Wang Jian zählt. Diese Form der Auseinandersetzung mit einem bestimmten Malstil kann sich sehr eng am Vorbild orientieren oder auch sehr frei sein. Das Ziel ist dabei, durch Nachahmung des Pinselduktus geistig mit dem Vorbild zu kommunizieren. Dass dies, quasi über die Jahrhunderte hinweg, möglich ist, liegt an der Vorstellung, dass sich im Pinselstrich das Wesen des Schreibenden bzw. Malenden ausdrückt. Dieses Konzept wurde zuerst in der Kalligraphie-Theorie entwickelt und später für die Gelehrtenmalerei, die von der Einheit von Schreib- und Malkunst ausgeht, übernommen. Zugleich stellt sich der nachahmende Künstler gleichsam in die Traditionslinie des Meisters.
Diese Konzeption wurde durch Dong Qichang (1555–1636) festgeschrieben; mit seiner Theorie der Südlichen und Nördlichen Schulen beschrieb er künstlerische Traditionslinien analog zur Überlieferung der buddhistischen Lehre durch die Patriarchen der Chan-Schule (jap. Zen).
Die orthodoxe Tradition, die Dong Qichang damit geschaffen hatte, wurde nicht von ihm selbst zu einem einheitlichen Stil geformt, sondern von seinen Schülern der nächsten Generation, den mit einander befreundeten Gelehrten Wang Shimin (1592–1680) und Wang Jian.
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Der chinesische Landschaftsmaler Wang Jian war während der Qing-Dynastie tätig.
Der chinesische Landschaftsmaler Wang Jian, der von 1598–1677 lebte, war sowohl während der Ming- (1368–1644) als auch Qing-Dynastie (1644–1911) tätig. Das in dieser Aufgabe besprochene Werk von 1666 kann als eines seiner Spätwerke eingeordnet werden.
Die Theorie von den Südlichen und Nördlichen Schulen geht auf den Landschaftsmaler Wang Jian zurück.
Diese Konzeption geht auf den Maler, Kalligraphen und Kunsttheoretiker Dong Qichang (1555–1636) zurück. In seiner Theorie gründet sich die orthodoxe Maltradition der chinesischen Literatengelehrten (chin. wenrenhua oder shirenhua), die zunächst von seinen Schülern Wang Shimin (1592–1680) und Wang Jian stilistisch festgeschrieben wurde. Deren Schüler Wang Hui (1632–1717) und Wang Shimins Enkel Wang Yuanqi (1642–1715) verhalfen diesem Malstil am Kaiserhof infolge zum Durchbruch. Er dominierte die chinesische Landschaftsmalerei für die nächsten 300 Jahre. Gemeinsam sind diese Maler als die „Vier Wang“ bekannt.
Wang Jian verwendete hier das klassische Kompositionsprinzipien von „Herr und Gast“ (chin. zhuke).
Dieses Prinzip wurde bereits im elften Jahrhundert von dem Landschaftsmaler Guo Xi (c. 1001–c. 1090) in dem Text „Hohe Botschaft von Wäldern und Quellen“ beschrieben: „Ein großer Berg herrscht ehrfurchtgebietend über die Vielzahl der anderen Berge; Hügelketten und ihre Kuppen, Wälder und Schluchten sind gemäß ihrer Hierarchie um ihn herum angeordnet, als [untergeordnete] Herrscher in verschiedenen Entfernungen und Größen. Seine Erscheinung gleicht der eines hohen Fürsten, der in seiner Herrlichkeit Hof hält, während Hunderte von Vasallen zur Audienz eilen, bei der niemand eine unehrerbietige Haltung einnimmt oder sich zurückzieht.“
Ein malerisches Mittel, mit dem Wang Jian die Struktur der Berge modelliert, sind die gleichmäßigen langen, in dunkler, feuchter Tusche ausführten Hanffaser-Texturstriche (chin. pimacun).
Die von Wang Jian verwendeten Hanffaser-Texturstriche zeichnen sich durch ihre gleichmäßige lange, in heller, trockener Tusche ausgeführte Struktur aus. In dem für die Ästhetik und Techniken der Gelehrtenmalerei einflussreichen „Malereihandbuch aus dem Senfkorngarten“ (chin. Jieziyuan huazhuan), dessen erster Band über Landschaften 1679 erschien, werden verschiedene Typen formgebender Texturstriche definiert, darunter Hanffaser-Texturstriche, Axthieb-Texturstriche (chin. fupicun), Regentropfen-Texturstriche (chin. yudiancun) sowie Texturstriche, die sich lösenden Seilen gleichen (chin. jiesuocun).
Es war das Anliegen von Wang Jian, eine herbstliche Berglandschaft möglichst wirklichkeitsnah darzustellen.
Wie bei einer Vielzahl von chinesischen Malereien im orthodoxen Stil der Fall, gibt uns auch hier die Inschrift zusätzliche Informationen bezüglich des Entstehungskontextes des Werkes. Wangs Anliegen bestand primär in einer Auseinandersetzung mit seinem Vorbild Huang Gongwang. Wang Jian war zum einen an der kompositionellen Struktur, also die Anordnung der Bildelemente, interessiert aber noch mehr an der Pinselführung.
Wang Jian zählt zu den wichtigsten Vertretern der Praxis des Malens im Stil eines bestimmten Künstlers bzw. des Nachahmens (chin. fang), welche eine zentrale Rolle in der orthodoxen Gelehrtenmalerei spielt.
Das in dieser Aufgabe besprochene Werk „Herbstberge im Stil des Huang Gongwang (1269–1354)“ weist einen direkten Einfluss von Huang Gongwang, der in der Herausbildung des orthodoxen Malstils eine zentrale Rolle spielt, auf. Huang transformierte den auf Dong Yuan (gest. 962) zurückgeführten Landschaftstypus der gerundeten Hügellandschaften mit Hanffaserstrichen. in eine Bildsprache, in der der kalligraphische Duktus die deskriptive Funktion des Pinselstriches überlagert. Huang Gongwang wurde häufiger nachgeahmt als jeder andere Künstler, und das vorliegende Bild ist nur eines von vielen, die Wang Jian in seinem Stil malte.
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